Presseschau

Basler Zeitung vom 20.03.2017

Basler Verkürzung der Wartezeit

Der FCB tritt gegen GC beschwingt auf, trifft aber nur einmal ins Tor – für den Sieg reichts

Von Oliver Gut

Basel. Auf dem Papier ist es auch nach diesem Wochenende ganz einfach. Da kann man die 17 Punkte Vorsprung in der Tabelle vorwärts und rückwärts lesen, die der FC Basel auf den zweitplatzierten BSC Young Boys aufweist und kommt bei noch elf ausstehenden Spielen doch immer zur selben mathematischen Wahrheit. Es ist noch nichts entschieden, der FCB ist zwar in komfortabler Lage, braucht aber im engsten Szenario noch sechs Siege, um sein wichtigstes Saisonziel sicher zu erreichen: den achten Meistertitel in Folge, den 20. in der Clubgeschichte.

Es sind diese Tatsachen, die in den Reihen der Rotblauen immer wieder gebetsmühlenartig wiederholt werden, wenn wie am Samstag mit dem 1:0-Sieg gegen den Grasshopper Club die nächsten drei Punkte eingefahren wurden und der nächste Schritt gemacht ist. Es geschieht primär im Bemühen, die eigene Spannung hochzuhalten. Und vielleicht auch ein bisschen, um so etwas wie Spannung zu suggerieren.

Arithmetik und Stochastik

Spannung, die für Aussenstehende schon lange nicht mehr vorhanden ist, wenn es um die Frage geht, wer am Ende in der Super League auf dem Thron sitzt. Auch bei ihnen geht es ein bisschen um Mathematik. Aber nicht um Arithmetik, sondern um Stochastik. Um Wahrscheinlichkeit also. Und um gesunden Menschenverstand. Miteinander kombiniert ist das Verdikt klar: Der FCB ist schon Meister, auch wenn er das auf dem Papier noch länger nicht ist. Und es stellt sich die Frage, worum es für die Basler in diesem Frühling in der Liga noch geht, ausser um die Verkürzung der Wartezeit, die mit jedem weiteren Sieg genauso abnimmt wie mit jedem Kalendertag, der verstreicht.

Rekorde vielleicht? Punktemässig ist der FCB auf Kurs. Sein Trainer Urs Fischer sagt dazu aber nur, was er schon im Vorjahr sagte, als alles ähnlich klar war. Ganz Arithmetiker, antwortet er: «Es zählt nur, dass wir unser Ziel erreichen: den Meistertitel und den zweiten Stern. Wenn dann am Ende ein Rekord hinzukommt, dann ist das schön.»

Schöner, unterhaltsamer Fussball vielleicht? Der FC Basel zeigte diesen in dieser Saison nicht im Übermass. Am Samstag war die Leistung aber gut, wobei vor allem die erste Hälfte äusserst beschwingt daherkam. Makellos wars allerdings nicht, denn dazu fehlte Rotblau der Plural von «Tor». Gleich nach sechs Minuten trafen die Basler, mit dem ersten guten Angriff. Luca Zuffi schloss nach eigener Balleroberung einen Doppelpass mit Renato Steffen ab. Alban Pnishi war zwar noch dran am letzten Zuspiel, vermochte aber nicht zu verhindern, dass der Ball trotzdem zum Torschützen kam.

Pflicht und Bonus

Danach jedoch traf der FCB nicht mehr, obwohl er sich genügend Chancen herausspielte. Ob Michael Lang mit Fuss und Kopf, Mohamed Elyounoussi mit der Hacke, Andraz Sporar mit mehreren Abschlüssen oder Taulant Xhaka aus der Distanz – weiteren Basler Jubel gab es keinen mehr. «Und das ist das, was diesem Sieg ein bisschen einen faden Beigeschmack gibt», fand Fischer danach. «Wir hätten mehr Tore schiessen und so das Spiel zur Pause entschieden haben müssen.»

Dass sich das nicht rächte und der FCB seine Pflicht letztlich erfüllte, lag an der Verfassung des Grasshopper Clubs. Richtig gefährlich war bei den Zürchern nur Munas Dabbur. Doch auch der Israeli war nicht cool genug, um eine seiner zwei grossen Chancen zu nutzen, die sich ihm in der 53. und 70. Minute boten. In jener Phase, in welcher der FCB einen Durchhänger hatte. Und GC Mut fasste, im St.-Jakob-Park unerwartet zu Zählbarem zu kommen.

Es wäre ein Bonus mit Signalwirkung gewesen, der den Hoppers nach einem Trainerwechsel von Pierluigi Tami zu Carlos Bernegger gut getan hätte. Denn anders als bei Rotblau weiss rund um Blauweiss jeder, worum es in diesem Frühling geht: Einzig und allein um den Klassenerhalt.?

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