FC Basel
Servette FC
FC Basel - Servette FC 1:3 (0:1)
Datum: 19.07.1997, 19:30 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1997/98 - 4. Runde
Stadion: St. Jakob (Basel) - Zuschauer: 9'500
Schiedsrichter: Philippe Leuba
Tore: 34. Cantaluppi 0:1. 55. Sesa 0:2. 57. Gaudino (Foulpenalty) 1:2. 77. Durix (Foulpenalty) 1:3.
Gelbe Karte: 14. Barea (Foul), 23. Sesa (Reklamieren), 45. Margarini (Foul), 70. Zuffi (Foul).
Rote Karte: 76. Ceccaroni (Notbremse-Foul an Ippoliti).
FC Basel: Huber; Sas; Ceccaroni, Kreuzer; Barberis (65. Tschopp), Hartmann, Zuffi, Frick (81. Schmidiger); Gaudino; Giallanza, Knup (46. Dobrovoljski).
Servette FC: Pédat; Potocianu; Barea (30. Ouadja), Juarez (66. Pizzinat); Cantaluppi, Durix, Fournier, Müller, Margarini; Sesa, Ippoliti.
Bemerkungen: Basel ohne Salvi, Henry, Kondé, Disseris und Hasler (alle verletzt). La Placa nicht im Aufgebot. Servette ohne Karlen, Costantino, Nava und Jenny (alle verletzt). - Barea und Juarez verletzt ausgeschieden. Nationalcoach Rolf Fringer und Borussia Dortmunds Sportmanager Ottmar Hitzfeld auf der Tribüne.
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FCB: Wer, wo, was, wie und warum?
Der FC Basel verlor sein zweites Heimspiel der Fussball-Saison 1997/98 gegen Servette mit 1:3 (0:1). Der FCB gefiel eine halbe Stunde - was danach geschah, muss Trainer Jörg Berger zum Umdenken zwingen.
Basel. Drei Spiele, 1:8 Punkte, 1:6 Tore - dies ist die Bilanz einer Mannschaft, die auf einen ordentlich missratenen Saisonstart zurückblicken muss. Treffen besagte Zahlen auf einen Club zu, der ambitioniert wie der FC Basel zum Halali auf die Schweizer Fussball-Elite geblasen hat, dann ist nicht einmal der Weg zu Spott und Häme allzu weit.
So weit, so schlecht. Doch damit wird der FCB zur Not leben können, leben müssen. 1:3 verlor er am Samstag gegen den Servette FC. Auch diese Niederlage lässt sich zwar im weiteren Verlauf der Saison noch korrigieren, auch dieses Resultat wird den Verein nicht aus der Bahn werfen können.
Diese 90 Minuten haben aber zweierlei gezeigt: Die neue Mannschaft hat in der ersten halben Stunde Fortschritte im Offensiv-Spiel erkennen lassen und danach den Match in der Abwehr verloren, den sie wegen der weiterhin mangelhaften Chancenauswertung im Angriff nicht gewinnen konnte.
Es war in den Startminuten ein ähnliches Bild wie zuletzt gegen Etoile Carouge. Auch der «grosse» Genfer Club fand sich in der Defensive wieder. Der FCB hielt den Rhythmus hoch, und die Umstellungen im Mittelfeld zeitigten den gewünschten Effekt. Dario Zuffi, traditionell rot-blaue Manövriermasse, wechselte wieder einmal seine Position und spielte nicht mehr links, sondern zentral im defensiven Mittelfeld. Und er war über das gesamte Spiel gesehen der beste Basler.
Rochade im Mittelfeld
Anstelle Zuffis tauchte Mario Frick im linken Couloir auf, noch immer nicht in Form, aber bemüht. Hätte der FCB eine Alternative mit einem linken Fuss, der Liechtensteiner wäre durch diese Rochade wohl auf die Ersatzbank gerutscht - aber eben: Man hat Bruno Sutter und Davide Orlando ziehen lassen und nicht ersetzt. Rechts im Mittelfeld agierte Sébastien Barberis, der sein bestes Spiel beim FC Basel bot, bevor er (was nicht zwingend schien) durch Marco Tschopp ersetzt wurde (65.).
