Presseschau

Luzerner Zeitung vom 25.09.2018

«Es braucht auch Egoismus»

Fussball Jonas Omlin (24) wechselte im Sommer vom FC Luzern zum FC Basel. Morgen (20.00) treffen die beiden Vereine aufeinander. Im Interview äussert sich Omlin zu seinem Abgang, seiner Verletzung und der Krise in Basel.

Interview: Raphael Gutzwiller

Jonas Omlin, was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie Ihren Kollegen beim 1:7 gegen YB zugeschaut haben?

Ich habe den Fernseher rasch nach dem Abpfiff ausgeschaltet. Es ist eine schwierige Situation für die Mannschaft, den ganzen Verein. Aber man muss nach vorne schauen und weiterarbeiten.

Sie sind derzeit verletzt. Wie schwierig ist es, dem Team nicht helfen zu können?

Klar wäre man lieber dabei und könnte etwas bewirken. Aber in meiner derzeitigen Situation ist leider nicht mehr möglich, als der Mannschaft gut zuzureden.

Wie geht es Ihnen?

Ich bin nach meiner Oberschenkelverletzung auf dem Weg zur Besserung. Letzten Freitag hatte ich wieder ein MRI, das recht gut ausgesehen hat. Ich darf aber nichts überstürzen. Es ist eine gröbere Verletzung und deshalb lasse ich mir Zeit.

Am Mittwoch geht es gegen den FC Luzern. Wie sehr wurmt es, nicht dabei zu sein?

Sehr. Es nervt mich immer, wenn ich nicht spielen kann, aber gegen den FCL ist es sicher spezieller, weil eine Verbundenheit da ist.

Ihr Abgang kam für viele überraschend. Warum haben Sie sich dazu entschieden?

Das Angebot war für mich eine riesige Chance. Zu dem Zeitpunkt haben das sicher nur wenige erwartet. Für mich ist der Wechsel nach Basel aber ein Schritt nach vorne.

Auch wenn Sie als Ersatzgoalie geholt wurden?

Ich habe gepokert. Man konnte nicht genau wissen, was passiert. Schliesslich hat Tomas Vaclik zu Sevilla gewechselt und ich wurde die Nummer 1. Im Nachhinein kann ich natürlich sagen, dass ich alles richtig gemacht habe.

Aber Hand aufs Herz: Sie wussten doch, dass Sie neuer Stammgoalie werden.

Ja, irgendwann schon. Aber es ging jeder davon aus, dass es noch ein Jahr dauern würde, bis Vaclik gehen würde. Es wurde mir aber gesagt, dass man Vaclik gehen lässt, wenn ein Angebot kommt.

Bei Basel überzeugten Sie sogleich. Hatten Sie gar keine Anpassungsschwierigkeiten?

Doch, am Anfang schon. In den Testspielen machte ich einige Fehler, da sind sicher schon Zweifel aufgekommen. Aber da musste ich stark bleiben und das möglichst schnell abhaken.

Wie sind Sie mit der Kritik umgegangen?

Ich habe beim FC Luzern gelernt, mich nicht darum zu kümmern, was andere denken, die mich nicht gut genug kennen, um mich beurteilen zu können.

Heute heisst es, Sie seien der einzige gute Transfer von Sportchef Marco Streller.

Das stimmt natürlich nicht. Aber Fussball ist ein Tagesgeschäft. Ich hatte eine gute Phase und jetzt einen Rückschlag erlitten. Nun geht es darum, mich zurückzukämpfen. Es ist nicht selbstverständlich, dass man nach einer Verletzung so spielt wie zuvor.

Sie waren in Ihrer Karriere nur selten verletzt.

Genau. Ausser einem Syndesmosebandriss bei Le Mont war ich nie schwer verletzt. Nun hat es mich wieder mal erwischt. Vielleicht habe ich eine Pause gebraucht. Es kann ein Zeichen des Körpers sein, dass alles schnell gegangen ist – vielleicht zu schnell.

Seit Sie verletzt sind, läuft es dem FCB nicht mehr. Wo liegt das Hauptproblem?

Ich habe das schon bei meiner Zeit in Luzern erlebt, wenn es nicht lief. Es sind viele kleine Dinge, die zum Problem werden können. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir da wieder herauskommen. Dafür muss sich jeder hinterfragen und vor seiner eigenen Haustür wischen.

Sie stammen aus dem Kanton Obwalden. Wohnen Sie nun in Basel?

Ich habe eine Zweitwohnung in Basel. Aber ich fühle mich sehr verbunden mit Obwalden, wohne inzwischen in Alpnachstad.

Dort hat es viele FCL-Fans. Wie fielen die Reaktionen aus?

Einige meiner Freunde sind sogar Basel-Fans, die waren natürlich glücklich. Klar, kenne ich auch viele Luzerner Fans. Aber die, die mich besser kennen, konnten meinen Entscheid verstehen.

Und doch waren viele Fans enttäuscht.

Das ist immer so, wenn man innerhalb einer Liga wechselt. Aber man muss nicht immer das grosse Ganze, den Verein, anschauen, sondern auch den Einzelsportler beurteilen und sehen, welche Perspektiven er hat. In diesem Business braucht es auch einen gewissen Egoismus. Wichtig ist, dass man für den Verein bei dem man spielt, immer Vollgas gibt.

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