FC Basel
FC Aarau
FC Basel - FC Aarau 2:1 (1:1)
Datum: 19.11.1995, 14:30 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1995/96 - 19. Runde
Stadion: St. Jakob (Basel) - Zuschauer: 13'000
Schiedsrichter: Karl Strässle
Tore: 12. Sutter 1:0. 33. Ratinho 1:1. 83. Moser 2:1.
Gelbe Karte: 26. Christ, 36. Skrzypczak, 38. Pavlicevic, 40. Olsen, 57. Nyarko (alle wegen Foulspiel).
FC Basel: Huber; Ceccaroni, Olsen, Tabakovic, Orlando; Cantaluppi (86. Disseris), Smajic, Nyarko, Sutter (80. Moser); Rey (69. Yakin), Zuffi.
FC Aarau: Hilfiker; Studer; Pavlicevic, Christ; Kilian (75. Saibene), Bader, Skrzypczak, Wyss, Wiederkehr (85. Senn); Ratinho, Allenspach (75. Kirik).
Bemerkungen: FCB ohne Meier (rekonvaleszent) und Walker (gesperrt). - FC Aarau ohne Heldmann, Brugnoli und Ersatzgoalie Müller (alle verletzt). Corner: 3:3 (1:2).
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Gut spielte der FCB gegen Servette - gewonnen aber hat er gegen Aarau
(Auch) mit Glück bezwang der FC Basel den FC Aarau 2:1 (1:1) und verbesserte sich drei Runden vor Qualifikationsschluss nach Goals von Sutter und Moser sowie des Aarauers Ratinho auf den 5. Rang.
Basel. Gegen Servette hatte der FC Basel weitgehend gut, phasenweise für seine Verhältnisse gar sehr gut gespielt.
Gestern, gegen den FC Aarau, bestätigten die Basler vor 13 000 Zuschauern jene Leistung höchstens bedingt in der ersten Halbzeit, ehe sie in der zweiten Hälfte einen spielerischen Rückfall verschuldeten.
Das leicht Groteske an dieser Geschichte: Im klar besseren Match, beim 2:2 vor Wochenfrist gegen die Genfer, hatte es dem FCB nur zu einem Punkt gereicht, gestern, gegen die insgesamt gleichwertigen Aarauer, «schenkte es» den Baslern mit dem 2:1 reichlich ein.
Denn dieser Erfolg war zu einem beträchtlichen Teil auch das Produkt des Glücks. Ein 1:1 hätte dem Geschehen besser entsprochen und wäre auch für die Aarauer ein annehmbarer Lohn für ihre keinesfalls schwache Leistung gewesen.
Doch mit dem Trainerwechsel und dem damit verbundenen Vorwärtstrend im mentalen Bereich kehrte offenbar auch das Glück zum FCB zurück.
Eine rationalere Erklärung jedenfalls gibt es für das, was gestern in der Kälte zu St. Jakob passierte und die rund 13 000 FCB-Anhänger im Stadioon erwärmte, nicht: In der 83. Minute überlupfte Nyarko mit einem Pass die Abwehr. Aaraus Goalie Hilfiker hätte diesen Ball zwingend erlaufen müssen, doch Moser, gerade zwei Minuten im Spiel, erhaschte sich den Ball vor dem zögernden Torhüter und machte aus spitzem Winkel jenes 2:1, das für den FCB den Sprung in die Finalrunde wert sein könnte, das den Spielverlauf der zweiten Halbzeit aber nicht eben korrekt wiedergab und dementsprechend für die Aarauer schlechter Zahltag war.
Es war nun zwar nicht so, dass der FCA dieses Spiel hätte gewinnen müssen, doch insgesamt war er dem FCB so ebenbürtig, dass niemand etwas gegen ein Unentschieden hätte einwenden dürfen, zumal die Aarauer noch in den letzten vier Minuten zwischen der 89. und der 93. Minute vier Chancen zum 2:2 hatten. Doch Kirik, Ratinho, Senn und zuletzt Libero Studer liessen in der vehementen Druckphase, an der sich selbst Torhüter Hilfiker beteiligte, sämtliche Möglichkeiten ungenutzt.
Immerhin: In der ersten Halbzeit hatte der FCB noch einigermassen vergleichbar mit seiner Darbietung vom Servette-Match gespielt. Es waren bis zur Pause etliche gute Angriffe beider Mannschaften zu sehen gewesen - mit leichten Vorteilen noch für den FCB, der in der 12. Minute nach einer hervorragenden Aktion in Führung ging: Über Smajic und dank einem genialen Pass Zuffis gelangte der Ball zum 18jährigen Bruno Sutter - und mit der Gelassenheit eines altgedienten Profis machte der das 1:0, machte es zu seinem eigenen grossen Erstaunen mit seinem rechten Fuss, der für ihn nun wirklich nicht der starke ist.
Danach verpasste Zuffi nach einer weiteren sehenswerten Kombination über Cantaluppi, Smajic und Rey ganz knapp das 2:0, ehe den Aarauern durch ihre zwei besten Spieler das 1:1 gelang.
Daniel Wyss bediente mit einer Freistossflanke Ratinho, und der kleine Brasilianer inmitten fast lauter langen Basler Abwehrspieler, durfte unbehelligt zum 1: 1 einköpfeln.
