Presseschau

Aargauer Zeitung vom 07.12.2017

Sie bescheren Streller einen «strengen Winter»

Fussball · Der FCB qualifiziert sich mit Punkterekord für die Achtelfinals der Königsklasse. Jetzt muss Sportchef Marco Streller bloss aufpassen, dass ihm im Winter nicht alle Stars weggekauft werden.

Sébastian Lavoyer, Lissabon

Zwölf Punkte hat der FCB in sechs Spielen der Champions League geholt. So viele wie noch nie. In einer Gruppe mit Manchester United, Benfica und ZSKA Moskau ist das schlicht sensationell. Und es sorgt in ganz Europa für Gesprächsstoff. Wenigstens in Fachkreisen, sprich: bei den Scouts. FCB-Trainer Raphael Wicky meint: «Das wird ein strenger Winter für Marco Streller.»

Denn das Team des FC Basel ist bestückt mit herausragenden Spielern. Wie Mohamed Elyounoussi (23), Manuel Akanji (22), Dimitri Oberlin (20), Tomas Vaclik (28) oder Michael Lang (26). Sie haben in der Königsklasse für Furore gesorgt. «Mir ist klar, dass unsere Spieler Begehrlichkeiten wecken. Und zwar bei richtig grossen Vereinen», sagt Sportchef Marco Streller.

Akanji darf man nicht verlieren

So gross das Interesse an den FCB-Stars auch sein mag, so klar ist, dass weder Trainer noch Sportchef sie schon im Winter abgeben möchten. Basel will Meister werden. Deshalb wird Streller fast alles unternehmen, um das Team bis im Sommer zusammenzuhalten. Denn nach holprigem Start greifen die Mechanismen nun. Die Mannschaft lässt sich auch von Rückschlägen nicht mehr aus dem Tritt bringen. Nach dieser so bitteren Niederlage gegen ZSKA Moskau zum Beispiel reihte der FCB weiter Sieg an Sieg, bezwang in der Königsklasse Gigant Manchester United und verringerte in der Liga den Rückstand auf YB auf vier Punkte.

Wer könnte den FCB also am ehesten verlassen? Wo lauern Gefahren? Eines der driftigsten Argumente für alle: Sie würden den Achtelfinal der Champions League verpassen. Gefeit vor einem Transfer ist man trotzdem nicht. Beginnen wir also bei jenem Spieler, bei dem ein Abgang am wahrscheinlichsten scheint: Mohamed Elyounoussi. Schon vor einem Jahr gab es Interessenten aus der Premier League – und es gibt sie noch immer. Allerdings wird er wohl über zehn Millionen kosten. Für englische Klubs ist das jedoch nicht wirklich ein Problem. Und der FCB könnte seinen Abgang wohl verkraften. Der Deal mit Lausanne-Spielmacher Samuele Campo (22) soll so gut wie fix sein. Ausserdem sondieren die Basler den Markt in Lateinamerika auf der Suche nach einem Delgado-Ersatz.

Manuel Akanji ist der Shootingstar im Kader von Wicky. Doch es müsste wohl ein Wahnsinnsangebot kommen, dass die Basler ihn ziehen lassen. Er ist in Topform, eminent wichtig in der Dreierabwehr. Ihn gilt es zu halten, wenn es irgendwie geht. Die Schmerzgrenze dürfte bei 15 bis 20 Millionen Franken liegen. Aber es muss alles passen. Denn Akanji wird in den letzten sechs Monaten vor der WM nicht riskieren wollen, den Stammplatz zu verlieren. Dieses Risiko besteht bei jedem Wechsel.

Dimitri Oberlins Marktwert ist in den wenigen Monaten, in denen er beim FCB unter Vertrag steht, explodiert. Vier Tore hat er in der Champions League geschossen. Gleichauf mit Topstars wie Romelu Lukaku von Manchester United und Kylian Mbappé von PSG. Doch wenn er gut beraten ist, bleibt er wenigstens bis im Sommer. Dann könnte er sich beim FCB durchsetzen und vielleicht sogar einen Platz im Kader der Nationalmannschaft sichern.

Michael Lang und Tomas Vaclik glänzen beide seit Jahren mit Leistungen auf höchstem Niveau. Die Gefahr, dass sie gehen, ist aber eher noch geringer als bei Letztgenanntem. Beide werden nur wechseln, wenn ein Topverein anklopft. Sie sind dem Verein zu verbunden, als dass sie wegen irgendeines Angebots gehen würden. Und sie sind zu wichtig für den FCB, als dass man sie einfach so ziehen lassen würde. Im Fussball jedoch gilt: Nichts ist unmöglich. Das hat der FCB gerade selbst wieder einmal bewiesen.

Zurück