Presseschau

NZZ vom 11.08.2017

Spätes Basler Zittern

GC besinnt sich erst am Ende aufs Fussballspielen und verliert in Basel 2:3

Stephan Ramming, Basel

Warum denn nicht von Anfang an so? Am Ende wogte das Spiel hin und her, alle taktischen Fesseln waren hüben wie drüben über Bord geworfen, GC wollte den Ausgleich, Basel den Sieg. Siebzig Minuten lang war die Partie eine einseitige Angelegenheit gewesen, der FC Basel demonstrierte seine Überlegenheit, die Grasshoppers bemühten sich, nicht unter die Räder zu geraten. 3:0 stand es, leistungsgerecht, standesgemäss, kein einziges Mal hatte GC aufs Tor der Basler geschossen, bis Andersen beschloss, vielleicht doch einmal zu versuchen, aufs gegnerische Tor zu ziehen. Der Däne dribbelte, schoss und – traf.

Es begannen die zwanzig Minuten, für die sich der Gang ins Stadion lohnen sollte. Zuvor aber sahen die gut 26 000 Zuschauer ein ganz anderes, einseitiges Spiel. Denn die Zürcher waren mit einem ganz anderen Plan nach Basel angereist, als Tore zu schiessen. 29 Minuten lang ging dieser Plan einigermassen auf. Der GC-Trainer Carlos Bernegger hatte den Plan schon am vergangenen Sonntag in Luzern zur Anwendung gebracht, wo GC beim 2:2 den bisher einzigen Punkt gewonnen hatte. Was in Luzern einigermassen erfolgreich war, stellte sich in Basel jedoch als wenig zukunftsfähig heraus. Zu fünft verteidigten die Grasshoppers ihren Strafraum, wenige Meter vor der Abwehrkette reihten sich vier weitere Spieler gegen den FCB auf, und vorne zog Munsy einsam seine Bahnen, wie in Luzern auf einen Lucky Punch hoffend.

Doch er ereignete sich nicht, der gegnerische Fehler, der wie noch in Luzern zu einem Nadelstich hätte führen können. Zu schwach, zu zaghaft, zu mutlos waren die Zürcher; als hätte der Trainer seinen Spielern verboten, in die Platzhälfte der Basler vorzudringen. Diese ultradefensive Wagenburg-Taktik wurde zum Glück für alle, die im Fussball nicht nur ein Spiel des Verhinderns und Zerstörens sehen, nach einer knappen halben Stunde bestraft. Wie schon beim 0:4 gegen YB unterlief Vilotic ein Eigentor – der GC-Captain lenkte mit der Brust eine Hereingabe Xhakas ins eigene Goal. Kurz vor der Pause traf van Wolfswinkel zum 2:0, nachdem Lindner einen Drop-Kick Elyounoussis hervorragend, aber eben doch ungenügend abgewehrt hatte. Und als van Wolfswinkel nach einer Stunde den Penalty nach einem Foul Zesigers am eingewechselten, quicklebendigen Oberlin zum 3:0 verwertete, schien der Match entschieden, bis Andersens Tor die Schlussphase einläutete. Und die hatte es in sich.

Plötzlich begannen die Grasshoppers den zuvor in allen Belangen überlegenen Baslern Paroli zu bieten und sich darauf zu besinnen, dass es im St.-Jakob-Park einen Strafraum gibt, in den man vielleicht auch einmal eindringen könnte, um dort ein Tor zu schiessen. Der Innenverteidiger Vilotic betätigte sich denn auch als Mittelstürmer und war prompt zur Stelle, als Jeffren eine Flanke in den Strafraum spielte – Kopfball, Tor, und plötzlich lag für GC ein Punkt in Reichweite, während der FCB um die Früchte seiner Überlegenheit zu zittern begann. Als dann aber der GC-Verteidiger Doumbia in der Nachspielzeit einen Abschluss neben Vacliks Tor gesetzt hatte, war das Spiel vorbei. Der FCB schloss zu YB auf, die Grasshoppers bleiben weiter am Tabellenende mit einem einzigen Punkt. Wäre es anders gekommen, hätte das Ergebnis nicht den Leistungen der beiden Teams entsprochen.

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