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BSC Young Boys

FC Basel

BSC Young Boys - FC Basel 1:4 (0:1)

Datum: 22.07.1995, 17:30 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1995/96 - 2. Runde

Stadion: Wankdorf (Bern) - Zuschauer: 9'000

Schiedsrichter: Roland Beck Liechtenstein

Tore: 24. Walker 0:1. 53. Dittgen 1:1. 78. Rey 1:2. 82. Zuffi 1:3. 84. Zuffi 1:4.

Gelbe Karte: 61. Aebi (Foul).

BSC Young Boys: Pulver; Baumann; Aebi, Streun, Lengen; Pagano (57. Maiano), René Sutter, Neqrouz, Neff; Aduobe, Dittgen.

FC Basel: Huber; Ceccaroni, Meier, Tabakovic, Walker; Moser (62. Bruno Sutter), Nyarko, Smajic; Okolosi (46. Yakin), Rey, Zuffi.

Bemerkungen: YB ohne die verletzten Gertschen und Plevka. FCB ohne den verletzten Cantaluppi, den gesperrten Orlando, den noch nicht qualifizierten Moro und ohne Olsen (vierter Ausländer). 48. Flankenball Neffs an den Innenpfosten. - 50. Lattenschuss Rey. - Schwache Schiedsrichterleistung. - Gegen 6000 FCB-Anhänger im Stadion.

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Lauter starke FCB-Spieler - und ein sehr starker Smajic: 4:1 gegen YB

In der Schlussphase seines sehr gut gespielten zweiten Saisonmatches sicherte sich der FC Basel in Bern gegen die Young Boys seinen 4:1 (1:0)-Sieg, dem der diesmal brillant spielende Smajic Pate stand.

Bern. Zwei Spiele mit zwei und vier erzielten Toren, sechs gewonnene Punkte, ein 2. Rang, zwei Darbietungen, die Anlass zu guten Noten gaben - muss, wer die Leistungen des FC Basel zu beurteilen hat, nach einem Zehntel der Herbstqualifikation bereits zu «bremsen», schon ein Übermass an Erwartungen zu dämpfen beginnen?

Das wäre, exakt ein Jahr nach dem Fehlstart in die letzte Saison, mal was ganz Neues. Damals hatte der FCB mit einem 0:1 gegen Lugano begonnen, danach ein 1:2 gegen Lausanne und - als erster «grossartiger» Höhepunkt - ein windiges 0:0 gegen den FC Zürich folgen lassen.

Die ersten Durchhalteparolen wurden damals formuliert, verbunden mit Kritiken am Trainer, der zu vorsichtig spielen lasse und dem Anhang das Spektakel verweigere.

Zwölf Monate später verwies FCB-Trainer Didi Andrey Minuten nach dem Abpfiff des zweiten Saisonspiels bereits auf den dritten Match, jenen vom nächsten Samstag in Neuchâtel gegen Xamax, auf den man sich nun sofort konzentrieren müsse, statt in falscher Euphorie zu schwelgen.

Er hat ja absolut recht, der Didi Andrey - von morgen Dienstag an sind wir gerne bereit, den vergangenen Samstag zu vergessen, die Komplimente für die gute Darbietung einzustellen.

Zuvor aber sei doch noch erklärt, wie der FC Basel sein «Heimspiel» vor rund 6000 eigenen Anhängern im Berner Wankdorf zum 4:1-Erfolg gestaltete.

Am Anfang dieser Beschreibung hat dabei eine Kritik zu stehen - jene nämlich, die rügt, dass der FC Basel den an sich hochverdienten Sieg viel zu lange in Frage gestellt hat.

Tatsächlich sicherte er sich die drei Punkte, die ihm aufgrund seiner Überlegenheit ohne Zweifel gebührten, erst in der Schlussphase. Drei Tore, jene vom 1:1 zum 1:4, fielen nämlich innert sechs Minuten erst kurz vor Ladenschluss, erst zwischen der 78. und der 84. Minute.

Zuvor hatte der FCB die von Walker mit einem Kopfgoal nach Zuffis Corner (Walker: «Ein nicht eingeübtes, aber ein abgesprochenes Tor») erzielte 1:0-Führung aus der 24. Minute spielerisch gut, resultatmässig aber schlecht verwaltet. Statt dass er noch vor der Pause, aber ganz sicher in den Minuten danach die Führung zum entscheidenden 0:2 oder 0:3 ausgebaut hätte, liess er mit der fast einzigen Unachtsamkeit in der Abwehr die Berner in der 53. Minute durch ihren deutschen Stürmer Dittgen zum 1:1 ausgleichen.

