Presseschau

Die Südostschweiz vom 02.03.2006

Kuzmanovic und Rakitic als Differenz

Schweizer U19-Auswahl macht in Jona Werbung in eigener Sache und besiegt Nordirland mit 3:1

Wer glaubte, guter Fussball könne nur bei sommerlichen Temperaturen gespielt werden, wurde gestern eines Besseren belehrt. Die Nationalteams der Schweiz und Nordirlands trotzten der Kälte und zeigten in Jona ein animiertes Spiel.
· von Fredi FÄH

Vier Stunden vor Spielbeginn deutete noch nichts auf eine Durchführung des Kräftemessens zwischen den U19-Auswahlen der Schweiz und Nordirlands hin. Eine knapp 20 Zentimeter hohe Schneeschicht bedeckte das Spielfeld. Es bedurfte des Einsatzes von 50 kurzfristig aufgebotenen Junioren und des Mitwirkens von weiteren freiwilligen Helfern, um die Schneemassen bis zum Anpfiff des Länderspiels zu beseitigen. Das Joner Grünfeld machte letztlich seinem Namen alle Ehre. Die talentierten Nachwuchskicker fanden bei Anpfiff der Partie um 18 Uhr einen gut bespielbaren, grünen Rasen vor.

Das Lob von Claude Ryf

Die Verantwortlichen des Schweizerischen Fussballverbandes wussten die Bestrebungen des FC Rapperswil-Jona für eine plangemässe Durchführung des Länderspiels zu schätzen. «Ich muss den Organisatoren ein grosses Lob aussprechen. Sie haben wirklich alles unternommen, damit wir hier eine gute Spielunterlage vorfanden. Wir kommen gerne wieder nach Jona, um ein Länderspiel zu bestreiten», gab der Schweizer U19-Nationaltrainer Claude Ryf nach Spielschluss zu verstehen. Der ehemalige NLA-Fussballer sprach zudem von der Wichtigkeit des Vergleichs mit Nordirland im Hinblick auf das EM-Qualifikationsturnier im Mai in der Ukraine. «Für uns war das heutige Spiel nicht ein Test, sondern ein richtiger Ernstkampf. Nordirland war der erwartet starke Gegner.»

In der Tat bereiteten die Nordiren, die in der ersten Runde der EM-Qualifikation unter anderem Italien aus dem Rennen geworfen hatten, den Schweizern vor allem in der ersten Halbzeit einige Probleme. Dies, obschon die U19-Auswahl Nordirlands nicht mit der bestmöglichen Formation in Jona angetreten war. Von jenem Team, das sich unlängst gegen Italien erfolgreich in Szene gesetzt hatte, fehlten neun Akteure. «Wir werden dieses Spiel nicht überbewerten, denn es kamen einige Spieler des jüngeren Jahrgangs zum Einsatz», stellte Mal Donaghy, der Coach der Nordiren, fest. Trotzdem bereitete sein Team speziell in der ersten Halbzeit mit seiner aggressiven Spielweise den technisch überlegenen Eidgenossen einige Probleme. Die Räume wurden immer wieder geschickt eng gemacht. «Zum Glück standen unsere Innenverteidiger Haas und Kollar in der ersten Halbzeit sicher, denn sonst hätte das Resultat womöglich anders ausgeschaut», resümierte Claude Ryf unmittelbar nach Spielschluss.

Als Torschütze und Vorbereiter

Das Schweizer U19-Team stand defensiv gut und liess den Nordiren kaum Torchancen zu. Zudem setzte sich bei den Eidgenossen in offensiver Hinsicht immer wieder die Klasse von Zdravko Kuzmanovic und Ivan Rakitic, den beiden Ausnahmekönnern vom FC Basel, durch. Das 1:0 in der 20. Minute war eine Co-Produktion der beiden im Ausland heissbegehrten Akteure. Rakitic, der unter anderem von Chelsea ein Angebot vorliegen haben soll, spielte sich technisch gekonnt durch, bediente Kuzmanovic, der mit einem genau getimten Heber Trevor Carson im Tor der Nordiren nicht den Hauch einer Abwehrchance liess.

