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FC Basel

BSC Young Boys

FC Basel - BSC Young Boys 4:1 (2:0)

Datum: 09.05.1998, 19:30 Uhr - Wettbewerb: NLA/NLB Auf-/Abstiegsrunde 1997/98 - 12. Runde

Stadion: St. Jakob (Basel) - Zuschauer: 13'000

Schiedsrichter: Carlo Bertolini Schweiz

Tore: 25. Frick 1:0. 32. Pechoucek 2:0. 47. Frick 3:0. 52. Gaudino 4:0. 71. Vukotic (Foulpenalty) 4:1.

Gelbe Karte: 34. Kreuzer, 43. Knup, 71. Konde (Fouls)

FC Basel: Huber; Kreuzer; Konde, Webber (65. Disseris); Perez, Pechoucek, Zuffi, Reimann; Gaudino (79. Berger); Knup (89. Dobrovoljski), Frick.

BSC Young Boys: Pulver; Küffer (58. Kehrli), Vukotic, Malacarne, Lengen; Eich, Moser (46. Fryand), Studer, Baumann, Serafimovski; Ivanov (58. Simundza).

Bemerkungen: Basel ohne Salvi, Henry, Barberis und Fabinho (alle verletzt) sowie Ceccaroni (gesperrt). YB ohne Streun, Smajic und Bekirovski (alle verletzt) sowie Gerber (gesperrt).

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FCB - Vier Tore und «vier» Punkte

Der FC Basel hat sich im Abstiegskampf zurückgemeldet: Nach vier sieglosen Wochen hat er vor 13 000 Zuschauern im St.-Jakobs-Stadion die Young Boys 4:1 (2:0) bezwungen. Die Tore waren die Höhepunkte.

Basel. Der FCB bleibt am «Leben», er ist dem Abstieg ein erstes Mal von der Schippe gesprungen. 4:1 hat er am Samstag die Young Boys bezwungen, nun warten «nur» noch zwei Aufgaben - in Kriens und gegen den FC Solothurn -, die er erfolgreich lösen muss.

Ein 4:1 gegen das zuvor fünf Spiele lang ungeschlagene YB, das lässt sich für ein Team wie den zuletzt arg verunsicherten FCB sehen. Und ein 4:1 in dieser Situation ist, so will's die Regel der Tordifferenz, so gut wie vier Punkte wert. Diejenige der Basler ist zwei Runden vor Schluss um fünf Treffer besser als jene der Berner; sollte dies letztlich den Unterschied ausmachen, so würden die Rot-Blauen am Samstag die Basis für den Liga-Erhalt gelegt haben.

Dass YB-Trainer Robert Schober nach der Niederlage im St.-Jakobs-Stadion zu Recht davon sparch, die Niederlage seines Teams sei zu hoch ausgefallen, wird dann niemanden mehr interessieren.

Aber in der Tat: Drei Tore Differenz, wenn man das eigentliche Ziel dieser Sportart zum Massstab nehmen will, waren es nicht, die die beiden Mannschaften trennten. YB hätte dem darbenden FCB nach wenigen Minuten schon das endgültige Aus im Unterfangen Klassenerhalt bereiten können. Roumen Ivanov, einziger und oft alleingelassener Stürmer im Berner 4-5-1-Gefüge (fast zu defensiv orientiert), hatte zwei Möglichkeiten, Jürg Studer prüfte den von der Sonne geblendeten Stefan Huber. Vom FCB war noch gar nichts zu sehen. Er machte vieles falsch, im Spielaufbau fand sich das neue Dreieck Gaudino-Zuffi-Pechoucek (zum ersten Mal von Beginn eingesetzt) nur allmählich, und lief einer der Gegner von seinem Basler Schatten weg, dann kam's vor Huber oft zu 1:1-Situationen. Aber YB war kläglich im Abschluss, und das ist noch gnädig ausgedrückt angesichts der Unzahl von vergeigten Chancen über die 90 Minuten gesehen.

