Neuchâtel Xamax
FC Basel
Neuchâtel Xamax - FC Basel 3:1 (1:1)
Datum: 07.11.1998, 17:30 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1998/99 - 17. Runde
Stadion: Maladière (Neuchâtel) - Zuschauer: 8'100
Schiedsrichter: Claude Détruche
Tore: 8. N'Diaye 1:0. 25. Frick 1:1. 90. Isabella 2:1. 92. Ndo 3:1.
Gelbe Karte: 36. N'Diaye (Foul). 39. Frick (Foul). 42. Rueda (Unsportlichkeit). 44. Njanka (Foul). 52. Tschopp (Grobes Spiel).
Gelb-Rote Karte: 42. Frick (Unsportlichkeit)
Neuchâtel Xamax: Corminboeuf; Rueda; Gämperle (62. Ndo), Njanka, Quentin; Jeanneret, Rothenbühler (46. Isabella), Wittl, Zambaz; N'Diaye (87. Gazic), Molist.
FC Basel: Huber; Sahin; Kreuzer, Cravero; Ceccaroni, Barberis (81. Perez), Veiga, Reimann (89. Calapes); Rytschkow, Tschopp (73. Ouattara); Frick.
Bemerkungen: Basel ohne Henry, Mendi und Hartmann (beide verletzt). 35. Pfostenschuss Molist. 88. Lattenschuss Isabella, Nachschuss von Zambaz an die Latte.
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1:3 verloren, Gleichgewicht gefunden
Der FC Basel bot in der 17. Runde der NLA-Fussball-Meisterschaft seine beste Leistung seit dem 8. September (2:0 in Lausanne), unterlag aber nach Fricks Platzverweis bei Neuchâtel Xamax noch 1:3 (1:1).
Neuchâtel. Die Serien werden länger: Die eine, die der sieglosen FCBSpiele auf der Maladière, hält nun seit über 20 Jahren, und die andere, die der jüngsten FCB-Niederlagen in Folge, ist nun vier Runden alt. Am 3. Oktober gewann der FC Basel zuletzt in einem miserablen Match gegen den ins Nichts abgestürzten FC Aarau mit 1:0. Seither hat er nur noch verloren und oft einen ziemlich traurigen Eindruck hinterlassen.
Dies zumindest war am Samstag in Neuchâtel nicht mehr der Fall. Der FCB spielte alles andere als schlecht, er liess endlich wieder den Biss erkennen, der ihn zu Beginn der Saison noch ausgezeichnet hatte. Und doch gingen die Basler wieder als Verlierer vom Platz. 3:1 gewann Xamax am Ende - erwartungsgemäss, wie man angesichts des nackten Resultats sagen könnte; aber die Niederlage war alles andere als zwingend. Das allein unterstreichen schon die Spielminuten, in denen die beiden Xamax-Tore nach der Pause fielen: In der 90. und 92.
In geraffter Form die Entscheidung: Nach einer Flanke des Spaniers Xavier Molist kommt Patrick Isabella zwischen Philippe Cravero und Luis Calapes zum Kopfball und erzielt das 2:1. Unglücklich sah vor allem Statist Calapes aus, der erst eine Minute zuvor für Ivan Reimann aufs Feld gekommen war - was die Frage erlaubt, wieso um Himmels Willen Trainer Guy Mathez beim Stand von 1:1 die bislang gute Defensive ausein-anderriss (89.).
Das 3:1 letztlich schoss nach einem wenig geglückten Ausflug Stefan Hubers Joseph Ndo mit einem Heber aus über 30 Metern. Das war's, Jubel auf der Maladière, Frust beim FCB.
Und die Wut richtete sich nach dem Spiel in erster Linie auf Schiedsrichter Claude Détruche, eine der in der Tat ärgerlicheren Figuren seit der Erfindung von Pfeifen und gelben Karten. Bis kurz vor der Pause hatte Détruche die Partie noch unerwartet gut im Griff; der FCB hatte nach einem etwas wirren Start das 0:1 des Senegalesen Seyni N'Diaye (8.) gut weggesteckt, und Mario Frick die Schwächen in der Xamax-Abwehr zum 1:1 genutzt (Vorarbeit Rytschkow-Tschopp).
In der 39. Minute lag der Ball erneut hinter dem erschreckend unsicheren Ex-Nationaltorhüter Joël Corminboeuf. Doch diesen Treffer liess Détruche nicht gelten, Fricks Einsteigen gegen den sich verzettelnden Xamax-Goalie war zu hart, der Pfiff korrekt, die gelbe Karte auch.
Schlicht haarsträubend war jedoch die den Match vorentscheidende Szene drei Minuten später. Frick bedrängte Rueda, der fiel theatralisch und attackierte dann den Liechtensteiner verbal («dir brech' ich das Bein»); und im allgemeinenen Gerangel liess Détruche die Karten wirbeln: Rueda erhielt Gelb, der aufgebrachte Frick ebenfalls - und damit war für ihn der Arbeitstag beendet. Ein Witz. Fortan hatte Détruche («ich hab gar nicht gesehen, dass es Frick war»), wie so oft, wenn er pfeift, manch heikle Situation zu bewältigen. Wie gross nur muss die Lobby im Verband sein, dass aus der Sicht des Fussballs ein solcher Spielverderber noch immer in der Nationalliga Partien leiten darf?
Aus dem Konzept zu bringen war der FCB jedoch nicht. Mathez liess - und das war nach den ständigen Risiko-Varianten richtig - seine Mannschaft wieder im alten 3-4-2-1 (Frick als Spitze, Ahmed Ouattara nur auf der Bank) antreten, und die Kopfballschwäche seiner Manndecker nach dem Abgang Oumar Kondes nach Blackburn behob der Trainer mit der Massnahme, Atilla Sahin zum Libero zu befördern und Oliver Kreuzer als Stopper (auf N'Diaye) einzusetzen.
Dies und die Rückkehr zur Doppel-Absicherung im defensiven Mittelfeld (Veiga-Barberis) brachten mehr Stabilität ins Gefüge und dem Duo Rytschkow-Tschopp (beide mit aufsteigender Tendenz) mehr Rückendeckung. Klar hatte Xamax Pech mit drei Schüssen an die Torumrandung, doch die Art und Weise, wie sich der FCB auch in Unterzahl spielerisch und kämpferisch auf der grossen Maladière-Wiese präsentierte, wie er mit seinem Pressing den Gastgeber (allen voran Régis Rothenbühler und Pierre Njanka) vor Probleme stellte, hätte ihm mit ein wenig Fortune einen Punkt einbringen müssen.
So gesehen, hat der FCB zwar die Partie verloren, aber immerhin wieder sein inneres Gleichgewicht gefunden.
Quelle: Basler Zeitung vom 09.11.1998