Weil zu Beginn diese Umstellungen griffen, weil der FCB engagiert zu Werke ging und auch Gaetano Giallanza erstmals wieder «aggressiv» wirkte, stellten sich die Chancen bald einmal ein - vor allem nach Standard-Situationen hatte Servettes Abwehr Mühe. Adrian Knups Kopfball (Freistoss-Flanke von Maurizio Gaudino/10.) parierte Eric Pédat, und als Zuffi den Ball zur Mitte getreten hatte, brachte Oliver Kreuzer diesen nicht am Genfer Goalie vorbei (25.). Es gab weitere Szenen, die dem FC Basel die erstmalige Führung in dieser Saison hätten ermöglichen können. Bei Servette stand Eddy Barea nach wiederholten Fouls an Adrian Knup kurz vor dem Platzverweis (ehe er verletzt ausscheiden musste). Auch dies war ein Zeichen für die Probleme, die Gérard Castellas Equipe hatte.
Doch danach begann sich abzuzeichnen, was später folgen sollte. Der FCB konnte den Druck nicht aufrechterhalten, was angesichts des Tempos nicht verwunderlich war. Und in der Abwehr begann das grosse Schwimmfest. Stefan Huber, der Goalie, musste im Stile des Ausputzers vor dem eigenen Strafraum zweimal die rote Karte riskieren. Huber war eine Art «Not-Libero», weil Marco Sas, der eigentliche freie Mann, nur vor der Abwehr spielte. Dies hatte auch zur Folge, dass die beiden Manndecker, Massimo Ceccaroni und Oliver Kreuzer, andauernd in 1:1-Situationen vor dem eigenen Tor verwickelt wurden.
Die Ausflüge des Liberos
Es war das Spiel, auf das die Genfer gewartet hatten. Und der FCB lief dem Gegner (trotz Beobachtung) ins offene Messer. David Sesa und der überragende Luca Ippoliti, die beiden Servette-Stürmer, liessen Kreuzer und Ceccaroni schlecht aussehen - auch weil die FCB-Verteidiger keine Chance hatten, konsequent in die Zweikämpfe einzusteigen. Dies wäre anders gewesen, wenn hinter ihnen noch eine Absicherung bestanden hätte. Sas jedoch war überall, nur nicht dort, wo er hätte sein müssen - und das Wechselspiel zwischen dem Holländer und Jürgen Hartmann funktionierte nicht, weil der deutsche Dauerläufer keine Chance hatte, die unberechenbaren Vorstösse Sas' vorauszusehen. Eigentlich hätte Hartmann gleich Libero spielen können?
Das 0:1 durch Mario Cantaluppi (34.) war nicht unbedingt dem Spielverlauf entsprechend, aber aufgrund der Basler Koordinationsschwächen halt doch logisch. Weder Sas noch Hartmann konnten den Ex-FCB-Spieler bei seinem Solo stoppen.
Doch die Basler hätten alle Zeit der Welt gehabt, diesen Rückstand noch wettzumachen. Und in der Pause war auch die Rede davon, man solle geduldig auf die Chance warten. Aber danach begann die Phase der Undiszipliniertheiten, die Jörg Berger auf die Palme brachten. Der FCB spielte (absurder geht's fast gar nicht) mit seiner Problem-Abwehr auf Abseits, Sesa bedankte sich nach Zuspiel des vorzüglichen Sébastien Fournier mit dem 2:0.
Man hätte von der Vorentscheidung sprechen müssen, wäre nicht im Gegenzug der Anschlusstreffer gefallen. Daniel Dobrovoljski, der zur Pause für Knup (Achillessehnen-Beschwerden) gekommen war - und nicht weiter auffiel - hatte geflankt, Pédat den Ball fallengelassen und Zuffi umgerammt. Gaudino, auch er einer der besseren, nutzte die Penalty-Chance zum ersten Saisontreffer nach 237 Minuten.
Gaudino hatte danach Pech, dass Pédat seinen Schuss ans Lattendreieck und nicht ins Tor abprallen liess (63.). Aber die grösseren Möglichkeiten hatten natur- und kontergemäss die Genfer. Kreuzer ruderte bisweilen demonstrativ mit den Armen, um zu zeigen, dass er meist mehr als einen Gegenspieler vor, hinter und neben sich hatte - und Ceccaroni wurde eine Viertelstunde vor Schluss Opfer der Klasse Ippolitis und der Schwächen im FCB-System. Er fällte den Stürmer mit italienischem Pass und Schweizer Nationaltteam-Zukunft im Strafraum, flog vom Platz, und Durix erzielte auf Penalty das 1:3.
Das war's gewesen - der FCB hat es dem Gegner nicht allzu schwer gemacht, er hat ihm brav das Ausspielen der Stärken ermöglicht. Es folgt nun das Auswärtsspiel beim FCZ; Berger tut gut daran, seine Abwehr zu stabilisieren. Michael Martin
Quelle: Basler Zeitung vom 21.07.1997