Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 15.11.2018

Wie Roger Federers Liebe für den FC Basel entflammte

Fussball Tennis-Superstar Roger Federer war leidenschaftlicher Fussballer.
Jetzt ist er regelmässiger Gast im Joggeli. Was seine FCB-Leidenschaft mit seinem linken Fuss zu tun hat

Sébastian Lavoyer und Simon Häring

Fussball war die erste grosse Liebe von Roger Federer. «Ich war überzeugt, dass er Fussballer würde», sagte Theresa Fischbacher, ehemalige Lehrerin von Federer in Münchenstein. «Man sah ihn kaum je ohne einen Fussball, und er sagte immer wieder: ‹Ich will Fussballer werden.› Lange Zeit wusste ich gar nicht, dass er Tennis spielt. Als ich es erfuhr, ging ich davon aus, dass es eine Nebenbeschäftigung sein muss, weil er so leidenschaftlich Fussball spielte.»

Es war im Jahr 1990, als der Fussball Roger Federer erstmals so richtig in den Bann zog. In den Familien-Ferien in Italien. Just während der Weltmeisterschaft. «Ich habe das Turnier mit grosser Spannung verfolgt. Meine Helden waren Roberto Baggio und Toto Schillaci. Ich erinnere mich an all die weinenden Italiener, die ich nach der Niederlage ihrer Mannschaft im Halbfinal gegen Argentinien auf der Strasse sah. Diese WM hatte einen grossen Einfluss auf mich», sagte er einst gegenüber der französischen Sportzeitung L’Equipe.

Nach den Ferien geht Federer erstmals in ein Training bei Concordia Basel. Marco Chiudinelli, Freund von Federer seit Kindheitstagen, spielte damals im Nachwuchs beim FC Basel. «Zwischen zehn und zwölf Jahren haben wir uns im Fussball duelliert. Zwischen unseren Klubs gab es eine grosse Rivalität. Roger war Stürmer, ich Libero. Er war wirklich gut, vor allem mit dem Kopf. Und er hatte einen harten Schuss, bewegte sich gut. Aber sein linker Fuss war für nichts», erinnert er sich.

Ende der Fussballer-Ambitionen

Es kam der Tag, an dem sich Federer entscheiden musste. Zu voll war der Terminkalender, zu gedrängt die Tage mit Tennis und Fussball. «Der Fussball war mein Lieblingssport und ich wollte als Fussballer Karriere machen. Aber ich bin nicht sicher, ob das geklappt hätte, mein linker Fuss war sehr durchschnittlich», gesteht Federer. Also kehrte er seiner grossen Liebe den Rücken und setzte voll auf die Karte Tennis. Mit beispiellosem Erfolg. In den vergangenen Jahrzehnten hat er sich zum grössten Tennisspieler aller Zeiten gemausert, hat in Wimbledon und Paris genauso triumphiert wie beim US und Australian Open. 20 Grand-Slam-Siege sind es bis heute, 99 Turnier-Siege insgesamt.

Das Ende seiner Fussball-Ambitionen geht aber einher mit dem Beginn einer neuen Leidenschaft. «An dem Tag, an dem ich aufhörte mit Fussball, wurde ich Fan des FC Basel», sagt er. Wann genau er zum ersten Mal im Stadion war, welche Mannschaften sich damals gegenüberstanden, das weiss Federer nicht mehr. Aber er sagt zur bz: «Ich erinnere mich noch ans Joggeli, wie wir jeweils auf den Steinen sassen oder standen. Sitzplätze gab es damals noch keine.»

Noch heute sitzt Federer wann immer möglich im Stadion. Auf der Ehrentribüne, wie es sich für einen Mann seines Formats gebührt. Zuletzt beim 1:1 gegen Xamax während der Swiss Indoors. Regelmässig ist er in der Kabine bei den Spielern. Er hat schon Meisterpokale überreicht, war bei der Verabschiedung von Bernhard Heusler genauso zugegen, wie er bei der Verpflichtung von Alex Frei mitgeholfen haben soll. Mehr als eine Million soll er zur damals teuersten Verpflichtung (6,5 Millionen Franken) des FCB beigetragen haben.

In guten wie in schlechten Zeiten

Dabei war er anfangs nur Fan. Näher an die Mannschaft, an den Klub kam er während der Zeit von Christian Gross und Gigi Oeri. «Von da an hat sich meine Beziehung zum FCB verändert. Zuvor war ich einfach ein Fan, danach hatte ich manchmal das Gefühl, dass wir uns gegenseitig pushen. Es gab unglaubliche Serien auf beiden Seiten», sagt Federer.

Den Kontakt zu Präsidenten, Trainern und Spielern hat Federer stets gepflegt. Und egal, wo er gerade Filzbälle schlägt: Den FCB verfolgt er von überall auf der Welt. «Wenn möglich gehe ich ins Stadion. Aber ich schaue den FCB auch gerne zuhause. Dort kann ich mich emotional wenigstens richtig ausleben und muss nicht die Contenance wahren wie im Stadion», sagt er und lacht.

Nach all den Jahren des Erfolgs litt Federer wie alle anderen FCB-Fans zuletzt des Öfteren. An seiner Liebe für Rotblau ändert das nichts. Er hält zum Klub. «In schlechten Zeiten noch mehr als in den guten, in denen ist es ja einfach.» Und vielleicht wird er ja dereinst sogar eine Funktion im Klub übernehmen. Das jedenfalls liessen die Aussagen von Marco Streller gegenüber der «Schweiz am Wochenende» vermuten. Federer schliesse ein Engagement beim FCB nicht kategorisch aus. Und: «Mit seiner Leidenschaft für den Klub, seiner Erfahrung als Weltsportler und seinem Netzwerk wäre er sicherlich ein Gewinn für den Klub.» Als Fan ist er es heute schon.

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