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FC Basel

Neuchâtel Xamax

FC Basel - Neuchâtel Xamax 1:3 (1:0)

Datum: 15.05.1997, 20:00 Uhr - Wettbewerb: NLA Finalrunde 1996/97 - 11. Runde

Stadion: St. Jakob (Basel) - Zuschauer: 6'000

Schiedsrichter: Serge Muhmenthaler Schweiz

Tore: 39. Knup (Foulpenalty) 1:0. 47. Lesniak 1:1. 52. Isabella 1:2. 80. Wittl 1:3.

Gelbe Karte: 39. Corminboeuf (Reklamieren). 44. Frick (Foul). 48. Tabakovic (Foul). 65. Rueda (Foul).

FC Basel: Huber; Ceccaroni (60. Poulard), Falub, Tabakovic, Zuffi; Schupp (79. Armentano), Nyarko, Frick; La Placa (64. Sutter), Yakin, Knup.

Neuchâtel Xamax: Corminboeuf; Rueda; Rothenbühler, Cyprien (3. Martin), Vernier; Jeanneret, Perret, Wittl; Isabella, Sandjak (77. Kunz), Lensiak.

Bemerkungen: FC Basel ohne Salvi, Grüter, Disseris, Henry, Orlando (alle verletzt), Giallanza und Foda (gesperrt); Xamax ohne Bonalair (verletzt). 69. Nicht geahndete Tätlichkeit von Rothenbühler an Tabakovic.

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Ein paar Minuten Schlaf reichten

Der FC Basel verlor in der Fussball-Finalrunde gegen Neuchâtel Xamax vor 6000 Zuschauern im St.-Jakobs-Stadion mit 1:3 (1:0). Bis zur Pause führte der FCB (Knup), dann zeigte er sein zweites Gesicht.

Basel. Schon wieder. Der FC Basel verlor gegen Neuchâtel Xamax. Zur Pause noch hatte er gestern mit 1:0 geführt, danach riss der Faden für ein paar Minuten, und der Leader durfte sich nach drei Toren in den zweiten 45 Minuten über drei weitere Punkte freuen. Xamax hatte schwach begonnen, behielt aber das bessere Ende für sich.

Eine Überraschung hatte Salvatore Andracchio, der Interimstrainer des FC Basel, für den Gast vom Neuenburgersee vorgesehen. «Ich will, dass man sieht, dass wir mit drei Stürmern spielen», hatte er vor dem Match erklärt - und in der Tat. Neben Hakan Yakin (links) und Adrian Knup in der Mitte tauchte in den Anfangsminuten am rechten Flügel Jean-Pierre La Placa auf. Eine Massnahme, die nach zwei Minuten fast schon Erfolg gehabt hätte. Der neue FCB-Flügel kam an der Strafraumgrenze freistehend an den Ball. Doch statt auf Joël Corminbúuf zu marschieren, schoss La Placa in Richtung St.-Jakobs-Kirche. Es war nicht die einzige Aktion, die dem Genfer in Basler Diensten (erneut) miss-lang. So bringt er dem Team wenig.

Und damit war der Effekt eines Dreimann-Angriffs schnell verpufft. Vielmehr zog sich der FC Basel weit hinter die Mittellinie zurück, wenn Xamax in Ballbesitz war. Einerseits scheint man aus den (Konter-)Schäden vergangener Aufeinandertreffen klug geworden zu sein, andererseits fehlten dem FCB natürlich die gesperrten Franco Foda und Gaetano Giallanza. Logisch daher, dass die Basler nicht die Absicht hatten, mit Hurra-Fussball die Räume zu öffnen, und darauf bedacht waren, kompakt zu bleiben.

Konnte man es dem Gastgeber nicht verdenken, dass er sich bisweilen wie ein Auswärtsclub verhielt, so erstaunte doch, wie sich die Neuenburger vor dem Wechsel verhielten. Von Aggressivität, die als Meisterkandidat auch auf des Gegners Platz nicht schaden kann, war nichts zu sehen - dafür gab's um so mehr Missverständnisse, «Standfussball» und Abspielfehler.

Ein gutes Spiel war es in den ersten dreissig Minuten wirklich nicht, die 6000 Zuschauer langweilten sich mehrheitlich, ehe Dario Zuffi mit einem Schuss aus 30 Metern das Publikum weckte. Wie wenn er langsam, aber sicher genug hätte vom Gekicke, drosch er aufs Tor, es wäre ein herrlicher Treffer geworden, wäre Corminbúuf nicht in Richtung hohe Torecke geflogen.

Es war dies das Zeichen für eine ansehnlichere Phase des FCB. Er begriff nun, dass Xamax Mühe hatte, dass die frühe Umstellung Cyprien (Rückenprobleme)-Martin der Neuenburger Abwehr die gewohnte Stabilität raubte (3.). Es gab Chancen durch Knup, Adrian Falub und Markus Schupp - das 1:0 war die logische Folge der Spielentwicklung. Sébastien Jeanneret hatte «gepennt», Yakin fuhr dazwischen, und Corminbúuf warf sich Knup vor die Füsse. Der fiel, Schiedsrichter Serge Muhmenthaler pfiff aus 40 Metern Penalty, und Knup selbst erzielte die FCB-Führung (39.).

Das war die erste Halbzeit, in der die Basler 15 Minuten lang durchaus ansehnlichen Fussball zu bieten in der Lage waren. Doch der FCB wäre nicht der FCB, wenn er nicht fähig gewesen wäre, innert kürzester Frist seine Kehrseite präsentieren zu können.

Sechs Minuten benötigte Xamax, um das 0:1 in ein 2:1 umzuwandeln. Diesmal wurden die Basler nicht ausgekontert, sie postierten sich nach dem Wechsel in einem «7-2-1»-System. Ein Pass durch die Basler «Siebner-Abwehrkette» (Liazid Sandjak) genügte, um Marek Lesniak freie Schussbahn zu verschaffen. Der traf zum 1:1 (47.). Fünf Minuten später stand Patrick Isabella alleine vor Stefan Huber, der Ball lag auch diesmal im Tor (52.). Dies war mehr als nur die Vorentscheidung.

Damit hatte Xamax der Partie (und dem FCB) den Schwung genommen, die Neuenburger kontrollierten das Geschehen, bis sie selbst nochmals für Stimmung sorgten; allerdings im negativen Sinn. Régis Rothenbühler hatte Samir Tabakovic niedergestreckt, Muhmenthaler (wie auch sein Assistent) hatten nichts gesehen, und fortan wurde es laut im Stadion. Der FCB, erneut wachgerüttelt, begann sich zu wehren, Knup schoss übers Tor (76.), die Basler stürmten - und sie wurden, wie es die «Tradition» gegen Xamax will, ausgekontert. Lesniaks Spurt und Wittls Lupfer brachten das 1:3 (80.).

Es änderte sich also nichts an der jüngeren Geschichte dieser Vergleiche. Die Art und Weise aber, wie der FC Basel die Partie in den ersten paar Minuten nach der Pause aus der Hand gab, offenbarte deutlich, wie gross der Handlungsbedarf ist, um dereinst die Differenz zu einem Spitzenclub kleiner werden zu lassen. Michael Martin

Quelle: Basler Zeitung vom 16.05.1997