Presseschau

Walliser Bote vom 27.05.2017

Basler Chaoten wollten Walliser Extrazug stürmen

Cupfinal | Fliegende Petarden, Flaschen und Steine: Scharmützel im Genfer Bahnhof nach Spielschluss

Genf | Ein Extrazug in Richtung Wallis musste im Hauptbahnhof einen unplanmässigen Halt einlegen. Basler Anhänger wollten diesen stürmen. Die Polizei verhinderte Schlimmeres.

matthias summermatter

Brenzlige Situation. Rund eine Stunde nach Spielschluss fährt ein Walliser Extrazug in den Genfer Hauptbahnhof ein. Und legt hier einen 20-minütigen Zwischenhalt ein, der so eigentlich nicht geplant war. Nur ein Geleise vom Extrazug entfernt warteten mehrere Hundert Basler Anhänger ihrerseits auf die Rückkehr in Richtung Heimat. Die Folge: Nach gegenseitigen Provokationen versuchten einige Basler Chaoten, den Walliser Extrazug zu stürmen. Gegenüber dem «Walliser Boten» schildert ein Passagier: «Viel hätte nicht gefehlt und die hätten unseren Zug gestürmt.» Flaschen und Steine seien geworfen worden. «Zu allem Überfluss standen die Einsatzkräfte noch auf der anderen Seite unseres Zuges», so der Augenzeuge weiter. «Erst als wir diese auf die Situation aufmerksam machten, rückten sie mit einer geschätzten Hundertschaft an und kesselten die FCB-Anhänger mittels Pfefferspray ein.» Nach rund 20 Minuten setzte der Extrazug schliesslich die Fahrt Richtung Wallis fort. Körperliche Auseinandersetzungen konnten die Einsatzkräfte verhindern. Doch wie konnte es überhaupt zu diesem ungeplanten Aufeinandertreffen zwischen beiden Fanlagern im Genfer Hauptbahnhof kommen?

Ein vierter Extrazug

Drei Extrazüge stellte die SBB am Finaltag für die Walliser Fans bereit, um nach Spielschluss direkt vom Stadion nach Brig zu reisen. Alle drei Züge passierten den Genfer Hauptbahnhof wie geplant ohne Zwischenhalt. Aufgrund des grossen Fanaufkommens entschied sich die SBB jedoch kurzfristig, einen vierten Extrazug ab dem Stadion einzusetzen. Aufgrund mehrfachem Nothaltmissbrauchs durch Walliser Anhänger fuhr dieser mit rund 50-minütiger Verspätung in Richtung Hauptbahnhof Cornavin. «Auch für diesen Zug war hier die Durchfahrt geplant. Die Genfer Kantonspolizei ordnete jedoch einen ausserplanmässigen Halt dieses Extrazuges an, damit weitere Fans des FC Sitten zusteigen konnten», erklärt SBB-Mediensprecherin Franziska Frey auf Anfrage. «Aufgrund der Verspätung und wegen des angeordneten Halts trafen die bei- den Fangruppen im Hauptbahnhof aufeinander.»

Am eingesetzten Rollmaterial sei es rund um den Cupfinal zu grossen Schäden gekommen, so Frey weiter. «Unter anderem wurden in einem Extrazug in Richtung Wallis mehrere Scheiben eingeschlagen.» Mehrfache Notbremsemissbräuche, Personen im Gleisfeld und der Polizeieinsatz im Genfer Hauptbahnhof hätten grundsätzlich zu grossen betrieblichen Auswirkungen und Einschränkungen geführt, erklärt Frey weiter.

Vierstündige Heimreise

Die Passagiere dieses vierten Extrazuges erlebten auf ihrer Heimreise aber gleich eine weitere Überraschung. Denn im Sittener Bahnhof angekommen, hiess es für viele überraschend: Endstation. SBB-Mediensprecherin Frey erklärt: «Aus betrieblichen Gründen verkehrte dieser vierte Extrazug nur bis nach Sitten, die anderen drei fuhren wie geplant bis nach Brig.» Diese Information gelangte jedoch nicht an die Passagiere. «Wir wurden während der Fahrt nicht informiert, dass dieser Extrazug nicht bis nach Brig fährt», ärgert sich ein Passagier. In der Folge hätten am Sittener Bahnhof unzählige Fans auf die Weiterfahrt gewartet. Der nächstfolgende Regiozug sei völlig überfüllt gewesen. «Wir mussten schliesslich den Interregio abwarten und waren um 23.00 Uhr endlich in Brig», so der Passagier weiter. Also vier Stunden nach dem Besteigen des Extrazuges beim Genfer Stadion.

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