Thurgauer Zeitung vom 30.07.2010
Am Sonntag spielt der Frauenfelder Fabian Frei im St. Galler Dress gegen seine Stammmannschaft, den FC Basel. Sein Vater und Kritiker Markus Frei sitzt dann wieder auf der Tribüne.
Frauenfeld – Wenn Markus Frei auf der Tribüne sitzt, schaut er sich die Fussballspiele seines Filius Fabian aus zwei Blickwinkeln an. «Die Spiele verfolge ich einerseits als Vater mit meiner Frau und der Tochter», erzählt Frei. Als Fan freute er sich im Match zwischen Bellinzona und St. Gallen über gelungene Manöver und war traurig über Fehler. «Ich war stolz über den schönen Fallrückzieher und dass er für den Penalty Verantwortung übernahm», sagt Frei. Dass er Mut bewies, sei für einen Fussballer, der noch Vieles erreichen möchte, ein gutes Zeichen.
Andererseits betrachtet Markus Frei das Spiel jeweils auch als Trainer. Der Thurgauer gehörte bis vor Kurzem zum Stab der Grasshoppers, war früher als U17-Nationaltrainer Europameister 2002 und ist Mitgründer einer Firma, die Trainer coacht. Er beobachtet jeweils die Mannschaften und überlegt, warum die Aufstellung so und nicht anders ist und warum die Akteure nicht besser kicken. «Ich pendle vom Vater zum Trainer», meint er lachend. Und er ist in beiden Rollen wohl der härteste Kritiker des 21-jährigen Talents.
Wie Schweiz gegen Spanien
Beim letzten Match gegen Bellinzona traf Fabian Frei zweimal und gab beim dritten Tor für die St. Galler den Pass. Am Wochenende wird es für den in Frauenfeld aufgewachsenen Fussballer schwer sein, wieder Schlagzeilen als Mann des Spiels zu machen. «Wenn ich wetten würde, würde ich auf den FCB tippen», sagt Markus Frei sofort. St. Gallen hatte trotz dem 3:2-Sieg gegen Bellinzona einen schlechten Start in die Saison. Gegen Luzern verloren die Ostschweizer 4:0. Basel habe hingegen genügend Selbstvertrauen und Erfahrung, um die Partie für sich zu entscheiden. «Aber», sagt Frei, «St. Gallen hat die gleiche Chance wie die Schweiz gegen Spanien.» So sei der Fussball eben, immer für Überraschungen offen.
«Einen Sprung nach vorne»
In einem Interview gab Fabian Frei an, in einem Jahr würde er gerne wieder für den FC Basel kicken. Dort hat er diesen Sommer seinen Vertrag bis 2013 verlängert. Als Leihgabe ist er nun die zweite Saison beim FC St. Gallen tätig. «Seit letztem Jahr hat er einen Sprung nach vorne gemacht», sagt Vater Frei. Aber es brauche noch einen Schritt, um mit den Spielern vom FCB mithalten zu können. «Er muss bei St. Gallen zum wichtigsten Akteur werden und einiges ausweisen können, sonst hat er bei einem solchen Spitzenteam wie dem FCB keine Chance», weiss Markus Frei. RAYA BADRAUN