Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 23.07.2018

Heimmacht? Schön wärs


Sébastian Lavoyer

Vieles hätte anders werden sollen diese Saison. Man wollte einen neuerlichen Umbruch verhindern, man wollte wieder zur Heimmacht werden, sodass die Gegner mit zitternden Knien ins Joggeli einlaufen, man wollte und will noch immer den Meistertitel zurückholen. Soweit zu den Absichten. Die Realität sieht anders aus. Obwohl man das Team zusammenhalten wollte, verlor man drei Stammkräfte. Sportchef Marco Streller machte danach geltend, dass man jetzt – im Gegensatz zum Winter – Spieler mit Rhythmus, also Stammkräfte verpflichtet hätte.

Tatsächlich gelingt den drei Neuen, Tor hüter Jonas Omlin, Rechtsverteidiger Silvan Widmer und Angreifer Aldo Kalulu, ein ansprechendes Debüt. Das freilich reicht nicht, um gegen St. Gallen als Sieger vom Platz zu gehen. Obschon der FCB mehr Chancen hat, stehen die Spieler des Vize- Meisters am Schluss mit hängenden Köpfen vor den eigenen Fans. «Ein glücklicher Sieg» sei das gewesen, sagte St.-Gallen-Trainer Peter Zeidler nach der Partie, während sein Basler Pendant, Raphael Wicky, sagte, das sei «das Bitterste, was dir als Fussballer passieren kann».

Denn eigentlich macht Basel ein gutes Spiel, vieles scheint – trotz der zahlreichen Wechsel – schon zu passen. Aber dann schockt sie Cedric Itten mit einem herrlichen Distanzschuss. 1:0 für den Gast aus der Ostschweiz in der 56. Minute. Basel reagiert, drängt auf den Ausgleich und kriegt ihn durch ein Eigentor von Jordi Quintilla quasi geschenkt (66.). Etwas mehr als zehn Minuten später lupft Albian Ajeti den Ball über den herausstürmenden Dejan Stojanovic, Ajeti will schon zum Jubel ansetzen, als Silvan Hefti auf der Linie klärt. Es wäre schon genug bitter gewesen für die Basler, aber es kam noch viel bitterer. Nachspielzeit, letzter Angriff der Ostschweizer, Marco Aratore zirkelt den Ball auf das FCB-Tor, Luca Zuffi fälscht mit dem Rücken ab, Omlin streckt sich. Alles umsonst. Der Ball zappelt im Netz – 2:1 für den FC St. Gallen.

Zum ersten Mal seit 1996 und einem 0:1 gegen Xamax startet der FCB mit einer Heimpleite in eine Saison. Jahrelang gab es für die Gegner nichts zu holen im Joggeli. Vergangene Saison begann der FCB zu schwächeln. Die verlorenen Punkte vor eigenem Publikum hat man als einen der Gründe für das Scheitern in der Meisterschaft ausgemacht, wollte Gegensteuer geben. Doch es ist bedeutend leichter, einen Ruf zu verspielen, als sich diesen wieder zu erarbeiten, wie sich am Beispiel des Spiels vom Samstag eindrücklich zeigt.

Ein Zeichen der Ohnmacht

Eigentlich wollte man das Signal senden: Wir sind wieder wer. Wir sind eine Heimmacht. Das Gegenteil ist passiert. Zwar sagt Wicky: «Das Resultat ist das einzig Negative an diesem Spiel. Wir haben gut gespielt, deshalb bin ich sehr zuversicht lich für die nächsten Spiele.» Aber Fussball ist zu wesentlichen Teilen Kopfsache. Und in den Köpfen der Gegner dürfte sich nun eingebrannt haben: Basel ist verwundbar, immer noch verwundbar. Auch zu Hause. Und genau das wird die Aufgabe für den FCB noch deutlich schwieriger machen.

Logisch, es ist nur ein Spiel, man hat noch 35, um diesen Ausrutscher zu korrigieren. Aber es hätte doch alles anders werden sollen. Und jetzt also wieder ein Fehlstart. Letzte Saison setzte es für den FCB im Auftaktspiel ein 0:2 gegen den späteren Meister YB ab. Jetzt ein 1:2 gegen St.Gallen. Zu Hause. Eine Machtdemonstration hätte es werden sollen, sie endete in der Ohnmacht. Es ist schwer, nach einem solchen Auftakt weiter an den Titel zu glauben.

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