Servette FC
FC Basel
Servette FC - FC Basel 1:2 (0:2)
Datum: 26.08.1995, 20:00 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1995/96 - 7. Runde
Stadion: Charmilles (Genf) - Zuschauer: 6'400
Schiedsrichter: Roland Beck
Tore: 19. Smajic 0:1. 33. Rey 0:2. 85. Duchosal 1:2.
Gelbe Karte: 39. Meier (Foul). 61. Tabakovic (Spielverzögerung). 80. Yakin (Foul).
Servette FC: Pascolo; Barberis, Karlen, Eriksson, Fernandez; Müller (5. Duchosal), Nemececk, Aeby (75. Baumann), Renato; Sesa, Neuville.
FC Basel: Huber; Olsen; Tabakovic, Walker; Ceccaroni, Meier (72. Douimi), Moro, Sutter; Smajic; Okolosi (62. Yakin), Rey (82. Tschopp).
Bemerkungen: Servette ohne Sogbie, Weiler, Barea, Margarini (alle verletzt), Ippoliti (gesperrt) und Juarez (überzählig). FCB ohne Zuffi, Cantaluppi, Moser, Orlando, Nyarko, Schreiber und Disseris (alle verletzt). NLA-Debut beim FCB für Marco Tschopp. - Ungenügende Leistung des Schiedsrichters.
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Gute Chancenverwertung und starker Goalie - 2:1-Sieg in Genf
Durch Treffer von Smajic (19.) und Rey (33.) gewann der FC Basel bei Servette Genf mit 2:1 (2:0) und rückte damit in der Rangliste auf Platz 2 vor. Mitentscheidend war die Leistung von FCB-Goalie Huber.
Genf. Der FC Basel hat die 0:2-Heimniederlage gegen den FC Lugano auf optimale und unerwartete Art wettgemacht. Er gewann nämlich vor 6400 Zuschauern mit 2:1 bei Servette Genf und verbesserte sich damit auf den 2. Rang der Tabelle. Die Treffer für die Basler erzielten Smajic (19.) und Rey (33.). Der Anschlusstreffer der Genfer durch Duchosal fiel fünf Minuten vor Schluss.
Es war ein eigentliches «Notteam», mit dem FCB-Trainer Didi Andrey in seine Heimat nach Genf gereist war. Acht Spieler fehlten wegen Verletzung, darunter so namhafte wie Zuffi, Nyarko, Orlande oder Cantaluppi. Hinzu kam die ernüchternde 0:2-Heimniederlage gegen Lugano und die Tatsache, dass Servette in den letzten Wochen durchaus stark auftrumpfte. So waren die Basler der klare Aussenseiter.
Für die meisten der Beobachter zumindest. Nicht so für Andrey, der sich Mut und Zuversicht nicht rauben lassen wollte und mit einer durchaus offensiven Einstellung an die ganze Sache ging. Smajic sollte auf dem linken Flügel Zuffi ersetzen und Rey und Okolosi im Angriff in Szene setzen. Allerdings tummelte sich Smajic zumeist hinter den beiden Spitzen. Hinten wurde trotz der zahlreichen Absenzen nicht auf die sichere, aber defensivere Vierer-Abwehr umgestellt. Olsen, ins Team zurückgekehrt, agierte als Libero hinter den beiden Manndeckern Tabakovic und Walker. Lediglich im Mittelfeld überwogen jene, die sich meist mit eher absichernden Gedanken herumschlagen, nämlich Ceccaroni, Meier und Moro. Und auch Sutter, den es so stark aufs gegnerische Tor zieht, musste mehr Abwehrarbeit verrichten, als ihm wahrscheinlich lieb iwar.
Aber die Rechnung Andreys ging auf. Sie ging vor allem aus zwei Gründen auf. Zunächst war da im vorderen Bereich eine nahezu optimale Chancenauswertung. Daneben stand aber im hinteren Bereich einer im FCB-Tor, der eine perfekte Vorstellung bot. Die Beurteilung der Leistung von Goalie Stefan Huber reichte gegen Servette bis zum Begriff «Weltklasse» (vgl. nebenan «Aufgefallen...»).
Denn, das sollte auch nach dem Sieg nicht vergessen werden: Servette war an diesem schönen Augustabend keinesfalls die schlechtere Mannschaft. Gerade in der zweiten Halbzeit schnürten die Genfer ihre Kontrahenten mehrheitlich in deren Spielhälfte ein. Und Servette konnte sich auch nicht etwa beklagen, dass der Überlegenheit keine Torchancen entsprungen wären. Ganz im Gegenteil, aber da war eben jener Huber, der teilweise mirakulös bei Kopfbällen aus nächster Nähe und präzisen Distanzschüssen reagierte.
