FC Basel
Grasshopper Club
FC Basel - Grasshopper Club 1:3 (0:2)
Datum: 19.09.1995, 20:00 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1995/96 - 11. Runde
Stadion: St. Jakob (Basel) - Zuschauer: 8'000
Schiedsrichter: Kurt Röthlisberger
Tore: 16. Comisetti 0:1. 18. Comisetti 0:2. 71. de Napoli 0:3. 86. Moro 1:3.
FC Basel: Huber; Olsen; Ceccaroni, Orlando; Cantaluppi (78. Schreiber), Moro, Smajic, Sutter; Okolosi, Rey, Hakan Yakin.
Grasshopper Club: Foletti; Nemtsoudis, Geiger, Gren, Vogel; Lombardo, Koller, Murat Yakin, Comisetti (74. Sermeter); Magnin (54. de Napoli), Ali Ibrahim (37. Duke).
Bemerkungen: FCB ohne Zuffi, Nyarko, Meier, Moser, Disseris, Douimi (verletzt), Tabakovic und Walker (gesperrt); GC ohne die verletzten Zuberbühler, Gämperle, Rzasa und Subiat sowie ohne die gesperrten Thüler, Vega und Viscaal. - Keine Verwarnungen in absolut fairem und einwandfrei geleiteten Match. - Strömender Regen während fast des ganzen Spiels. - 16. Pfostenschuss Magnin. - Zuschauer-Minusrekord der Saison wegen des miserablen Wetters und der ersten TV-Direktübertragung der Saison.
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Der FCB ohne reelle Siegchance - GC viel abgebrühter und effizienter
Im vorgezogenen NLA-Spiel der heutigen 11. Qualifikationsrunde hatte der FC Basel gegen Meister GC keine reelle Siegchance und verlor im ersten TV-Match der Saison vor 8000 Zuschauern mit 1:3 (0:2).
Basel. In ganz kleinen Etappen hatten sie an die Aufgabe herangehen wollen: Die erste Viertelstunde ohne Gegentor überstehen, damit sich die Abwehr in ihrer ungewohnten Zusammensetzung etwas finden könne, danach das Spiel vielleicht etwas mehr «öffnen» und dann weiter sehen...
Das waren die Pläne von FCB-Abwehrchef Lars Olsen vor dem Match gewesen, und wenn man nun feststellt, dass er wenigstens das erste kleine Etappenziel erreicht habe, so tönt das hinterher schon fast zynisch. Denn eine Viertelstunde überstand der FCB tatsächlich, doch Sekunden später ging es los - und zwar in einer geballten Ladung gegen ihn:
· In der 16. Minute traf Magnin den Pfosten, 20 Sekunden später wuchtete Comisetti nach einem Corner Lombardos den Ball per Kopf zum 0:1 ins Tor.
· In der 18. Minute liess Moro auf der Basler Fünf-Meter-Linie eine weite Flanke des ganz und gar nicht bedrängten Magnin durch, verwirrte so seinen Goalie Huber, nicht aber Comisetti, der aus sieben Metern zum 0:2 traf.
Zu behaupten, dieser Basler Rückstand hätte nicht dem bisherigen Spielgeschehen entsprochen, wäre falsch. Tatsächlich waren es GC-Tore mit Voranmeldung gewesen. Gewiss, die erste Chance hatte dem FCB gehört, als Hakan Yakin in der 4. Minute nach einer Kombination über Okolosi und Sutter mit seinem Schuss aus nicht schlechter Position an irgend einem GC-Bein scheiterte.
Doch in der Folge bestimmte eine lange und entscheidende halbe Stunde lang nur noch eine Mannschaft das Geschehen: Der Meister. Ehe Comisetti die erwähnte Doublette innert gut 100 Sekunden geglückt war, hatten namentlich Magnin (drei) und Koller (eine) vorzügliche Chancen zur noch früheren Führung gehabt. Schon in diesen ersten Minuten wurde FCB-Goalie Huber mehr beschäftigt als der dritte GC-Torhüter, der junge Patrick Foletti, danach im ganzen Match.
Dabei war es ja nun keineswegs so, als wären die Basler mit ihren vielen verletzten und gesperrten Spielern nur zu bedauern, die Zürcher umgekehrt nur zu beneiden gewesen.
Denn auch GC-Trainer Christian Gross hatte Personalprobleme. Auch ihm fehlten sieben Spieler, auch in seinem Fall nicht die unwichtigsten: Seine Absenzenliste umfasste Standardgoalie Zuberbühler, die Nationalspieler Gämperle, Thüler, Vega und Subiat sowie das polnische Talent Rzsasa und den intern besten Torschützen dieser Saison, den Holländer Viscaal.
