Presseschau

NZZ vom 20.02.2017

Weshalb Bernhard Burgener gute FCB-Karten hat

Peter B. Birrer · Nur auf den ersten Blick überrascht, wie schnell der Name Gigi Oeri fällt, wenn über sich ändernde Besitzverhältnisse in Basel diskutiert wird. Auch die Namen der Brüder Rihs, die YB seit Jahren mit Millionen über Wasser halten, sind nicht fern. Warum? Es geht um Fussball, um die Sonderstellung des FCB, um Geld, um Sicherheiten.

Während die Rihs-Brüder YB nicht loswerden, weil niemand gewillt ist, Millionenlöcher mit zu kaufen, werden in Basel Millionen fliessen. Doch da auch in Basel Geld nicht vom Himmel fällt, ist von Vorteil, wenn die Roche-Miterbin Oeri an Bord bleibt. Die frühere Präsidentin ist über den Nachwuchs-Campus mit Millionenbeiträgen an den Klub gebunden. Das gibt Luft. Man frage im Grasshopper-Club nach, der den teuren Campus in Niederhasli noch so gern extern finanzieren liesse.

Das führt zu Prämissen, die der FCB-Chef Bernhard Heusler hochhalten dürfte. Erstens wird der FCB nicht nach Katar verkauft. Zweitens muss die Bonität des Erben geprüft werden. Drittens muss dessen Ruf solid sein. Viertens sollte Oeri als «Lebensversicherung» dabeibleiben. Und fünftens braucht der FCB lokale Verankerung.

Die Prämissen erfüllt der vermögende 60-jährige Medien-, Sportmarketing- und Filmunternehmer Bernhard Burgener, der neben dem «Joggeli» aufwuchs, Karl Odermatt seinen Freund nennt, vor Jahren vorübergehend schon einmal in der Klubführung geschäftete, im St.-Jakob-Park eine Loge hält und dazu den lokalen König Marco Streller portiert. Burgener wirkt unscheinbar, scheut aber das Grosse nicht. Von Weggefährten wird er als «Zahlenmensch» beschrieben, der Risiken und «Phantastereien» nicht abgeneigt ist. Einer sagt: «Wenn er jeweils am Anfang alles genau durchrechnen würde, dürfte er nicht alles durchziehen. Aber er denkt positiv – und hat Erfolg.» Auch mit einer Art, die der eines «Despoten» fern sei und auf «guteidgenössischen Grundsätzen» basiere: «Die Verantwortung liegt in den Gemeinden, nicht im Bundeshaus.»

Der eventuelle neue FCB-Präsident führt die Highlight Communications AG in Pratteln und brachte sich über die Jahre immer mehr in die Constantin-Medien ein. Auch wenn er beim Münchner Medienriesen in einen «grässlichen, teuren und langwierigen Rechtsfall» (so ein Insider) um Besitzverhältnisse verwickelt ist, dürfte ihm dieser nicht vor der FCB-Sonne stehen. Klar ist indessen, dass er aus dem Verwaltungsrat der Highlight-Tochter Team, die für die Uefa seit Jahren als Milchkuh die Champions League vermarktet, ausscheiden müsste. Jemand sagt, dass wegen der Interessenkonflikte «chinesische Mauern» hochgezogen würden.

Abzuwarten bleibt, in welchem Filmgenre sich Burgener beim FCB wiederfindet. Der erste Film, den er im Kino sah, war «Winnetou». Die Constantin-Medien haben monumentale Werke wie «Der Name der Rose», «Der Untergang», die Aufarbeitung der Rote-Armee-Fraktion (RAF) und «Das Parfum» im Portfolio. Der Bestseller von Patrick Süskind wurde 2006 verfilmt und von Oeri mit einem zweistelligen Millionenbetrag unterstützt. Vieles scheint zu stimmen, mit dem FCB, Heusler, Geld, regionalen Befindlichkeiten, dem Film, Burgener, Oeri. Nur etwas passt nicht ganz ins Bild. Burgener und seine Familie wohnen im aargauischen Zeiningen. Doch der Rhein ist nicht weit weg.

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