Presseschau

Blick vom 07.12.2017

Der Professor

Basel-Coach Raphael Wicky

Früher war er der Sonnyboy. Doch in kürzester Zeit ist Raphael Wicky zum Fussball-Professor geworden. Und hat nun sein Meisterstück abgelegt.

Martin Arn und Stefan Kreis , Lissabon

Haben Sie lange gefeiert nach dem Sieg gegen Benfica?

Raphael Wicky: Wir haben gemeinsam zu Abend gegessen. Dann habe ich mit meinen Eltern, die in Lissabon waren, ein Glas Wein getrunken.

Wann mussten die Spieler zurück im Hotel sein?

Es gab kein Antrittsverlesen.

Sie haben also nicht an der Rezeption gewartet?

Nein, ich kontrolliere nicht, wann sie nach Hause kommen. Ich war ja früher selber Spieler …

Sie haben nach der Partie gesagt, Sie würden nie gut schlafen nach einem Spiel. Wie war die Nacht?

Ich habe nicht gut geschlafen. Das ging mir schon so, als ich selber noch Spieler war. Wenn das Spiel um 16 Uhr angepfiffen wird, dann kannst du so um 23 Uhr oder um Mitternacht irgendwann mal einschlafen. Wenn man um 20 Uhr oder noch später spielt, dann wird es schwierig, Ruhe zu finden.

Das Glas Wein hat nichts genützt?

Leider nein.

Sportchef Marco Streller sagt, man brauche nach solchen Erfolgen eine Nacht, um zu realisieren, was man geschafft hat. Wie lange dauert es bei Ihnen?

Bei mir dauert es sogar noch länger. Ich brauche noch ein paar Tage. Aber ich bin unglaublich stolz auf unsere Mannschaft und hatte extrem Freude. Es war ein schönes Gefühl, als ich am Mittwochmorgen aufwachte.

Welchen Gegner wünschen Sie sich im Achtelfinal?

Rom wäre schön, Tottenham auch. Barcelona, Manchester City oder PSG wären reizvoll. Aber sie sind halt auch extrem stark. Deswegen bin ich hin- und hergerissen.

Präsident Bernhard Burgener hatte im September, als Basel gegen St. Gallen verloren hatte, im BLICK gefordert: «Jetzt müssen Wicky und seine Mannschaft liefern!» Haben Sie sich das zu Herzen genommen?

Wir haben versucht, unseren Job so gut wie möglich zu machen. Der Präsident hat das Recht, Erfolg einzufordern. Ich denke auch nicht, dass er das auf eine negative Art getan hat.

In der Champions League sitzen jedes Mal Dutzende Scouts auf der Tribüne. Mit wie vielen Abgängen rechnen Sie im Winter?

Es ist logisch, dass man auf sich aufmerksam macht, wenn man in der Champions League 12 Punkte holt. Sportchef Marco Streller dürfte einen strengen Winter vor sich haben. Mein Ziel ist klar: Wir wollen Meister werden. Am liebsten würde ich den ganzen Kader zusammenhalten.

Die Aussicht, im Achtelfinal zu spielen, könnte ein Argument sein, beim FCB zu bleiben …

Das Hauptargument ist, dass der Spieler einen Vertrag hat bei uns. Dann müssen sich gerade diejenigen, die im Sommer an die WM wollen, die Frage stellen, ob es klug ist, im Winter zu wechseln und beim neuen Klub eventuell auf der Bank zu sitzen.

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