FC Zürich
FC Basel
FC Zürich - FC Basel 0:0 (0:0)
Datum: 26.07.1997, 19:30 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1997/98 - 5. Runde
Stadion: Letzigrund (Zürich) - Zuschauer: 15'500
Schiedsrichter: Roland Beck
Gelbe Karte: 17. Zuffi (Foul), 59. Tarone (Foul), 70. Tejeda (Foul). 89. Yekini (angebliche «Schwalbe»).
FC Zürich: Shorunmu; Fischer; Konjic, Gambino; Tarone, Sant'Anna (64. Castillo), Tejeda, Sutter (68. Baldassarri), Di Jorio (77. Brugnoli); Nonda, Yekini.
FC Basel: Huber; Sas; Kreuzer, Tabakovic; Frick, Hartmann, Zuffi, Salvi (66. Tschopp); Gaudino; La Placa (63. Knup), Giallanza (86. Frei).
Bemerkungen: Zürich ohne Huber und Weiler (beide verletzt). Basel ohne Ceccaroni (gesperrt), Barberis, Disseris, Hasler, Henry und Konde (alle verletzt). 25. Tor Nondas aberkannt. - 50. Shorunmu lenkt Schuss von Sas an den Pfosten.
Zurück
Ein 0:0 als Hoffnung auf bessere FCB-Zeiten?
Der FC Basel kam in seinem vierten Fussball-NLA-Saisonspiel zu seinem zweiten Punkt. Vor 15 500 Zuschauern auf dem Letzigrund erreichte er in einem ausgesprochen unterhaltsamen Match ein 0:0 beim FCZ. Vor der Pause war der FCB miserabel, danach kämpfte er und hatte Glück.
Zürich. 1:1, 1:0, 1:1, 0:0 - dies waren (aus Basler Sicht) die vier Ergebnisse aus den Partien zwischen dem FCB und dem FC Zürich in der vergangenen Saison. Viele Tore gab's in den ewigen Derbys zwischen den einstmaligen Renommier-Clubs des Schweizer Fussballs in den zurückliegenden Jahren und Monaten wahrlich nicht - ganz im Unterschied zu den oft spektakulären Vergleichen mit dem anderen Zürcher Verein, den Grasshoppers.
Am Samstag auf dem Letzigrund setzte es wieder eine «Nullnummer» ab, FCZ-FCB 0:0. Nichts Neues, ist man versucht zu sagen. Und doch unterschied sich diese Partie deutlich von ihren Vorgängerinnen. 15 500 Zuschauer sahen diesmal namentlich nach der Pause einen packenden Match. Das Resultat spiegelt die Partie aber nur unzureichend, ein 3:2 oder sogar ein 6:3 wäre ebenfalls möglich gewesen. Dass der FCZ diese Partie hätte gewinnen müssen, ist damit bereits gesagt.
Miserabler FCB vor der Pause
Allein vor der Pause wären genug Möglichkeiten für den stark aufspielenden Gastgeber vorhanden gewesen. Unterstützt wurden die Zürcher dabei von einem FCB, der in den ersten 45 Minuten einen desolaten Eindruck hinterliess. Schlimm war das Basler Gekicke gewesen, «katastrophal» nannten selbst die Spieler die erste Hälfte. Der Ball wurde teils unbedrängt ins Aus geschlagen, der fünf Meter nebenan postierte Mitspieler um drei Meter verfehlt. Ein Konzept war nicht auszumachen, von einer «Handschrift» nichts zu erkennen - es war ein höchst armseliger Auftritt.
Ein Problem neben der ungenügenden Laufarbeit war, dass das Mittelfeld nicht ins Spiel fand. Jürgen Hartmann zum Beispiel war (trotz Manndeckung) gegen den Ex-FCB-Spieler Bruno Sutter überfordert, auf den Aussenbahnen kamen die Zürcher öfters in Überzahl bis an die Grundlinie durch. Auch in der Basler Offensive passte nichts zusammen, über Maurizio Gaudino «flog» das Spiel hinweg, weil die Bälle stets weit und planlos nach vorne gedroschen wurden. Positiv für den FC Basel waren bis zur Pause einzig das Resultat und die Form von Stefan Huber, der angesichts seiner konstanten Leistungen, der Verletzungen Joël Corminbúufs und Pascal Zuberbühlers eigentlich zwingend ein Thema für Rolf Fringer werden müsste.
