FC Basel
Grasshopper Club
FC Basel - Grasshopper Club 4:5 (3:4)
Datum: 17.08.1996, 20:00 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1996/97 - 8. Runde
Stadion: St. Jakob (Basel) - Zuschauer: 14'000
Schiedsrichter: Serge Muhmenthaler
Tore: 10. Hakan Yakin 1:0. 12. Hakan Yakin 2:0. 13. Moldovan 2:1. 14. Moldovan 2:2. 20. Türkyilmaz 2:3. 35. Frick 3:3. 42. Comisetti 3:4. 73. Türkyilmaz 3:5. 90. Giallanza 4:5.
Gelbe Karte: 6. Gämperle (Foul), 59. Esposito (Foul), 64. Thüler (Foul).
Gelb-Rote Karte: 89. Thüler (Foul).
FC Basel: Huber; Ceccaroni, Poulard, Tabakovic, Orlando (71. Giallanza); Frick, Nyarko, Smajic, Zuffi (25. Sutter); La Placa, Hakan Yakin (65. Armentano).
Grasshopper Club: Zuberbühler; Gämperle, Gren, Smiljanic, Thüler; Magnin, Esposito, Murat Yakin, Comisetti (85. Berger); Moldovan (69. Rzasa), Türkyilmaz (76. Koller).
Bemerkungen: Basel ohne Disseris (verletzt), Hasler und Moser (beide im Nachwuchs). GC ohne Abdullahi, Subiat, Vogel, Geiger, Lombardo (alle verletzt). 42. Pfosten-Kopfball Magnin (vor dem 3:4). 79. Frick schiesst an die Querlatte. - Zuffi mit leichter Hirn-erschütterung ausgeschieden.
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Vier FCB-Tore reichten nicht aus
Der FC Basel bot gegen GC seine mit Abstand beste Offensiv-Leistung seit seinem Wiederaufstieg in die Nationalliga A - er verlor dennoch mit 4:5 (3:4), weil er im Defensiv-Verhalten grosse Schwächen zeigte.
Basel. Man könnte aus Basler Sicht uneingeschränkt jubeln. Was war das doch für eine Fussball-Partie. Vier FCB-Tore gegen den Meister, viermal spielten die Herren Nyarko, Smajic, Frick, Yakin, La Placa und Kollegen die Abwehr der Grasshoppers aus, variabel im Pass-Spiel, ideenreich, dynamisch - kurzum: Es war am Samstag die mit Abstand beste Angriffsleistung, die der FC Basel seit seinem Wiederaufstieg in die Nationalliga A geboten hat.
Nur etwas stimmte an diesem denkwürdigen Abend für den FC Basel nicht - er traf zwar viermal ins GC-Tor, doch der Gast aus Zürich traf in diesen packenden 90 Minuten einmal mehr. Mit 4:5 (3:4) verlor letztlich der FCB vor 14 000 dennoch begeisterten Zuschauern sein zweites Heimspiel der laufenden Saison. Viel Lob, viel Schulterklopfen - aber wieder einmal keine Punkte.
Ja, es war zum FCB-Haare-Raufen. Vier Tore gegen GC. Das gelingt selbst auf europäischer Ebene nicht mancher Mannschaft. Der FC Basel jedoch schaffte dieses Kunststück, aber (rein rechnerisch) betrachtet - was nützen heute die Treffer von Hakan Yakin (2), Frick und Giallanza noch?
Yakin, der junge FCB-Stürmer, traf innert zwei Minuten gleich zweimal. Der FC Basel führte so nach zwölf Minuten mit 2:0. Der Jubel war riesengross, die Spieler konnten es nicht fassen, die Zuschauer ebenfalls nicht. Die einzigen, die sich schnell wieder unter Kontrolle hatten, waren die Grasshoppers. Mario Frick verlor den Ball an Pascal Thüler, Massimo Ceccaroni konnte den Verteidiger ebenfalls nicht stoppen, und in der Abwehr stand keiner, der Viorel Moldovan hätte aufhalten können - auch Goalie Stefan Huber nicht, der beim Kopfball des Rumänen wohl auf dem «falschen Fuss» erwischt wurde, aber mit ein bisschen Fortune das Gegentor unmittelbar nach dem 2:0 durchaus hätte vermeiden können. Es ist bis heute wahrlich nicht die Saison Hubers.