Vor allem zwei verpasste Möglichkeiten von Rey in der 49. und 50. Minute begannen da den FCB zu schmerzen, wobei namentlich die zweite Szene, jene in der 50. Minute, unvergessen bleibt: Es war dies die vielleicht längste Torchance des FCB seit tausend Jahren. 15, 20, ja fast 30 Sekunden lang hatte nach Reys Lattenschuss fast jeder der Basler Spieler die Chance, das 0:2 doch noch unterzubringen, ja, fast musste man sich droben auf der Tribüne beherrschen, um nicht denen auf dem Rasen schnell mal zu Hilfe zu eilen, die der Reihe nach diesen zweiten Treffer einfach nicht fertig bringen wollten...

Und dann glich doch tatsächlich YB wenig später aus, machte sich so plötzlich stärker, doch der FCB liess sich nur vorübergehend beeindrucken und stellte danach die leistungsmässige Hierarchie mit drei wirklich wunderschönen Toren wieder her:

· Über Sutter und Smajic kam der Ball nach herrlicher Kombination zu Rey, der seine vierte grosse Chance des Spiels endlich zum dritten Saisontor, zum 1:2, nutzte und damit sein Formhoch bestätigte.

· In der 82. Minute krönte Smajic seine überragende Leistung mit einem Haken-Trick zu Zuffi, der instinktmässig den richtigen Weg lief und den Ball zwischen Pfosten und Fuss von Goalie Pulver ins Tor zum 1:3 drosch.

· In der 84. Minute zauberten Smajic und Rey den Weg frei - Zuffi machte sein zweites Goal und beendete eine zuvor eher diskrete individuelle Darbietung glanzvoll.

Gewiss, für YB war es sehr hart, in der Schlussphase derart einzubrechen - und dennoch hatte das Endergebnis durchaus seine Richtigkeit: Wären die Tore zeitlich besser verteilt gewesen, hätte kein Mensch die korrekte Aussagekraft dieses 4:1 angezweifelt, denn es entsprach dem Chancenverhältnis.

Trotz einer Startviertelstunde, in der der FCB verkrampft und platt gewirkt hatte, und trotz der unguten Viertelstunde nach dem 1:1 gefiel der FCB als Kollektiv ausnehmend gut. Keiner war schwach, die Abwehr machte nur einen ernsthaften Fehler, der denn auch prompt zum Ausgleich führte, doch einer war diesmal klar der Beste: Admir Smajic - und das, obschon er an diesem Abend aus emotional sehr wohl nachvollziehbaren Gründen lieber in Düsseldorf gespielt hätte (vgl. nebenan).

Begünstigt wurde sein starker Auftritt durch die Defensivarbeit von Smajics Teamkollegen (die ganze Abwehr, dazu auch Moser, Sutter und vor allem Nyarko) und durch die Tatsache, dass der Bosnier von seinem marokkanischen Gegenspieler Neqrouz nicht die Bohne kontrolliert wurde. Da muss sich auch YB-Trainer Conz, so engagiert der Mann in Bern auch an seine schwere Aufgabe herangegangen ist, einen Coachingfehler vorwerfen lassen.

Nun also will und muss FCB-Trainer Andrey, dem für den inzwischen angedeutenden Fortschritt zum spektakuläreren Fussball applaudiert sei, die Erwartungen und die Euphorie in die richtige Bahnen lenken. Mit dem Hinweis, dass YB trotz durchaus guter Ansätze vermutlich die schwächste NLA-Mannschaft ist, dass der Beste bei den Bernern Goalie Pulver war, dass also ein Basler Sieg nichts als hierarchische Pflicht war, sei Andrey unterstützt.

Doch seine Mannschaft selbst scheint auch zu wissen, wie die beiden Startsiege zu werten sind: als erfreulich, aber noch keinesfalls als mehr. Denn überbordend feierte keiner das 2:1 gegen Sion oder das 4:1 gegen YB.

Dazu gibt es in der Tat auch noch keinen Grund, denn die wahren Prüfungen stehen noch aus, dann, wenn es gegen die wirklichen Spitzenteams wie Servette oder GC geht, dann, wenn unbequemere und weniger naive Mannschaften kommen, wie Luzern, wie Aarau, wie Lugano oder neuerdings wie offenbar auch St. Gallen, dann aber auch, wenn ein fehlgestarteter FC Xamax der Gegner sein wird - wie am kommenden Samstag in Neuchâtel... Josef Zindel

Quelle: Basler Zeitung vom 24.07.1995