Die Grundlage für den Erfolg legten die Basler in den ersten 45 Minuten. Da nutzten sie die seltsame Disharmonie und fehlende Kompaktheit der Servettiens wachsam aus. Viel Platz hatten die Spieler des FCB, und den überbrückten sie erstmals in der 19. Minute auf spektakuläre Art und Weise. Moro sah den freien Sutter, der nahm den weiten Pass technisch versiert an und flankte zu Smajic. Der zirkelte den Ball aus 16 m herrlich in jene obere rechte Torecke, die Servette-Goalie Pascolo nie und nimmer erreichen konnte.
Danggerscheen?!
Wohl auch im Namen von den nicht ganz wenigen Fussballanhängern der Region Nordwestschweiz sei dem Zürcher Fernsehen für die mit vielen herrlichen Fussball-Bildern gespickte Aufzeichnung des Spitzenspiels Servette--FCB vom Samstag wärmstens gedankt. Für das unendliche Warten auf den Beitrag wurde man mit einer 76 Sekunden dauernden Analyse des Geschehens fürstlich belohnt - und konnte so immerhin erahnen, das die Hellgelben (vermutlich die Basler) gegen die Dunkelgelben (vermutlich die Genfer) im mittelgelben Abendlicht gewonnen haben dürften. Die Bestätigung für den FCB-Sieg auf dieser Seite und auf Seite 40 - mit Verlaub um eine Spur ausführlicher...
Schrecken auf Seite der Genfer, erlöster Jubel bei den Baslern. Und die hatten nun erkannt, «dass für uns heute mehr drinliegt», wie Meier hinterher sagte. Auffallend nüchtern und sachlich verrichteten alle elf Akteure ihre Arbeit. Konzentriert gingen sie ans Werk, gut organisiert in jedem Mannschaftsteil standen sie den ungenügenden Bemühungen der Genfer regelrecht im Weg. War der Ball einmal erkämpft, dann ging es rasch und zielstrebig nach vorne. So in der 33. Minute. Wieder hatte sich der erstaunliche Sutter auf der linken Seite durchgesetzt, seine Flanke von der Grundlinie kam via Okolosi zu Rey, und der stellte seine Goalgetter-Qualitäten unter Beweis, nutzte die Orientierungslosigkeit der Servette-Verteidiger aus und überwand Pascolo aus sechs Metern zum 2:0.
Danach ging bei den Genfern zunächst gar nichts mehr, und hätte der FCB in Sachen Chancenauswertung da weitergemacht, wo er angefangen hatte, so wäre vor der Pause noch das 0:3 gefallen. Aber in jener Pause löste Servette-Trainer Bernard Challandes die Barriere in den Köpfen seiner Spieler. Und da die Basler nun der aufwendigen Spielweise immer mehr Tribut zollen mussten und konditionell abbauten, ergab sich eine teilweise erdrückende Überlegenheit der Genfer. Dass sich die nur in einem Treffer niederschlug, lag aber nicht nur an Goalie Huber. Da waren daneben noch Olsen und Tabakovic, die während 90 Minuten fehlerfrei spielten. Olsen, nach etlichen Wochen auf der Ersatzbank, war Abwehrchef, als ob er nie etwas anderes getan hätte. Er verlieh der Abwehr exakt jene Sicherheit, die gegen Lugano noch vermisst worden war. Tabakovic nahm den schnellen Neuville aus dem Spiel, war aufmerksam, flink und stets fair.
Im zentralen Mittelfeld waren Meier und Moro wichtig, weil zweikampfstark und stabil. Dabei konnte sich Moro schon etwas besser ins Spiel der Basler einfinden, auch wenn ihm immer wieder ärgerliche, «leichte» Fehler unterliefen. Auf den Aussenbahnen sorgten Sutter und Ceccaroni dafür, dass sich nach hinten keine allzu grossen Lücken auftaten und nach vorne genügend Druck entwickelt wurde. Und eben da wirbelten Smajic, Rey und Okolosi - wobei Okolosi noch zu häufig der aktuellen Situation nicht Herr wurde, erfolgversprechende Pässe vertändelte und auch mit dem Stellungsspiel seine Probleme hatte. Dabei hätte genau das Konterspiel, das sich dem FCB in Genf bot, nach dem Geschmack des schnellen Nigerianers sein müssen.
Der Sieg basierte auf einer kompakten Leistung, einer Stabilität des Kollektivs, das eben auch jenes Glück hatte, das es in manchen Situationen braucht. Aber das Glück, das wissen wir ja nun alle, das kommt nicht von selbst, dafür kann und muss man etwas tun - so, wie es der FCB diesmal eben getan hat. Christian Andiel
Quelle: Basler Zeitung vom 28.08.1995