FCZ hätte führen müssen
Doch eben - das Resultat war gemessen an den Chancen zur Pause ein Hohn. So wird wohl nicht nur Raimondo Ponte gedacht haben. Möglichkeiten hatte der FCZ in Hülle und Fülle, und als Nonda das vermeintliche 1:0 erzielt hatte (25.), erkannte Schiedsrichter Roland Beck den Treffer nicht an. Zu Unrecht wohl, selbst am TV war nichts von einem angeblichen Abseits zu erkennen. Glück hatten die Gäste auch in vielen anderen Phasen; etwa als Rasheed Yekini den Ball nicht ins Tor brachte, als Nonda vergab, als Urs Fischer knapp vorbeischoss. Und und und?
Die Basler Abwehr wankte bedrohlich, und Marco Sas ist weiterhin nicht der Libero, den der FCB braucht. Dass ein Samir Tabakovic, der für den gesperrten Massimo Ceccaroni spielte, in der Abwehr gut war, nützte wenig. Immerhin war Huber da, der selbst dann parierte, als ihn Franco Di Jorio per Kopf eigentlich schon «contre pied» erwischt hatte (38.).
Steigerung nach der Pause
Man musste Arges befürchten - doch nach der Pause geschah Unerwartetes. Der FCB erwachte aus seiner Lethargie, der Standfussball fand ein Ende, und das leichte Nachlassen des FCZ nützten die Basler (angeführt von ihrem Besten, Dario Zuffi), um ins Spiel zu finden. Die Laufarbeit (eigentlich eine Selbstverständlichkeit) wurde besser - die ersten Pässe kamen an, die Sicherheit wuchs, ohne dass man von einem eingespielten Ensemble reden durfte. Die beiden grössten Chancen jedenfalls entstanden aus Standard-Situationen.
Der erste FCB-Corner nach 140 Minuten (gegen Servette gab's keinen) hätte eigentlich zum 0:1 führen müssen. Sas kam nach Giuseppe Gambinos Patzer frei zum Schuss, Ike Shorunmu faustete den Ball an den Innenpfosten, und als der zur Mitte rollte, klärte Daniel Tarone, indem er Gaetano Giallanza tunnelte (50.). Zwei Minuten später, nach einem Einwurf, stand Giallanza plötzlich frei vor dem nigerianischen FCZ-Goalie, der im Nachsetzen mit der Wade (!) parierte, als der Aescher bereits jubeln wollte (52.). Giallanza war (gegen den starken Konjic) der Alleinunterhalter im Angriff, Jean-Pierre La Placa, der anstelle Adrian Knups eine Chance erhielt, hatte kaum eine Szene, selbst dann nicht, als der FCB als Team besser wurde.
Der schönste Basler Angriff, Zuffis 40-Meter-Pass auf Gaudino, hätte später ebenfalls das 1:0 bringen können. «Bringen müssen», wie der Deutsche sagte, doch sein Lobball segelte übers Tor. Was danach noch geschah? Der FCB hatte in der Schlussphase Glück, dass der eingewechselte Pascal Castillo dreimal das Tor nicht traf und dass Sas' klares Foul an Yekini zu keinem Penalty führte (89.). So blieb's beim 0:0.
Aber ist man nun schlauer? Wohl kaum. Einige Spieler sind in Form (Zuffi, Huber), auch Tabakovic und Daniel Salvi (nach langer Verletzungspause für den verletzten Barberis im Spiel) überraschten. Doch der FCB hat nach wie vor kein Gesicht. Wohl trug er - riskant und ohne allzu viel Taktik spielend - seinen Teil zu einer spektakulären zweiten Hälfte bei, aber Identifikationsmerkmale sind nach wie vor nicht auszumachen. Gaudino hat seine Position noch nicht gefunden (er steht oft zu «hoch» im Feld); Hartmann bringt zu wenig, wenn man sieht, was ein Zuffi neben ihm zu leisten in der Lage ist; und das Spiel aus der Abwehr heraus leidet namentlich bei weiten Pässen (Sas) an Ungenauigkeiten. Sollte Oliver Kreuzer am nächsten Samstag gegen den FC Sion Libero spielen, es wäre keine Überraschung.
Vielleicht hilft auch die Reaktion der Spieler auf das Debakel vor der Pause. Sie begannen sich zu wehren, als ihnen das Wasser am Halse stand. Es war ein Zeichen dafür, dass mehr möglich sein muss. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Michael Martin
Quelle: Basler Zeitung vom 28.07.1997