Neuchâtel Xamax
FC Basel
Neuchâtel Xamax - FC Basel 2:1 (2:1)
Datum: 02.05.1998, 19:30 Uhr - Wettbewerb: NLA/NLB Auf-/Abstiegsrunde 1997/98 - 11. Runde
Stadion: Maladière (Neuchâtel) - Zuschauer: 6'500
Schiedsrichter: André Daina
Tore: 11. Frick 0:1. 16. Wittl 1:1. 45. Martinovic 2:1.
Gelbe Karte: 1. Knup (Foul). 70. Maslow (Foul), 57. Ceccaroni (Foul), 81. Delay (Spielverzögerung).
Neuchâtel Xamax: Delay; Rueda (10. Martin); Alicarte, Hamann, Jeanneret; Wittl, Gigon (76. Boughanem), Rothenbühler; Halili (68. Zambaz), Maslow, Martinovic.
FC Basel: Stöckli; Kreuzer; Ceccaroni, Konde, Reimann; Barberis, Zuffi, Perez, Frick; Mendi (46. Dobrovoljski), Knup (68. Pechoucek).
Bemerkungen: Xamax ohne Perret (gesperrt), Chanlot (intern gesperrt), Corminbúuf, Moret und Isabella (alle verletzt). Basel ohne Huber, Salvi, Henry, Gaudino und Fabinho (alle verletzt). - Rueda mit Zerrung ausgeschieden (9.). - Debüt des tschechischen U21-Internationalen Pechoucek bei Basel. Schlicht ungenügende, fehlerhafte Leistung des SR-Trios.
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Dainas Fehler und FCB-Unvermögen
Der FC Basel unterlag in der Fussball-Auf-/Abstiegsrunde im Stade de la Maladière in Neuchâtel Xamax mit 1:2 (1:2) und haderte danach mit dem Schiedsrichter. Dennoch bestand ein Klassenunterschied.
Neuchâtel. Die Serie hält und hält, und jetzt droht sogar Gefahr, dass sie einen sorgenfreien 20. Geburtstag feiern darf. Achtzehneinhalb Jahre nach dem letzten FCB-Sieg auf der Maladière gab's für die Basler am Samstag ein 1:2. Steigt der FCB, der nun unter den Strich gerutscht ist (vgl. Artikel auf Seite 48) ab, dann kann's länger dauern bis zum nächsten Aufeinandertreffen am Neuenburgersee als bis zum 21. Oktober 1999. Dann jährt sich der «berühmte» Basler 1:0-Erfolg zum 20. Mal.
Die Partie vom Wochenende wird als eine der umstritteneren in die Geschichte dieser Vergleiche eingehen. Weniger, was die Richtigkeit des Xamax-Sieges betrifft, vielmehr zweier Entscheidungen Nicolas Dainas wegen. Und so gilt es, diesen Match aus zwei Blickwinkeln anzuschauen: Aus der Sicht der Spielregeln und aus der Sicht des eigentlichen Kräfteverhältnisses.
Bezüglich Interpretation der internationalen «Leitplanken» für ein Fussballspiel hatte der FC Basel an diesem Tag allen Grund zur Klage. Zwei Pfiffe waren's, die die Gemüter der Gäste erregten, zwei Entscheidungen, für die es nicht der TV-Bilder bedurfte, um zu erkennen, dass sie falsch waren. Die erste betraf die Situation, die dem Xamax-Führungstor in der Nachspielzeit der ersten Hälfte vorausgegangen war. Alexander Maslow hatte den Ball deutlich sichtbar (vor allem auch für den Assistenten Nummer 2) mit der Hand für Charles Wittl aufgelegt.
Es hätte Freistoss für den FCB geben müssen: Wittl aber wurde in der Folge der Aktion von Oumar Konde umgerissen, und Vladimir Martinovic nutzte den korrekt gepfiffenen Freistoss zum 2:1 für den Gastgeber.
Der zweite Fehler Dainas war noch eklatanter. Sechs Minuten vor Schluss wurde Dario Zuffi von Samir Boughanem im Strafraum von den Beinen geholt. Daina stand mit freier Sicht nahe am Geschehen, pfiff aber nicht. «Wo ein Foul ist, kann's keine Schwalbe geben», entgegnete Zuffi.
Dass sich Daina quasi nebenbei manch umstrittene Szene leistete, ständig hier kompensierte, was er dort verbockt hatte, passte ins Bild einer schwachen Schiedsrichterleistung. Nachdem Daina Junior, der Sohn des Ex-Fifa-Refs André Daina, in diesem Frühling bereits in der Partie FC Luzern-FC Zürich einen unrühmlichen Auftritt hatte (er übersah Muris «Kopfball» gegen Shorunmu, der den Ball in den Händen hielt) und in der Folge gesperrt wurde, hat er nun den zweiten heissen Abend hinter 1998 sich.
Das Unvermögen des FC Basel
Wer nun aber die Rechnung aufstellt, ein gepfiffenes Handspiel und ein gepfiffener Penalty hätten dem FCB am Samstag drei Punkte beschert, der sieht an der Realität vorbei: Die nämlich besagt, dass Xamax über 90 Minuten gesehen nicht nur um eines, sondern eher um zwei Tore besser war; im spielerischen, im läuferischen Bereich und als Mannschaft ohnehin. Ja, 70 Minuten lang war's ein richtiggehender Klassenunterschied zwischen den Gästen, die - an der Spitze der Unzulänglichkeiten - kein Verständnis fürs Aufbauspiel verrieten, und Xamax, das nach einer Flaute zuletzt wieder zu alter Stärke fand.
Dies, obschon einmal mehr zu Beginn alles für den FCB (ohne den an der Leiste verletzten Maurizio Gaudino) zu laufen schien. Martin Rueda, einer der besten, aber auch verletzungsanfälligsten NLA-Abwehrchefs, fiel nach neun Minuten mit einer Zerrung aus, und Mario Frick erzielte zwei Minuten später nach einem Corner Marco Perez' das 1:0.
Doch die Führung für den Gast, der es nicht verstand, aus dieser guten Ausgangslage Kapital zu schlagen, dauerte nicht lange. Im Mittelfeld wurden die Deckungsaufgaben einmal mehr vernachlässigt, und so gelang Wittl nach herrlichem Schuss von der Strafraumgrenze bald der Ausgleich (16.). Xamax hätte danach weit früher die Partie «beenden» können; aber vor allem weil Maslow nicht mehr in der Form vergangener Tage ist, durfte der FCB hoffen, obschon er teilweise hoffnungslos unterlegen war. 10:3-Torszenen für die Neuenburger sind eine deutliche Angelegenheit.
Die Basler kamen erst in der letzten Viertelstunde nochmals auf, als Xamax abbaute und vor allem Boughanem (gegen den besten Basler, Zuffi) den verletzt ausgeschiedenen Didier Gigon nicht ersetzen konnte. Auch zu erwähnen gilt es das gute Debüt von Vaclav Pechoucek, den Mathez eher zu spät als zu früh für den erneut untertauchenden Adrian Knup aufs Feld brachte (68.). Der 19jährige Tscheche wurde schnell zum ordnenden Element im Basler Mittelfeld, er und Zuffi verstanden sich auf Anhieb erstaunlich gut. Doch ob dies in den nun folgenden «Endspielen» reichen wird? Michael Martin
Quelle: Basler Zeitung vom 04.05.1998