Ratinho war gewiss der überragende Mann des Spiels. Dass ihm danach kein weiteres Goal mehr gelang, war nur der Tatsache zuzuschreiben, dass die Basler Abwehr stets, wenn der Brasilianer am Ball war, eine Überzahlsituation schaffen musste, was viel an Kraft und Aufmerksamkeit kostete. Und Daniel Wyss hat sich längst zu einem der besseren Schweizer Aufbauer auf dieser (leicht defensiven) Position gemausert - so gut wie der regelmässig fürs Nationalteam aufgebotene Fournier zum Beispiel ist der 25jährige Wyss allemal. Gestern jedenfalls blieb ihm etliche Male auch Kapazität für Kreatives, wiewohl er es häufig mit FCB-Spielmacher Smajic zu tun hatte.
Und der, Smajic, machte gewiss keinen schlechten Match. Er hatte sehr, sehr häufig den Ball, oft gelang ihm Gescheites, in der ersten Halbzeit mehr als in der zweiten, was wiederum bezeichnend für die gesamte Basler Darbietung war. Denn nach der Pause baute der FCB wie gesagt ab, was Trainer Karl Engel hinterher mit der «Angst vor dem Strich» erklärte (vgl. auch Seite 44). Doch allein damit hatte dieses Nachlassen nicht zu tun, denn dem FCB wurde das Leben während des ganzen Matchs auch deshalb schwergemacht, weil der Gegner in den Zweikämpfen meist aggressiver, entschlossener und bissiger war.
Sucht man beim FCB hinterher in der Matchanalyse nach dem starken Block, wird man ihn nicht finden, denn allenthalben hatten die Basler diesmal ihre Stärken und Schwächen.
Die Abwehr liess nur ein Tor zu, das war ihre Stärke. Ihre Schwäche umgekehrt wurde abermals in einigen hektischen Szenen sichtbar, doch das hat auch mit dem Mittelfeld zu tun: Zu den Zeiten des Didi Andrey war der Aufbau mehr zur Unterstützung der Defensive verpflichtet gewesen, was sich damals dank grossem Aufwand mit etwas mehr defensiver Effizienz ausbezahlt hatte. Jetzt, unter Engel, ist das Mittelfeld offensiver orientiert (Sutter, vor allem auch Nyarko), was spektakulärer ist, aber logischerweise mehr Gefahren birgt. Nur: Ausbezahlt hat sich bisher Engels Variante - sieben Punkte aus drei Spielen ist keine Statistk, die schwindelt.
Das Mittelfeld seinerseits war so lange stark, wie die Kräfte des jungen Sutter und jene von Smajic reichten. Nyarko hatte - wie in Lugano - sehr gute Szenen, aber auch einige Aussetzer; Cantaluppi erging es ähnlich.
Im Angriff schliesslich lief Rey enorm viel, er war in der ersten Halbzeit auch an den besten Aktionen beteiligt, im Abschluss aber hatte er so wenig Glück wie Zuffi, der stets dann glänzte, wenn er sich im «Eins-zu-eins-Zweikampf» durchsetzte, was ihm freilich auch bei weitem nicht immer gelang.
Wichtiger als diese Einzelbeurteilung der Blöcke ist aber das: Den Match zu einem schönen Teil beeinflusst und geprägt haben junge Spieler aus dem Kader des FCB. Sutter und Moser sind wohl noch nicht in der Lage, jedesmal 90 Minuten auf hohem Level zu spielen. Doch sie sind das fussballerische Kapital des FCB für die nächsten Jahre, genau so wie ein Cantaluppi oder wie ein Yakin, der im Moment zwar etwas «unten durch» muss, wenig zum Einsatz kommt, von dessen Talent aber auch Engel, wie der bestätigt hat, völlig überzeugt ist. Was Yakin (genau wie Moser) noch fehlt, liegt weitgehend im athletischen Bereich. In der Beziehung ist von den drei ganz Jungen des FCB eindeutig Bruno Sutter am weitesten. Und wenn dieser klassische Linksfüsser ja nun noch beginnt, seine Tore mit rechts zu schiessen, dann kann das ja noch heiter werden?
Noch ist freilich der FCB nicht am Ziel, noch fehlen ihm ein paar Punkte für die Finalrunde, doch die Chancen, dass er die in den verbleibenden Partien gegen Lausanne, St. Gallen und GC noch holen wird, stehen gut.
Denn irgendwie hat man gerade zu diesem neuen Trainer Karl Engel schnell Vertrauen gewonnen: Der arbeitet ruhig, sachlich, unspektakulär, aber sehr zielbewusst und offenbar auch in den Trainings und in der Matchvorbereitung sehr genau. Er vermittelt den Eindruck, dass er weiss, was er will, und dieser Eindruck wird zweifach bestätigt: In den bisherigen Resultaten vor allem, aber auch in seinem ganzen Auftreten, dass weder übertrieben verbissen noch übertrieben flapsig ist. Sondern erfrischend natürlich (und gewiss viel offener als zu seinen früheren Zeiten). Josef Zindel
Quelle: Basler Zeitung vom 20.11.1995