Eine weitere Minute verging, da hatte GC (erneut durch Moldovan) den Ausgleich geschafft. Die Basler Abwehr war mit einem einzigen Pass ausgespielt (14.). Vier Tore in vier Minuten - wann hat es das zuletzt einmal gegeben?
Und der FCB bewies auch in der Folge, dass er gegen Teams vom Kaliber der Grasshoppers punkto Defensiv-Verhalten seine liebe Mühe hat. Yann Poulard versuchte hilflos zu lokalisieren, wohin der von Harald Gämperle weit nach vorne getretene Ball fliegen könnte, derweil Kubilay Türkyilmaz in Gedanken seinen Volley-Schuss bereits erfolgreich ins Tor fliegen sah. So kam es dann auch - es war das schönste Tor des Abends (20.). «Weltklasse», nennt man so etwas im Fussball. Poulard war nur Statist, auf diesem Niveau wurden ihm, dem gelernten Manndecker, die Limiten aufgezeigt. Als Türkyilmaz dann in der zweiten Halbzeit ausgewechselt wurde, war ihm auch der Beifall der Basler Zuschauer gewiss.
Wenn man nun angesichts des Offensiv-Spektakels von Abwehrschwächen reden will, dann wird sich aber auch GC-Trainer Christian Gross seine Gedanken gemacht haben. Seine Defensiv-Spieler waren am Samstag ebenfalls oft nicht auf der Höhe ihrer Aufgaben. Und dies lag mit Bestimmheit auch an den Basler Angriffen. Alex Nyarko etwa lag schon am Boden, als er den Ball noch zu Frick spitzeln konnte, der zum 3:3-Ausgleich traf (35.). Der FC Basel liess nicht locker, er spielte mit Leidenschaft - aber, und dies ist für die Ausgabe 1996/97 charakteristisch, oft auch ohne kühlen Kopf.
Dass GC bei Einwürfen gefährlich sein kann, weiss man nicht erst seit den leidigen Erfahrungen aus der Finalrunde 1996. Doch als Gämperle den Ball zur Mitte warf, war keiner der Rot-Blauen in der Lage, die Situation zu bereinigen. Und Alexandre Comisetti traf kurz vor der Pause zum 4:3 (42.). Es war der Schlusspunkt unter eine erste Halbzeit, die alles in den Schatten stellte, was sich im Schweizer Nationalliga-Fussball in den vergangenen Wochen, Monaten, wenn nicht gar Jahren ereignet hatte.
Dass es nach der Pause nicht in gleich rasantem Stile weitergehen konnte, war zu erwarten. Doch dies bedeutete nicht, dass der FCB in seinen Bemühungen nachliess. Er suchte den erneuten Ausgleich, Frick traf nur die Querlatte, der starke La Placa hatte seine Möglichkeiten, Smajic leistete weiterhin Hervorragendes. Aber eine Viertelstunde vor Schluss geschah, was aus FCB-Sicht zu befürchten war. Türk-yilmaz schloss einen Konter zum 5:3 ab. Als der sechste gefährliche Ball, der aufs FCB-Tor geflogen kam, den fünften Treffer der Grasshoppers brachte, liessen die Basler ein erstes Mal den Kopf hängen. Gaetano Giallanza erzielte zwar noch das 4:5 (90.). Zu mehr reichte es jedoch nicht.
Der FC Basel verlor letztlich wegen seiner Abwehrschwächen eine Partie, die er im Angriff fast gewonnen hätte. Früher vielleicht hätte es in einem solchen Spiel gegen den Meister eine 0:1-Niederlage abgesetzt. Die Tor-Differenz ist die gleiche geblieben, nur der Unterhaltungswert ist um ein Mehrfaches gestiegen. Die Basler Zuschauer jedenfalls waren zufrieden mit dem Gebotenen. Es war ein grandioser Fuss-ball-Abend - dank des engagierten Auftritts des FCB, aber auch dank der grossen Klasse der Grasshoppers mit ihrem Angriffsduo Türkyilmaz/Moldovan. Michael Martin
Quelle: Basler Zeitung vom 19.08.1996