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FC Lugano

FC Basel

FC Lugano - FC Basel 0:1 (0:0)

Datum: 05.11.1995, 14:30 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1995/96 - 17. Runde

Stadion: Cornaredo (Lugano) - Zuschauer: 4'000

Schiedsrichter: Roland Beck Liechtenstein

Tore: 76. Nyarko 0:1.

Gelbe Karte: 62. Walker (Foul, 6. gelbe Karte, damit für die nächsten beiden Spiele gesperrt), 67. Zuffi (Foul), 85. Bugnard (Foul).

FC Lugano: Philipp Walker; Morf, Englund, Penzavalli, Fornera; Gentizon (73. Bugnard), Carrasco (82. Belloni), Colombo, Schalimow; Erceg, Manfreda.

FC Basel: Huber; Ceccaroni, Olsen, Tabakovic, Marco Walker; Cantaluppi (93. Disseris), Nyarko, Sutter (70. Moser), Orlando; Zuffi, Rey (90. Yakin).

Bemerkungen: Lugano ohne die verletzten Galvao, Esposito, Modica (verletzt) und Ferraira Sinval (überzählig). Erstmals wieder mit dem von AIK Stockholm zurückgeholten Verteidiger Englund. - FCB ohne Meier und Moro (verletzt), Smajic (gesperrt), Okolosi (überzählig) und Vilmar Santos Barbosa (noch nicht spielberechtigt). - Umstellungen während des Spiels: Schalimow ab 15. im Zentrum, Carrasco links im Aufbau. - 45. Lattenschuss Marco Walker. - Corner: 2:4.

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Das Konto Engel ist eröffnet: Ein gewichtiger FCB-Sieg in Lugano

Der FC Basel gewann unter seinem neuen Trainer Karl Engel gleich den ersten Match: Nyarko sicherte den Baslern mit seinem Tor in der 76. Minute einen gewichtigen 1:0 (0:0)-Auswärtssieg beim FC Lugano.

Lugano. Es wäre eine analytische Schnellbleiche, die zwar verlockend, aber irgendwie nicht statthaft wäre - das Fazit nämlich, dass der FC Basel nun nur wegen seines neuen Trainers Karl Engel einen seiner ganz wichtigen Matches dieses Jahres gewonnen hat.

Das würde die zweieinhalbjährige Arbeit seines Vorgängers Didi Andrey, die grundsätzlich seriös war, über Gebühr abwerten und Engels eigenen Einfluss über Gebühr aufwerten: So schnell kann der beste Trainer der Welt nicht wirken, dass er innert nur 48 Stunden aus einem Verlierer-Team, als das sich der FCB noch vor Wochenfrist präsentiert hatte, eine Mannschaft formen kann, die in den Tessin reist und dort dem FC Lugano so einfach drei Punkte entreisst, als wär's ein Betriebsausflug mit angehängtem Plauschmätschli gewesen.

Die Spanne vom 0:3 aus dem FCZ-Match und dem gestrigen 1:0-Sieg des FCB also zu grössten Teilen mit dem Trainerwechsel zu erklären, wäre zu simpel.

Aber wie denn sonst?

Eigenartig jedenfalls ist dieses im Fussball häufig begegnete Phänomen schon, erklärbar aber ist es rational nicht. Es kann und muss ausschliesslich mit der Psyche der Spieler zu tun haben, wenn eine Auswechslung des Chefs bereits langt, um eine sofortige Wende zu bewirken.

Von einer definitiven Wende mag man beim FCB bei weitem noch nicht sprechen, doch die Mannschaft und ihr neuer Trainer Engel machte gestern in Lugano mit ihrem 1:0-Sieg einen bedeutsamen Schritt nach vorn. Sie gewann aus eigener Kraft drei Punkte, und diese drei Zähler wurden noch aufgewertet, weil die Konkurrenz gestern Nachmittag keineswegs gegen den Sinn der Basler spielte.

Der Weg des FC Basel zum Erfolg im stimmungsarmen Stadio Cornaredo zu Lugano freilich war ein sehr steiniger gewesen.

Gewiss, die ersten 20 Minuten des FCB waren noch ein Versprechen. Da traten die Basler mit einer positiven Klarheit auf, von Nervosität war zumindest nach aussen hin wenig zu spüren. In dieser Phase hatten die Basler auch drei, vier Gelegenheiten, in Führung zu gehen. Die beste davon verpasste Rey, als er nach einem Corner Cantaluppis in günstiger Position mit dem Fuss so weit unter den Ball geriet, dass er das Tor aus einem Meter Distanz weit überschoss...

In der Folge freilich übernahm der FC Lugano das Geschehen. Ein simpler taktischer Griff seines Trainers Morinini, der Schalimow von der Seite ins Zentrum befahl, hatte eine plötzliche Überlegenheit der Tessiner mit ihrer starken Zentrums-Achse Englund-Colombo-Schalimow-Erceg zur Folge. Nun kam die Phase etlicher Basler Ballverluste, doch...

