Presseschau

St. Galler Tagblatt vom 19.02.2018

St.Gallens Sonntagsgesicht

Patricia Loher

Auswärtssieg · Die zwei Tore des 21-jährigen Cedric Itten gegen seinen Stammverein Basel sind für den FC St.Gallen eine Befreiung – und nehmen auch den Druck aus der Trainerdiskussion.

Patricia Loher
Cedric Itten wusste nicht so recht, wie ihm geschah. Mit zwei Toren im St.-Jakob-Park hat die Basler Leihgabe seine früheren Teamkollegen im Kampf um den Meistertitel möglicherweise entscheidend zurückgebunden. «Ich wollte mich zurückhalten mit dem Jubel, doch dann kamen die Emotionen hoch», sagte er. Eigentlich brauchte ihn Basel auch gar nicht zu interessieren. Denn sein aktueller Arbeitgeber war nach der Winterpause ebenfalls nicht gut aus den Startlöchern gekommen. Nach zwei Niederlagen drohte den Ostschweizern nach der Partie beim Ligakrösus im schlimmsten Fall ein Abrutschen bis auf den zweitletzten Rang. Nicht wenige hatten vor dem Heimspiel am Sonntag gegen Lugano mit einer Lageverschärfung gerechnet, denn St.Gallen war in den vergangenen sechs Partien in Basel immer leer ausgegangen – und dabei meistens chancenlos geblieben.

Drei Clubs innert 18 Wochen

«Itten hat uns sehr weh getan», sagte Basels Sportchef Marco Streller. «Aber ab Sommer ist er ja wieder bei uns.» Der 21-jährige Stürmer wurde in Basel ausgebildet und läuft erst seit vier Wochen für die Ostschweizer auf. Noch im Januar war er als Spieler des FC Basel ins Trainingslager nach Spanien gereist, zurück aber kam er als Stürmer des FC St.Gallen. Seine Anlagen wurden schon in den Testpartien offensichtlich. Der U21-Internationale ist ein Spieler, der den Ball gut halten kann und physisch stark ist. Zuvor war Itten schon an den FC Luzern ausgeliehen, ehe ihn der FC Basel im September aus der Zentralschweiz zurückholte. Doch dann verpflichtete der Club im Oktober Albian Ajeti. Itten sah seine Chance, auf Einsätze zu kommen, schwinden und trieb eine nächste Ausleihe voran. Drei Clubs innert 18 Wochen: Als U21-Spieler ist es Itten möglich, während einer Saison für mehr als zwei Vereine aufzulaufen.

Bei den Young Boys und auch zu Hause gegen den FC Zürich kam der Stürmer noch kaum zur Geltung. In Basel war das anders, weil die gesamte Mannschaft ihr gutes Auswärtsgesicht zeigte. St.Gallen schien daran zu glauben, dass im St.-Jakob-Park wieder einmal etwas möglich sein könnte. Die Ostschweizer knackten den Gegner, weil sie kompakt, strikte organisiert und ungemein effizient auftraten. Zudem fiel keiner ab. Nebst Itten überzeugte vor allem auch der 19-jährige Jasper Van der Werff. Der Verteidiger brachte sein Super-League-Début fehlerfrei und wie ein Routinier über die Bühne. Auch Goalie Dejan Stojanovic war ein sicherer Rückhalt.

Natürlich hätte der Serienmeister das Spiel in andere Bahnen lenken können, hätte Ricky van Wolfswinkel den Foulpenalty in der 24. Minute verwertet. Doch der FC Basel war an diesem Abend verwundbar und in seinem Angriffspiel weniger gradlinig als auch schon. Das 0:2 gegen St.Gallen war im zweiten Heimspiel seit der Winterpause Basels zweite Niederlage. Zwei Heimniederlagen in Folge unterliefen Basel letztmals im Jahr 1997.

In St.Gallen aber nimmt der überraschende Sieg auch Druck aus der Diskussion um den Coach, die nach den von der Vereinsleitung herbeigeführten Veränderungen in Giorgio Continis Umfeld und den wenig begeisternden Leistungen auf dem Platz Fahrt aufgenommen hatte. Sportchef Alain Sutter sagte im «Teleclub»: «Natürlich ist es nicht einfach für Giorgio. Seit seinem Amtsantritt erlebt er schon den dritten Präsidenten, es sind wieder andere Leute mit anderen Ideen gekommen.» Aber die personellen Veränderungen seien nötig gewesen, solche Veränderungen nehme man ja nicht vor, wenn in einem Verein alles rund laufe, so Sutter. «Und wenn man dann zweimal verliert, ist es normal, dass diskutiert und spekuliert wird. Aber intern hat Giorgio unsere volle Unterstützung.»

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