Presseschau

Sonntag vom 05.09.2010

FCB warnt vor Schwarzmarkt-Käufen

Dank der Champions League blüht beim FC Basel der Jahreskartenverkauf

Von Bojan Stula

2002 lief wegen der Basler Champions-League-Tickets der Schwarzmarkt auf Hochtouren. 2008 dagegen herrschte Flaute. Bei der dritten FCB-Teilnahme an der Königsklasse deutet wieder vieles auf einen Run hin.

Wenn es um den Verkauf von Eintrittskarten für die Champions League geht, kann sich der FCB auf zwei ziemlich unterschiedliche Erfahrungswerte stützen: Bei der Premiere 2002/2003 überstiegdie Nachfrage das Angebot im damals noch nicht aufgestockten St.-Jakob-Park massiv. An den Vorverkaufsstellen war stundenlanges Anstehen angesagt, der Schwarzmarkt blühte. Noch heute erzählt man sich von Eintrittskarten für das Liverpool-Heimspiel, die den Besitzer für einen vierstelligen Betrag wechselten – unter der Hand natürlich.

Sechs Jahre später, bei der zweiten Champions-League-Teilnahme des FCB 2008, das umgekehrte Bild: Längst nicht alle der damals verhältnismässig teuren Dreierpakete konnten an den Fussballfan gebracht werden. Selbst nach dem Einzelverkauf blieben zahlreiche Plätze leer. Nur gerade beim Jahrhundert-Heimspiel gegen Barcelona (0:5) war das Joggeli ausverkauft. Was also wird der dritte Streich mit dem Traumlos Bayern München für das Ticketing bedeuten? Droht ein Schwarzmarkt wie 2002?

«2002 hatten wir Probleme mit etwa 200 Leuten, die Ticketpakete aufkauften und überteuert weiterverkauften», erinnert sich Silvan Bünder, der Leiter Ticketing beim FCB. Echte Möglichkeiten zum Einschreiten hatte man damals wie heute keine. Wer für Eintrittskarten bei einem Schwarzmarkthändler Fantasiepreise bezahlt, sei schliesslich bis zu einem gewissen Grad selber schuld. Bünder möchte im Rückblick aber auch die richtigen Relationen betonen: «2002 kamen wir erstmals in die Champions League. Das Stadion war noch relativ neu, viele Abläufe noch nicht so eingespielt wie heute. Ausserdem war der Zeitdruck enorm. Alles musste sehr kurzfristig organisiert werden.»

Ein ganz besonderes Problem waren jene Schlaumeier, die ihre regulär beschafften Tickets auf der FCB-Geschäftsstelle als verloren meldeten und gegen eine geringe Bearbeitungsgebühr neue erhielten. Die Originaltickets hatten sie aber in Wirklichkeit weiterverkauft, was am Spielabend zu hässlichen Szenen wegen vermeintlich echter, aber doppelter und damit ungültiger Tickets bei der Eingangskontrolle führte. «Lausbuben gibt es immer», stellt Bünder aus reichlicher eigener Erfahrung fest. «Natürlich hatten wir die Namen der betreffenden Leute. Aber man hätte ihnen nichts nachweisen können. Vielleicht hatten sie die Tickets ja tatsächlich verloren, und Finder versuchten ins Stadion zu kommen.» Dabei habe es sich aber eindeutig um wenige Einzelfälle gehandelt.

Was den Kauf von Tickets auf dem Schwarzmarkt angeht, kann Bünder immer nur dieselbe Warnung ausstossen: «Wir sagen es den Leuten immer wieder. Kauft nicht anderswo als bei den offiziellen Vorverkaufsstellen oder über die FCB-Homepage. Abgesehen vom Preis kann niemand garantieren, dass es sich tatsächlich um echte Eintrittskarten handelt.»

Vor dem Beginn des offenen Vorverkaufs am 17. September – derzeit haben lediglich Jahreskartenbesitzer und Vereinsmitglieder ein Vorkaufsrecht – deutet vieles auf einen Run auf die Champions-League-Plätze hin. Die diesmal im Vergleich zu 2008 moderaten Preise für die Dreier-Heimspielpakete stellen ein weiteres überzeugendes Verkaufsargument dar. «Wir hoffen natürlich, dass wir alle Plätze bereits in Form von Dreier-Paketen absetzen können», sagt Bünder. «Falls nicht, folgt ein Einzelticketverkauf für jedes der drei Heimspiele. Gewisse Tickets kommen immer erst kurzfristig auf den Markt.» Etwa dann, wenn die Uefa einen Teil ihres Kontingents an den Verein zurückgibt, weil sie doch nicht so viele Plätze benötigt, wie für den Europäischen Fussballverband reserviert sind. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil in Bezug auf die Verkaufsorganisation ist, dass der FCB diesmal zuerst auswärts antritt. Somit bleiben den FCB-Verantwortlichen 14 Tage mehr Zeit für den Verkauf der Heimspiel-Karten. Darüber hinaus kommt es gleich im ersten Heimspiel zum «Kracher» gegen Bayern München; aus marketingtechnischer Perspektive ein Idealfall.

Dass die Champions-League-Tickets begehrt sein werden, darauf weist noch ein anderer Umstand hin. Alleine in der vergangenen Woche hat der FCB über 500 Jahreskarten abgesetzt; jede davon mit dem Vorkaufsrecht für Champions-League-Kartenpakete ausgestattet. Damit nähert sich der Verein rapide der Traummarke von 25000 verkauften Jahreskarten, die er seit kurzem in einer Werbekampagne mit Beni Huggel bewirbt («Nur mit Dir!»). Vorgestern Freitag lag die Marke bei 24712, wie Marketingleiter Numa Frossard begeistert feststellt.

«Noch vor Beginn des Vorverkaufs hatten wir sehr viele Billettanfragen», sagt Frossard, «vor allem von Firmen. Die Nachfrage scheint mir sogar grösser zu sein als vor dem Barcelona-Heimspiel 2008.» Gemessen an diesen Vorzeichen könnten die Champions-League-Tickets des FCB diesmal tatsächlich zum begehrten Schwarzmarkt-Objekt werden.

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