...der Schaden blieb deshalb gering, weil sich keiner zu schade war, Fehler mit zusätzlichem Einsatz zu korrigieren. Noch wichtiger war aber in dieser Phase die Arbeit von Goalie Stefan Huber, der mit zum Teil schwierigsten Paraden gegen Erceg ((25.), Schalimow (29.), Carrasco (29.), Manfreda (31.) und abermals gegen Erceg (35.) innert zehn Minuten fünf erstklassige Tessiner Chancen zunichte machte.

Das war die Phase, in der Erinnerungen an «bisher» aufkamen - noch vor einer Woche wäre die Mannschaft aus einem derartigen Chancenplus eines Gegners nie und nimmer ungeschoren herausgekommen. Jetzt aber hatte der FCB neben Huber, dem Glück und der mangelnden Kühle der Gegner auch selbst mehr zu bieten: Einsatz und schon einen Hauch mehr an Selbstbewusstsein als zuletzt.

Und dann gab es in der 45. Minute eine Szene, die den Baslern fast so etwas wie einen zusätzlichen «Kick» gegeben haben muss - als Marco Walker mit einer frechen Direktabnahme aus 30 Metern die Latte traf, dürfte ihm und seinen Teamkollegen bewusst geworden sein, dass an diesem Sonntag in Lugano gar noch mehr drin liegen könnte als ein erknorztes 0:0.

Und es lag mehr drin: Im Zentrum machten Nyarko und Sutter, danach auch Moser die Räume dicht, Colombo, Schalimow und Carrasco waren nun in ihrer Kreativität eingeengter, so dass es die Basler Abwehr und ihr Goalie etwas ruhiger angehen lassen konnten.

Umgekehrt «dachte» der FCB nun offensiver. Es unterliefen ihm zwar in der Spielentwicklung nach wie vor viele Fehler, die gleichbedeutend mit Ballverlusten waren, doch bei einigen Gegenangriffen wurde es nun für die Tessiner doch entschieden gefährlicher. Hätte der FCB noch mehr den Weg über die Flügel - vorbei an den schwachen Tessiner Aussenverteidigern Morf und Fornera - gesucht statt durch die Mitte, wo Englund gut verteidigte, wäre noch mehr möglich gewesen.

So aber lancierten Rey und Orlando mit ihren vergebenen Möglichkeiten in der 65. Minute eine Schlussphase, die ganz nach dem Wunsch des FCB und seines debütierenden Trainers geriet. Zuerst scheiterte Zuffi in der 76. Minute mit einem brillanten «Solo» an Golie Walker, 20 Sekunden später aber hatte Nyarko nach einem fürchterlichen Ballverlust Carrascos mehr Glück. Der FCB-Ghanaer dribbelte ebenfalls, liess Penzavalli stehen und bezwang Philipp Walker mit einem flachen Schuss zum 0:1.

Diese Basler Führung geriet in den verbleibenden knapp 20 Minuten noch zweimal in Gefahr, doch nun waren die Basler Spieler Manns genug, sich mit allen ihren Mitteln gegen ein neues Frusterlebnis, was ein Ausgleich gewesen wäre, zu stemmen. Am Ende reichte es zum Sieg - keineswegs nach einer fuss-ballerischen Glanzleistung, aber immerhin mit einer Darbietung, die die nächste Zukunft wieder freundlicher erscheinen lässt.

Bei einer Einzelkritik gebührt Goalie Huber die Bestnote. Er war fehlerfrei und zeigte entscheidende Paraden. Im Abwehrzentrum spielten weder Tabakovic noch Olsen fehlerfrei, doch sie harmonierten und waren gleichwohl eine starke «Bande», sie hatten es auch meist mit den beiden gefährlichsten Luganesi zu tun - mit Erceg und Schalimow. Ceccaroni war fleissig und gut, Walker defensiv in Ordnung, offensiv aber zu fahrig.

Das Mittelfeld ohne den gesperrten Smajic war noch keineswegs ein Prunkstück, doch Sutter und Cantaluppi verrieten Aufwärtstrend, Orlando war in der Abwehrarbeit wichtig und Nyarko fing sich nach zu vielen Ballverlusten so spektakulär auf, dass ihm gar besagter Treffer gelang. Er nahm damit den beiden Sturmspitzen Rey und Zuffi die Arbeit ab - doch die beiden Angreifer müssen sich nichts vorwerfen: Sie arbeiteten viel - und mehr brauchte es gestern letztlich auch nicht.

Denn auch ohne Tore von Rey oder Zuffi traf gestern das ein, was zwingend notwendig war: Das Konto Engel ist eröffnet... Josef Zindel

Quelle: Basler Zeitung vom 06.11.1995