Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 19.02.2018

Ausgerechnet er

Fussball FCB-Leihspieler Cedric Itten schiesst beim 2:0 für St. Gallen seinen Stammklub ab

Céline Feller

Es sind nicht einfach zwei Tore, die Cedric Itten am Samstagabend erzielt. Natürlich, in der Statistik sind sie das. Aber in Tat und Wahrheit bedeuten diese beiden Treffer mehr. Es sind die ersten beiden Tore für Itten in einem Pflichtspiel für den FC St.Gallen. Es sind Tore, die den Ostschweizern die ersten Punkte 2018 bescheren. Es sind Tore gegen seinen Stammklub, den FC Basel. Jenem Verein, dem er als kleiner Junge vom Barfüsserplatz aus zugejubelt hat, wenn Marco Streller und Co. auf dem Balkon des Stadtcasinos den Pokal in den Nachthimmel stemmten. Und es sind Tore, die die Meisterschaft bereits im Februar entschieden haben könnten. Zuungunsten des FCB.

Denn während die Basler am Samstagabend mit einer erschreckend schwa chen Leistung, in der weder auf den von Ricky van Wolfswinkel verschossenen Penalty noch auf den Rückstand hatte reagiert werden können, 0:2 gegen St. Gallen verlieren, gewinnt YB tags darauf. 3:1 besiegen die Berner Angstgegner Thun und vergrössern den Abstand auf den FCB. Acht Punkte Vorsprung sind es mittlerweile. Der FCB kann folglich nicht mehr aus eigener Kraft Meister werden. Dass in dieser Ge schichte Cedric Itten eine solch zentrale Rolle einnimmt, hätte nicht so kommen müssen. Schliesslich spielte er bis im Januar noch für den FCB.

Drei Klubs in einer Saison

Ittens Geschichte in dieser Saison ist ohnehin speziell. Begonnen hatte er sie in Luzern, wo er auch im Jahr zuvor schon war. Die Devise lautete: Spielpraxis sammeln. Als der FCB im Herbst jedoch in seine erste Krise schlittert, glaubt die Führung das Problem unter anderem bei der mangelnden physischen Präsenz in der Offensive sondiert zu haben. Itten wird am 13. September zurück nach Basel geholt. Sofort rettet er den Baslern das Weiterkommen im Cup in Chiasso.

Ab dann aber muss er hinten anstehen. Der FCB lockt auch Wunschspieler Albian Ajeti zurück, und weil dieser ähnliche Attribute wie Itten vorweisen kann, spielerisch aber höher veranlagt ist, bekommt er meist den Vorzug. Itten drückt fast nur noch die Bank – und im Januar den ganz klaren Wunsch aus, sich ausleihen zu lassen, um wieder spielen zu können. «Das war ein gemeinsamer Entscheid. Wir hatten die Situation, dass wir vier Stürmer waren. In meinem Alter ist es aber wichtig, zu spielen, also habe ich mich ausleihen lassen. Und ich glaube, das war der richtige Entscheid», diktiert er nach dem Abpfiff am Samstag in die Notizblöcke der anwesenden Medienleute.

Itten ist plötzlich gefragt wie nie. Beim FCB war er immer einer von vielen, unauffällig meist, oft gar übersehen. Bei St. Gallen avanciert er zum Matchwinner. «Er hat gezeigt, was Leidenschaft ist und wie man sich vor dem Tor verhalten muss», lobt FCB-Sportchef Streller das Basler Eigengewächs. «Ich kenne seine Qualitäten: Er kann den Ball vorne halten, es ist unangenehm, gegen ihn zu spielen. Und für uns ist es wirklich bitter, dass ausgerechnet er gegen uns getroffen hat», führt Streller aus und schliesst mit den Worten: «Er hat uns sehr weh getan.»

Itten ist sich bewusst, was er an diesem Samstagabend getan hat. Auch deshalb jubelt er erst verhalten, nachher aber doch ausgelassen, «weil die Freude nach zwei Toren halt da ist. Auch wenn ich im eigenen Stadion eigentlich nicht jubeln wollte.» Vielleicht ist es auch ein kleiner Funken Gerechtigkeitsempfinden, welcher der Freude freien Lauf lässt. Schliesslich wurde beim FCB etwas speziell mit dem 21-Jährigen umgegangen. Dennoch wird der Basler im Sommer zum FCB zurückkehren. Dann läuft der Leihvertrag bei St. Gallen aus. Und auch wenn Itten sagt, «ich glaube im Meisterrennen fest an den FCB» wird es wohl eine Rückkehr zum Vizemeister sein. Weil ausgerechnet er in ausgerechnet diesem Spiel zwei Mal treffen musste.

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