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FCB-Pflicht Teil II - 4:1-Sieg in Biel

Der FC Basel qualifizierte sich im Schweizer Cup nach einem 4:1 (1:0)-Sieg beim Erstligisten FC Biel für die Viertelfinals (auswärts gegen Xamax). Die Basler Tore erzielten Rey, Tabakovic, Zuffi und Yakin.

Biel. Vieles ist noch so, wie es früher einmal war auf der Bieler Gurzelen - die beiden Lichtmasten, hoch wie sonst keine anderen in der Schweiz, oder die alte, längst baufällige Tribüne. 1947 wurde der FC Biel hier Schweizer Meister, zu Beginn der 60er Jahre war hier einst Jupp Derwall, der spätere deutsche Nationaltrainer, der Chef-Verantwortliche an der Seitenlinie. Mit ihm als Spielertrainer stiess der FC Biel 1961 gar bis in den Cup-Final vor, in welchem es dann allerdings eine 0:1-Niederlage gegen den FC La Chaux-de-Fonds gab.

Doch diese Zeiten gehören der Vergangenheit an - für den FC La Chaux-de-Fonds wie auch den FC Biel, die sich heutzutage in der 1.-Liga-Gruppe 2 gegenüberstehen. Mit den wirtschaftlichen Problemen und mit hausgebackenen anderen Skandalen begann in den siebziger Jahren der Abstieg in die Anonymität. Doch gestern abend durften sich die Bieler wieder einmal an ihre besseren Zeiten erinnert fühlen. In den Cup-Achtelfinals kam der FC Basel zu Besuch, und noch vor dem Spiel spekulierten da und dort die 3798 Zuschauer, ob denn gegen den zuletzt wenig erfolgreichen NLA-Club nicht doch eine Überraschung möglich sei.

Nun denn, diese blieb am Ende aus. Der FC Basel kam in Biel zu einem 4:1 (1:0)-Sieg und nahm nach dem FC Gossau in den Sechzehntelfinals) auch die zweite 1.-Liga-Hürde. Allerdings bewahrheitete sich auf der Gurzelen einmal mehr, dass es die «Kleinen», die früher oft mit sogenannten Steinzeitresultaten eingedeckt den Platz verlassen mussten, heute nicht mehr in gleicher Zahl gibt.

Taktisch etwa hinterliess der FC Biel, mit einem lupenreinen 4-4-2 spielend, einen durchaus ordentlichen Eindruck. Vor dem eigenen Strafraum wurden die Räume dichtgemacht und dann dank schnellem Umschalten im Mittelfeld versucht, die Konter vors gegnerische Tor, vor Stefan Huber, zu fahren. So geschehen beispielsweise in der 12. Minute, als Pena den schnellen Eberhard lancierte. Dessen Schuss hätte wohl, von Huber leicht touchiert, die Linie überschritten, doch der zurückgeeilte Tabakovic verhinderte in dieser Phase die mögliche Führung für den Gastgeber.

Szenen wie diese gaben dem FC Biel Mumm, sich weiterhin mit Leidenschaft zu wehren, wenngleich in den entscheidenden Situationen halt doch deutlich wurde, dass der Gast, zuerst ebenfalls mit einem 4-4-2 agierend, dem FC Biel überlegen war, überlegen sein musste.

Es dauerte jedoch eine Viertelstunde, bis der FCB das erste Mal gefährlich vor Goalie Fraschina auftauchte. Sutter hatte Cantaluppi in den Strafraum geschickt, doch Fraschina vermochte den Ball in Corner abzufälschen. Insgesamt durfte der FC Basel allein in den ersten 20 Minuten sieben Eckbälle treten - dass daraus nichts resultierte, ist aus FCB-Sicht leider nichts Neues? Diese Mehrzahl an Eckbällen bedeutete indes nicht, dass sich die Partie nur in der einen Platzhälfte abspielte. Mitte der ersten Halbzeit war es wieder der FC Biel, der über die rechte Seite zu einem weiteren schnellen Gegenstoss ansetzen durfte. Christophe Sahli wurde im letzten Moment von Disseris gestoppt, und Huber war vor Pena zur Stelle, als der das 1:0 auf dem Fuss hatte. Disseris zog sich in dieser Situation eine Oberschenkel-Zerrung zu und musste durch Moser ersetzt werden. Weil sich Trainer Karl Engel vor dem Match dazu entschieden hatte, den Brasilianer Vilmar anstelle Okolosis als vierten Ausländer auf die Tribüne zu setzen, und weil nach Ceccaronis Verletzung der FCB keine Alternative auf der Position des rechten Aussenverteidigers hatte, durfte sich Cantaluppi (vorübergehend) zu Tabakovic, Meier und Orlando in die Abwehr gesellen.

Diese Rochade hatte zur Folge, dass im FCB-Mittelfeld bisweilen die Abstimmung zu fehlen schien. Nyarko und Smajic waren zu defensiv im Zentrum, Moser zu oft ebenfalls in der Mitte, womit man sich bei der Angriffsauslösung doch ab und an auf den Füssen herumstand. Nach der Pause dann spielte der FCB gar mit einem 3-5-2, also mit drei Verteidigern (Tabakovic, Meier, Orlando), einem Fünfer-Mittelfeld (Moser hinter den Spitzen, Smajic vor der Abwehr) und dem bewährten Zweimann-Angriff.

Doch bereits vor dem Wechsel war der FC Basel in Führung gegangen. Nachdem Nyarko (von Moser bedient) aus kurzer Distanz den Ball zwei Meter übers Tor geschossen hatte (36.), traf Rey, von Smajic in Szene gesetzt, fünf Minuten später zum 1:0. Zuvor war nicht gross aufgefallen, dass Rey überhaupt mitspielte - doch von einem, der die Tore schiessen soll, wird auch nicht erwartet, dass er jederzeit im Mittelpunkt des Geschehens steht.

Die Entscheidung in dieser mit zunehmendem Verlauf einseitiger werdenden Cup-Partie fiel acht Minuten nach der Pause. Cantaluppis Freistoss-Ball von links fand den Weg zum Kopf des aufgerückten Verteidigers Tabakovic, der eines seiner ausgesprochen raren Tore für den FCB erzielen durfte. Später gelang Zuffi noch das 3:0 (67.).

Danach war es um die Moral des Unterklassigen doch mehr oder weniger geschehen. Immerhin reichte es kurz vor Schluss noch zum Ehrentor (Penalty von Fabrice Sahli), Hakan Yakin stellte jedoch mit dem Schlusspfiff den alten Abstand wieder her.

Vor dem sonntäglichen Spiel gegen den FC Aarau war dieser Erfolg in bezug auf die Moral für den FC Basel sicher nicht unwichtig. Michael Martin

Quelle: Basler Zeitung vom 22.03.1996