FC Basel
SC Kriens
FC Basel - SC Kriens 4:1 (2:0)
Datum: 08.11.1997, 17:30 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1997/98 - 18. Runde
Stadion: St. Jakob (Basel) - Zuschauer: 4'500
Schiedsrichter: Michael Herrmann
Tore: 11. Mendi 1:0. 29. Mendi 2:0. 59. Frick 3:0. 61. Subiat 4:0. 78. Melina 4:1.
Gelbe Karte: 10. Frick («Schwalbe»), 17. Schnüriger (Foul). 30. Kreuzer (Ball wegschlagen). 48. Colatrella (Foul).
FC Basel: Huber; Ceccaroni, Kreuzer (82. Perez), Konde, Salvi; Barberis (63. Berger), Hartmann, Henry, Frick; Mendi (67. Knup), Subiat.
SC Kriens: Crevoisier; Disler; Scharwiler, Egli, Schnüriger (46. Erni); Zwyssig (56. Melina), Gross, Colatrella; Esposito (74. Barrios), Benson, Schwizer.
Bemerkungen: Basel ohne Zuffi, Gaudino und Disseris (beide verletzt) sowie La Placa und Sas (nicht im Aufgebot). - Debüt von Jan Berger. Kriens ohne Bonnafous und Stoop (gesperrt) und Pascale (verletzt). Trauerminute für den verstorbenen Bruno Michaud.
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Dritter Sieg, zwei Tore zu tief, erstmals souverän
Der FC Basel kommt in Fahrt. Eine Woche nach dem guten Auftritt in Sion (2:2) bezwang er vor 4500 Zuschauern im St.-Jakobs-Stadion den SC Kriens diskussionslos mit 4:1 (2:0). Deniz Mendi (2), Mario Frick und Nestor Subiat schossen die Tore für den hoch überlegenen FCB.
Basel. Man soll im Fussball nie zurückschauen, was war, das war und kommt nicht wieder - und doch drängt sich angesichts der jüngsten Entwicklung des FC Basel der Blick in die Vergangenheit regelrecht auf. Vor dem samstäglichen Vergleich FCB-SC Kriens hatte der Gast aus der Innerschweiz doppelt so viele Punkte auf dem Konto wie die Basler - aber wer sich die Partie vor Augen führte, der musste feststellen, dass es einen Klassenunterschied gab.
Der FC Basel gewann 4:1, er war in jeder Beziehung überlegen, und er hätte deutlich höher gewinnen können, gewinnen müssen. Und jeder darf, soll und muss sich nun ärgern, dass der Umschwung beim FCB (im Denken und im Handeln der Verantwortlichen sowie der Spieler) zu spät erfolgt ist. So stark ist die Gegnerschaft in der Schweiz nicht, als dass der FCB die Finalrunde hätte verpassen müssen. Nun denn, die Abstiegsrunde wird kommen, was jetzt noch entscheidend sein wird, ist der Bau des soliden Fundaments, um im Frühling keine unliebsame Überraschung zu erleben.
Und spätestens an dieser Stelle gilt es, die Arbeit Salvatore Andracchios hervorzuheben. Er hat es geschafft, aus einem Haufen einzelner Spieler eine Mannschaft zu formen, er hat dem Team ein klar verständliches 4-4-2 auferlegt und die richtige Mischung auf dem Rasen gefunden. Und Andracchio bewies auch in der Wahl des Ersatzes für den verletzten Dario Zuffi eine glückliche Hand.
Der FCB-Interimstrainer brachte Deniz Mendi ins Spiel, von dessen Robustheit er sich im Kampf gegen die kantigen Krienser Verteidiger einiges erhoffte. Der U18-Internationale rechtfertigte seine Nomination zu jeder Sekunde. Der Angreifer schoss vor der Pause zwei Tore und hatte damit grossen Anteil am Sieg des FCB. Zuerst profitierte er von Jürgen Hartmanns Pass und Michael Eglis B-Junioren-Fehler (11.), und nach einer halben Stunde reagierte er auf einen Abpraller im Krienser Strafraum schneller als alle anderen. Mendis Darbietung war ein Versprechen für die Zukunft, seine Unbekümmertheit passte zum neuen Selbstvertrauen des FC Basel.
Starkes Quartett im Zentrum
Doch die sich anbahnende Trendwende beim FCB hat noch andere Gründe. Andracchio hat sich im Zentrum für ein Quartett entschieden, das der Mannschaft ungeahnte Stabilität verleiht. In der Innenverteidigung ergänzen sich die beiden «K», Oliver Kreuzer und Oumar Konde, hervorragend. Vom Deutschen ist man sich solide, gute Spiele gewohnt, doch einen derart souveränen Konde hat man schon lange nicht mehr gesehen.
Vor «K. u. K.» in der Abwehr haben sich «H. u. H.» im Mittelfeld etabliert. Die Rede ist von Hartmann, der erneut stark war, und von Fabrice Henry, der 70 Minuten lang, ehe ihn die Kräfte verliessen, vorzüglich spielte. Um dieses stabile, lauffreudige Quartett herum fanden die Mitspieler den nötigen Halt, fand der FCB endlich die Möglichkeit, den Rhythmus zu variieren. Henry war die Schaltstelle; seine Ballsicherheit (teils zirkusreif), seine Spielfreude haben der Mannschaft etwas Unausrechenbares zurückgegeben. Kam dazu, dass der Gastgeber auch in den Zweikämpfen fast immer die Oberhand behielt.
Alles in allem ergab dies einen FC Basel, der sich sowohl abwartend wie auch «zuschlagend» präsentieren konnte. Die Krienser waren an diesem Tag zugegebenermassen ein Gegner von Nationalliga-B-Format, aber sie hatten letztlich auch keine Gelegenheit, im St.-Jakobs-Stadion ihre Qualitäten auszuspielen und ein zählbares Resultat zu holen. Hätte der FCB seine Chancen besser genutzt und wäre das Schiedsrichter-Trio um den wirr pfeifenden Hinterkappeler Hermann bei Offside- und Penalty-Entscheidungen nicht dermassen indisponiert gewesen - es hätte nach 45 Minuten 4:0 oder 5:0 geheissen.
Doch es genügte den Baslern ein Zwischenspurt nach einer Stunde, um das Resultat in die korrekten Bahnen zu leiten. Mario Frick und Nestor Subiat - beide enorm einsatzfreudig - schossen die Tore, wobei namentlich das vierte herrlich herausgespielt war (Steilpass Henry, Zuspiel Sébastien Barberis). Das 1:4 durch Maurizio Melina war nurmehr Kosmetik, Chancen auf ein 5:1, 6:1 oder 7:1 hatte der FCB auch danach noch in Hülle und Fülle.
Debüt von Jan Berger
Festzuhalten an diesem gelungenen FCB-Abend gilt es noch das Debüt Jan Bergers. Der Neuzugang von den Grasshoppers fand schnell die Bindung ins Spiel und bewies in Ansätzen sein Talent, wenngleich er bisweilen (verständlicherweise) zuviel zu gut machen wollte. Arbeit hat Andracchio noch an den «Seiten», die sind etwas zu unausgewogen. Links ist Frick offensiv stark, dafür Daniel Salvi defensiv und im Spielaufbau noch zu wacklig; rechts ergänzen sich Massimo Ceccaroni und Barberis weit besser, dafür fehlt auf dieser Flanke der direkte Zug aufs Tor. Sollte das Zentrum jedoch weiterhin so stabil sein, dann lässt sich dieses Manko leichter korrigieren. Michael Martin
Quelle: Basler Zeitung vom 10.11.1997