Das Freistoss-Kunstwerk

Ganz anders der FCB: Der zelebrierte ungeahnte Effizienz. «Zelebrieren» deshalb, weil die erzielten Tore von seltenem Schönheitswert waren. Das 1:0 resultierte aus einer der spektakulärsten je gelungenen Freistoss-Varianten. Mit traumwandlerischer Sicherheit kam der Ball über fünf Stationen zu Mario Frick, der - zu guter Letzt freigespielt durch Marco Perez' Lupfer über die YB-Abwehr und Maurizio Gaudinos Flanke - sein drittes Kopfball-Tor in diesem Frühling und in seiner Karriere überhaupt erzielte (25.).

Das war das Zeichen für den FCB, besser zu werden, Sicherheit im Passspiel zu bekommen. Und namentlich fiel auf, dass dieser junge Tscheche mit Namen Vaclav Pechoucek eine echte Verstärkung ist. Der 19jährige macht instinktiv richtig, was viele andere falsch machen. Er spielt einen ruhigen Pass, hat ein gutes Auge, und wie Trainer Guy Mathez sagte «eine zweite Schnelligkeit». Eindrückliches Beispiel war die 32. Minute. Pechoucek liess drei Berner mit einem «Übersteiger-Trick» stehen und traf aus 25 Metern ins Tor.

Es war ein Traumtor; nur Schober glaubte seinen Goalie Bernhard Pulver mitverantwortlich, was dieser mit den Worten «Schober soll sich um sich selbst kümmern» quittierte. Zu halten gab's da nichts, rein gar nichts.

In dieser Phase war der FCB seinem Gegner überlegen. Er stand kompakt, er beging nur bald wieder den Fehler, sich zu wenig schnell aus der Defensive zu lösen. Fast wäre dies kurz vor der Pause ins Auge gegangen, doch Studer drosch vier Meter vor dem Tor über den Ball. Ja, die Berner waren vor Huber wirklich sehr unbeholfen?

Und ihre Vorsätze, nach der Pause das Spiel zu kippen, wurden ziemlich schnell über den Haufen geworfen. Keine zwei Minuten nach Wiederbeginn traf Frick nach einer weiteren gelungenen Freistoss-Variation (Gaudino-Oliver Kreuzer) zum 3:0. Weitere fünf Minuten später schoss sich Gaudino den vergangenen Frust persönlich von der Seele. Nach Webbers Pass spurtete er 60 Meter übers Feld und erwischte Pulver mit einem Schuss durch die Beine.

Als die Luft ausging?

4:0 - geschafft. Und das war der Zeitpunkt, die Beine etwas zu lockern. Die Konzentration beim FCB nahm ab, und namentlich im Mittelfeld ging die Puste aus. Gaudinos Zerrung war beim Tor zum 4:0 wieder aufgebrochen (er wurde später durch Jan Berger ersetzt), und dem Nachwuchs-Trio Pechoucek, Ivan Reimann und Marco Perez fehlt schlicht das Stehvermögen, um 90 Minuten durchzuhalten.

YB war nach der Pause die klar bessere Mannschaft, traf aber nur, als der starke Oumar Konde Ante Simundza penaltyreif gefällt hatte und Miodrag Vukotic aus elf Metern erfolgreich war (71.). Vom FCB war da nichts mehr zu sehen. Kein Konter, kein System, keine Stilsicherheit - aber wer in solch einer heiklen Phase 4:1 gewinnt, der sollte sich eigentlich durch konsequente Arbeit im Training steigern können.

In einer Einzelkritik kommen Huber, Konde, Kreuzer, Pechoucek, Zuffi, Gaudino und Frick gut weg. Perez, Reimann und mit Abstrichen Webber spielten ordentlich; Adrian Knup hingegen ist nach kurzem Hoch zu Beginn der Abstiegsrunde in ein Tief gefallen. In Kriens wird er gesperrt sein. Und vielleicht tut ihm die Pause, analog zum wiedererstarkten Konde, auch gut. Michael Martin

Quelle: Basler Zeitung vom 11.05.1998