Doch GC trat diesen Handicaps mit dem viel grösseren Selbstverständis, einem natürlichen Selbstbewusstsein entgegen. Man hatte sechs Meisterschaftsspiele in Folge gewonnen, das sechste der Serie nach der Europacup-Pleite gegen Ferancvaros Budapest - da liess man sich am gestrigen verregneten Abend nicht wegen ein paar Abwesenden vom Kurs abbringen.
Das dürfte in der Tat neben der von Haus aus grösseren Klasse des Kaders mitentscheidend für die aus Basler Optik ruhmlose erste Halbzeit gewesen sein: Beim FCB intern und in seinem Umfeld hatte man sich vor dem Match viel mehr mit den Verletzten und Gesperrten auseinandergesetzt als bei GC.
So ging denn auch das angepeilte Ziel, wie ein Unterklassiger im Cup möglichst lange das 0:0 zu halten, für den FCB nicht auf. In der Abwehr, die gezwungenermassen in sehr ungewohnter Zusammensetzung handeln musste, herrschte zu wenig Ordnung.
Dabei sei ausdrücklich betont, dass zur Abwehr nicht nur Goalie Huber, Libero Olsen und die Manndecker Ceccaroni und Orlando gehörten, sondern auch das Mittelfeld. Die Tatsache, dass diese beiden Blöcke defensiv nicht harmonierten, war entscheidender als individuelle Fehler, die angesichts des GC-Druckes fast zwangsläufig folgen mussten.
Den entscheidenden Vorteil hatte GC denn auch im Aufbau: Der überragende Lombardo bereitete dem 18jährigen Bruno Sutter auf der einen «Aussenbahn» etwelche Mühe, und auf der anderen Seite erzielte Cantaluppis Gegenspieler Comisetti in Vertretung seiner nicht eben effizient gewesenen Stürmerkollegen die zwei Tore, ob die Kollegen nun Magnin, Ali Ibrahim oder später de Napoli und Duke hiessen.
Und im Zentrum des Mittelfeldes hatten weitgehend Koller und Murat Yakin das Sagen, weit mehr jedenfalls als die Basler Smajic und Moro.
So musste man sich denn nach besagten 18 bis 20 Startminuten bereits mit etwelcher Enttäuschung nach der Höhe der Niederlage fragen - und keine Sekunde mehr nach der Möglichkeit einer Überraschung.
Gewiss, nach dem 0:2, vor allem aber in der zweiten Halbzeit, gestaltete der FCB den Match nun dank intakter Moral offener. Er suchte den Anschlusstreffer, er war nun phasenweise gar mehr in Ballbesitz, er hatte durch Hakan Yakin, Sutter und Rey auch einige Tormöglichkeiten, doch dieses zumindest optisch erreichte Gleichgewicht hatte, neben dem eigenen ungebrochenen Willen, nicht völlig «unterzugehen», auch damit zu tun, dass GC die Dinge angesichts der Führung ziemlich gelassen nehmen konnte. Dazu winkten GC nun etliche Konterchancen, deren eine de Napoli in der 71. Minute zum 0:3 nutzte.
Enttäuschend war nicht, dass der FCB verlor. Die Niederlage hatte durchaus ihre Logik. Doch man hätte sich mehr Spannung, einen umstritteneren Match gewünscht, man hatte sich fast ein wenig drei Tage zurückgesehnt, als in St. Gallen auch mal die Fetzen geflogen waren, ohne dass die Grenzen der Fairness übertreten worden wären.
Gestern war der FCB in der ersten Halbzeit zahm, zu zahm, er hatte zuviel Respekt vor dem Gegner und den eigenen Absenzen - und das rächt sich gegen GC fast immer. Diesmal war diese Rache geradezu eine Lektion an unterkühlter Effizienz.
Immerhin setzte dann aber der FCB den halbwegs versöhnlichen Schlusspunkt: Mit einer wunderbaren Direktabnahme aus 17 Metern gelang Moro das schönste Tor des Abends. Es änderte dieses 1:3 in der 86. Minute zwar nichts mehr an der Basler Niederlage, doch als bescheidenes Lob bleibt dem FCB wenigstens diese Feststellung: Er spielte nie so, dass eine Überraschung wirklich möglich schien, doch er liess den Match gegen den Meister auch nicht zum Debakel verkommen, das dann - bei allem Leistungsunterschied - dann doch nicht.
So soll der FCB dieses Spiel abhaken - ein Spiel, in dem ihm die Abwesenden einen Teil der Gründe für die Niederlage geliefert haben, freilich einen Teil nur? Josef Zindel
Quelle: Basler Zeitung vom 20.09.1995