Presseschau

Blick vom 26.09.2017

Feige Fussball-Bosse

Nur 2 Super-League-Präsis verurteilen Prügel-CC

BLICK-Fussballredaktion

Unfassbar! Luganos Renzetti und Lausannes Joseph sind die einzigen Super-League-Präsidenten, die Prügel-Constantin kritisieren.

Fussball wurde am Wochenende auch noch gespielt. Aber die Schlagzeilen gehören weiterhin Sion-Präsident Christian Constantin, seinem Sohn Barth und TVExperte und Ex-Naticoach Rolf Fringer. CC hatte Fringer nach dem Spiel zwischen Lugano und Sion vom letzten Donnerstag mit mehreren Ohrfeigen und einem Tritt in den Hintern eingedeckt. Sohn Barth hatte Fringer davor gedroht: «Sagst du nochmals etwas gegen meine Familie, dann schwöre ich dir: Ich töte dich.»

Die Empörung ging weit über die Landesgrenzen hinaus.

BLICK will von den Super-League-Klubs wissen, wie sie die Attacke werten. Doch kaum einer will sich die Finger verbrennen. Jeder habe gesehen, was passiert sei, heisst es etwa von YB, der Ball liege nun bei der Liga. Thuns Präsident Markus Lüthi sagt: «Die Liga soll sich mit Constantin und Fringer an einen Tisch setzen.» FCZ-Präsident Ancillo Canepa will sich nicht äussern: «Die Disziplinarkommission der Liga wird sich um den Fall kümmern.»

Auch bei St. Gallen und GC will man nichts dazu sagen. Der FCB lässt trotz zweimaliger Anfrage ausrichten, dass sich kein Klub-Vertreter öffentlich zum Fall äussern werde, man kommentiere Vorgänge bei anderen Klubs prinzipiell nicht, so der Serienmeister.

Geradezu grotesk sind die Aussagen unserer obersten Sportler. Das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) verweist ans Bundesamt für Sport (Baspo) in Magglingen. Von dort heisst es: «Kein Kommentar, nicht unsere Angelegenheit.»

Da lobt man sich einen wie Lugano-Boss Angelo Renzetti, der sagt: «Constantin macht aus einem ganz schlimmen Vorfall eine Theatervorführung. Er zieht einen Skandal ins Lächerliche. Er versucht, mit Pathos das Herz ‚seiner Walliser’ zu berühren. Wie etwa mit seiner absurden Anekdote: Fringer als Österreicher, gegen den man sich zur Wehr setzen muss. Es muss jetzt schnell gehandelt werden. In so einem dramatischen Fall zeigt sich, ob die Liga stark ist.»

Zivilcourage zeigt auch Lausannes Präsident Alain Joseph: «Christian ist ein guter Bekannter von mir. Aber ich habe ihm gesagt, dass das ein Riesenmist war. Er hatte seine Emotionen nicht im Griff. Handgreiflichkeiten verurteile ich aufs Schärfste.»

Der FCL will offiziell auch nicht Stellung nehmen. Hauptinvestor Bernhard Alpstaeg jedoch sagt: «Ich verstehe CC grundsätzlich. Aber seine Reaktion war völlig unangemessen. Das geht wohl nur im Wallis. In Luzern würde so jemand in die Wüste geschickt.» Selbstjustiz würde in Luzern nicht akzeptiert: «Solche Aktionen haben mit dem Fussball nichts gemeinsam», so der FCL-Investor.

Sehr dezidiert äussert sich schliesslich auch FCZ-Trainer Uli Forte: «Das war ein absolutes No-Go. Ich war schockiert. Es braucht eine drakonische Strafe. Handgreiflichkeiten gehen überhaupt nicht. Wir sind ja nicht im alten Rom. Man müsste Constantin für ein paar Jahre sperren.»

Einer, der sich ebenfalls nicht versteckt, ist der Geschäftsführer des FC Winterthur, Andreas Mösli: «Auch wenn ich Gefahr laufe, am nächsten Liga-Meeting eins auf den Latz zu bekommen: Was soll das, Monsieur Constantin? Ein einfacher Fan würde nach einer solchen Aktion diskussionslos mindestens ein zweijähriges Stadionverbot kassieren.»

Mösli weiter: «Constantins Argumentation, er habe Fringer gemassregelt, wie ein Kind auf dem Pausenplatz, ist bedenklich und erinnert an Donald Trump oder Nordkoreas Kim Jong Un.»

Und was sagt eigentlich die Liga? Deren Präsident, Heinrich Schifferle, hatte den Vorfall am Sonntagabend in einer TV-Diskussion «aufs Schärfste» verurteilt. Er gab allerdings zu bedenken: «Die Rechtslage ist extrem heikel. Wir wollen keine Basis für ein unschönes Verfahren legen.»

Wie die Liga gestern mitteilt, wird dieses Verfahren «mit höchster Dringlichkeit» behandelt. Will heissen: CC und sein Sohn Barth haben bis Mittwoch Zeit, Stellung zu nehmen. Danach könnte bereits vor dem Wochenende ein Urteil ergehen. Spätestens aber in der Woche danach. Falls Daniele Moro, der Präsident der Disziplinarkommission, nicht eine zusätzliche Anhörung anordnet.

Urteilen wird danach die dreiköpfige Disziplinarkommission unter Moros Vorsitz.

Sein Urteil bereits gefällt hat der bekannte deutsche TV-Experte Marcel Reif im «Teleclub»: «Constantin hat nicht aus dem Affekt gehandelt. Wenn jemand ein Kopfgeld auf Schiedsrichter aussetzt, einen Unparteiischen und dann einen TV-Experten angreift, dann ist dieser Mensch nicht therapierbar. Er braucht dringend Hilfe.»

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