Presseschau

NZZ vom 19.05.2017

Als spielten sie Verstecken

In der Vorpremiere zum Cup-Final von nächster Woche trennen sich der FC Basel und der FC Sion 2:2

Peter B. Birrer, Basel

Die finale Meisterschaftsphase verleitet zu Gedankenspielen. Es könnte ja sein, dass der FC Sion drei Punkte Rückstand auf den FC Basel hat und in dessen Haus kurz vor Schluss aufschliesst. Spannung garantiert. Es könnte zudem sein, dass die Young Boys einen Punkt hinter Basel zurückliegen und den Gegner mit einem Erfolg drei Runden vor Schluss im Stade de Suisse überholen. Hochspannung auf sicher.

Könnte beides sein. Ist es aber nicht.

Die Rangliste ist dergestalt in Marmor geschlagen, dass potenzielle Spitzenspiele nur Exhibition sind. FC Basel gegen FC Sion ist die Vorpremiere auf den Cup-Final vom nächsten Donnerstag, YB gegen FC Basel heisst am Sonntag: abgehängter Zweiter gegen den Ersten. Kribbeln? Nein, nicht wirklich.

Im St.-Jakob-Park fragte man sich am Donnerstag zunächst, ob die Walliser allenfalls Verstecken spielen. Nur nicht zu viel preisgeben eine Woche vor dem Cup-Final, den sie immer noch höher zu hängen scheinen als die Meisterschaft. Sie wirkten lethargisch und überliessen dem Meister Ball, Spielfeld und Initiative und schönten ihre erste Halbzeit mit einem Konter, den Akolo mit seinem 15. Saisontor zum 1:1 abschloss. Der unverdiente Ausgleich zum 2:2 fiel erst in der 95. Minute. Wenn man sich den Abend vergegenwärtigt, bleibt der Gedanke relativ fern, dass der FC Sion seinen 14. Cup-Final gewinnen könnte. Aber eben: Da blieben Qualitäten verborgen. Wer in die Stadionecke schaute, in der sich ein paar Walliser Anhänger aufhielten, verscheuchte den Bezug zum Cup-Final. So kann es halt sein, wenn der Strom fehlt, auch wenn sich die Sittener diverse Verwarnungen einhandelten und ihr reklamierender Trainer Sébastien Fournier ermahnt werden musste.

Wer noch nicht mitbekommen hat, in welchen Sphären der FC Basel kreist, kann im Basler Fanshop einen Augenschein nehmen. Dort wird in der Vitrine für den Titel 2016 bald das Replikat des Meisterpokals stehen, das die Liga künftig jedem Meister übergeben wird. Dazu gesellt sich in Bälde der echte Wanderpokal, den die Liga derzeit «aufhübschen» lässt. Er bleibt in Basel. Nicht auszudenken, wie viele Pokale dereinst in Vitrinen zur Schau gestellt werden, wenn der rot-blaue Monolog weitergeht.

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