Auch beim zweiten und dritten Treffer der Schweizer hatten Kuzmanovic und Rakitic ihre Füsse mit im Spiel. In der 58. Minute setzte der Super-Leage-erprobte Kuzmanovic im Strafraum der Nordiren auf engstem Raum zu einem gekonnten Trick an, liess seinen Gegenspieler ins Leere laufen, passte flach vors Tor, wo der in Stellung gelaufene Sven Jegge von den Zürcher Grasshoppers nur noch einzuschieben brauchte. Beim 3:0 fünf Minuten später setzte der dunkelhäutige Enes Fermino vom Erstligisten Malley den Ball nach einem hoch in den Strafraum gebrachten Rakitic-Freistoss mit einer Direktabnahme ins gegnerische Netz.

An den Offensivqualitäten von Rakitic und Kuzmanovic bekundeten nicht nur die 750 Zuschauer, die trotz eisiger Kälte den Weg ins Stadion Grünfeld nach Jona gefunden hatten, ihre helle Freude. Auch Claude Ryf war voll des Lobes über die Leistung der beiden Ausnahmekönner vom FC Basel. «Sie haben heute den Unterschied zu unseren Gunsten ausgemacht», stellte der Schweizer Nationalcoach fest. Die Torflaute beim Länderturnier in Katar im Januar, wo sein Team gegen Südkorea, Iran und Deutschland ohne Torerfolg geblieben war, begründete Ryf mitunter mit dem Fehlen der beiden Basler Talente, die damals unabkömmlich waren. «Mit ihnen sind wir im Spiel nach vorne klar stärker besetzt. Sie gehören auch international zu den besten Spielern dieses Jahrgangs.» Die Klasse von Rakitic und Kuzmanovic kam gestern Abend im Länderspiel gegen Nordirland deutlich zum Vorschein. Vor allem Kuzmanovic, der beim FC Basel unlängst sogar im Uefa-Cup gegen Monaco eine Einsatzchance erhalten hatte, überzeugte mit einem grossen Laufpensum und einer überdurchschnittlichen Technik. Dies dürfte auch der in Jona erschienenen Prominenz aus der nationalen Fussballszene nicht entgangen sein.

Loose und eine Premiere

Ralf Loose, der Trainer des FC St. Gallen, wurde auf der Tribüne ebenso gesichtet, wie Riccardo Cabanas, der Vater des gleichnamigen Nationalspielers. Cabanas senior war in seiner Funktion als Chefscout der Zürcher Grasshoppers anwesend. Aus Frauenfeld angereist war der ehemalige U17-Europameister-Trainer Markus Frei, der per Ende Februar seine Tätigkeit als Nachwuchschef bei den Zürcher Grasshoppers niedergelegt hat. Frei wird in Zukunft bei verschiedenen Vereinen, darunter womöglich auch dem FC Rapperswil-Jona, eine beratende Funktion übernehmen. Als Vertreter des FC Zürich wurde gestern Abend Nachwuchskoordinator Gusti A. Lenart gesichtet und die Freunde der Nationalmannschaft entsandten ihren Präsidenten Kurt Grünig nach Jona. Auch der ehemalige GC-Trainer Oldrich Svab nahm auf der prächtigen Tribüne im Stadion Grünfeld Platz. Sie alle sahen eine spielfreudige Schweizer Mannschaft, die sich am Ende verdient mit 3:1 durchsetzte. Den einzigen Treffer für Nordirland besorgte der aufgerückte Verteidiger Chris Turner in der 70. Minute mit einem präzisen Flachschuss. Für den Schweizer Torhüter Marwin Hitz vom FC St. Gallen gabs in jener Situation nichts zu halten. Hitz war gestern unverhofft zu seiner Länderspiel-Premiere gekommen – notabene als Nummer 4 des Teams. Die drei besser eingestuften Torhüter hatten auf Grund von Verletzungen Forfait erklären müssen.

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