Presseschau

Tages-Anzeiger vom 13.09.2017

Keine Magie im Old Trafford

Der FC Basel hat beim 0:3 gegen Manchester United keine Chance. Aber er geht auch nicht unter.

Florian Raz Manchester

Oben auf der Tribüne sassen Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka, Letzterer in einem reichlich gewagten Sakko. Zwei also aus jener Mannschaft des FC Basel, die 2011 das grosse Manchester United unter Alex Ferguson aus der Champions League geworfen hatte. Sie sahen eine aktuelle Ausgabe des FCB am Werk, die mit weniger Talent und auch Selbstverständnis gesegnet ist, als es die ihre gewesen war. An einen magischen Abend in der Art jenes 3:3 hatte deswegen vor dem Anpfiff niemand geglaubt. Nein, für diesen FCB kann dieses eigentlich ganz normale 0:3 sogar einen kleinen Schritt nach vorne bedeuten.

Basel verlor, aber es ging nicht unter, wie das nach den bisherigen Auftritten in der Super League durchaus hatte befürchtet werden müssen. Und die Basler standen auch nicht bloss staunend im «Theatre of Dreams», obwohl Innenverteidiger Manuel Akanji vor seinem ersten Auftritt in der Champions League mit grossen Augen davon erzählt hatte, wie er sich letztes Jahr noch ein Trikot von Paul Pogba gekauft hat, dem 100-Millionen-Euro-Mann der United. Auf das Original-Shirt musste Akanji an diesem Abend wohl verzichten. Pogba stand zwar in der Startaufstellung, verabschiedete sich aber schon nach einer Viertelstunde mit einer Verletzung.

Rennen, das können sie also

Akanji wird es verkraften können. Schliesslich war der Abend für seinen FCB von Anfang an als eine Art Charaktertest angelegt gewesen. Den Beweis, den die Basler antreten wollten: Schaut her, wir mögen derzeit zwar nicht in der Lage sein, Teams von der Klasse eines Lausanne-Sport spielerisch zu dominieren. Aber rennen können wir, als ginge es um unser Leben.

Natürlich kann von professionellen Fussballern erwartet werden, dass sie ihre Arbeit engagiert erledigen, wenn sie im Old Trafford antreten dürfen. Aber wie solidarisch der FCB auftrat, wie meist ein anderer Basler da war, wenn der Nebenoder Vordermann einen Fehler beging oder schlicht überfordert war von der Klasse der Gegner, wird Sportchef Marco Streller auf der Tribüne mit einer gewissen Genugtuung zur Kenntnis genommen haben. Er darf es als Zeichen deuten, dass die Spieler durchaus bereit sind, sich auf die Ideen ihres Trainers Raphael Wicky einzulassen.

Dieser hatte sein Team in einer Aufstellung auf das Feld geschickt, die sich auf den vor dem Spiel verteilten Blättern als mutiges 3-4-3 las. In Realität war es ein 5-4-1, in dem sich der FCB so gut gegen die Angriffswellen warf, wie eben möglich. Mut, aber nicht Übermut hatte Wicky verlangt. Und so drängten sich manchmal elf Basler im und am eigenen Strafraum. Und wenn sich die Gelegenheit ergab, dann suchten sie durchaus den Weg nach vorne. Bloss, viele Gelegenheiten gab ihnen Manchester nicht.

Zweimal hatte sich einst Chelsea unter Trainer José Mourinho vom FCB überraschen lassen. Das sollte ihm mit Manchester nicht noch einmal passieren. Entsprechend ernsthaft trat sein Team an. Ein wenig Freiraum erhielt Basel erst, als Marek Suchy zwei entscheidende Luftduelle verloren hatte. Der Tscheche war der Wucht eines Marouane Fellaini (35. Minute) und eines Romelu Lukaku (53.) nicht gewachsen. Danach war Marcus Rashfords 3:0 in der 83. Minute bloss noch das Signal für die Heimfans, sich auf den Nachhausweg zu machen, um den Stau zu umgehen.

Comunale statt Old Trafford

Der FCB wird auf den Heimweg die Gewissheit mitnehmen, dass sein Team nicht so emotionslos ist, wie es in der Meisterschaft gewirkt hat. Aber der nächste Charaktertest folgt: im Cup in Chiasso. Nur wenn die Basler im Stadio Comunale mit der gleichen Intensität ans Werk gehen, wie im Old Trafford, haben sie aus ihrem ersten Champions-League-Auftritt unter Raphael Wicky etwas Wichtiges mitgenommen.

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