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FC Basel

FC Sion

FC Basel - FC Sion 0:0 (0:0)

Datum: 18.07.1998, 19:30 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1998/99 - 1. Runde

Stadion: St. Jakob (Basel) - Zuschauer: 9'000

Schiedsrichter: Philippe Leuba Schweiz

Gelbe Karte: 22. Tholot, 24. Ceccaroni, 61. Eydelie, 77. Lipawsky (alle Foul).

Rote Karte: 4. Disseris (Notbremse).

FC Basel: Huber; Kreuzer; Ceccaroni, Disseris, Calapes; Barberis, Sahin, Rytschkow, Perez; Frick (46. Pechoucek), Tschopp (81. Mendi).

FC Sion: Ançay; Quennoz; Grichting, Vanetta; Brown, Tholot, Eydelie, Duruz (46. Bui); Allenspach, La Placa (73. Lipawsky), Benson (69. Dérivaz).

Bemerkungen: Basel ohne Henry (verletzt), Cravero und Reimann (beide gesperrt) sowie Veiga, Gonçalves und Ouattara (nicht spielberechtigt). Sion ohne Moret und Biaggi (beide verletzt) sowie Bugnard (gesperrt). Frick zur Halbzeit verletzt ausgeschieden.

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Zehn Spieler, kein Tor, ein Punkt

Der FC Basel kam in seinem ersten Spiel der Fussball-NLA zu einem 0:0 gegen den FC Sion. Der FCB war nach 187 Sekunden nur noch zu zehnt auf dem Platz (Disseris sah die rote Karte) und verlor auch Frick.

Basel. Vor dem Spiel hatten sich die «Spione» versammelt. Claude Le Roy, Kameruns WM-Trainer und heutiger Sportdirektor von Racing Strasbourg, war ins St.-Jakobs-Stadion gekommen, auch Alex Weiss, der ehemalige FCB-Nachwuchstrainer, war anzutreffen, er sass als Beobachter für Bayer Leverkusen auf der Tribüne.

Weiss' besonderes Interesse galt Oumar Konde. Doch wer immer den von allen gelobten Basler mit dem grossen Potential beobachten wollte, gesellte sich vergebens zu den 9000, die sich den Meisterschaftsauftakt des FC Basel und des FC Sion nicht entgehen liessen.

Konde sass nur auf der Bank, Trainer Guy Mathez ist sauer auf die Einstellung seines Jung-Talents, das alles im Kopf habe, nur nicht die Meisterschaft. Kompromisse sind die Sache des Jurassiers nicht, und so bekamen Weiss und Kollegen nur zu sehen, wie motiviert sich Konde zu den Aufwärm-Übungen an die Seitenlinie begab. Nicht mal damit war Mathez zufrieden, sein wütendes «Willst du spielen oder nicht?» war bis unters Tribünendach hörbar.

Eine für Konde denkbare Position, die des Stoppers, hatte Mathez Theodoros Disseris anvertraut - und der erfüllte seine Aufgabe geradezu jämmerlich. 187 Sekunden waren gespielt, Disseris, überall mit seinen Gedanken, nur nicht beim Spiel, schloss Feindschaft mit dem Spielgerät und hatte danach das Bedürfnis, als hinterster Spieler Jean-Pierre La Placa im Stil des Hasler Geni auf den Rasen legen zu müssen. Die rote Karte war korrekter Lohn.

Der FCB war dadurch gezwungen, seine Abwehr umzustellen, was problemlos gelang. Massimo Ceccaroni rückte von rechts in die Mitte, und Sébastien Barberis sowie Marco Tschopp auf rechts spielten fortan eine Reihe tiefer. Mit dem numerischen Handicap wurden die Basler erstaunlich leicht fertig. Nur zweimal liefen sie vor der Pause Gefahr, in Rückstand zu geraten. Doch Didier Tholot nutzte seine beiden Möglichkeiten nicht, einmal traf er ins Aussennetz, einmal parierte Stefan Huber gekonnt.

FCB-Vorteile im Mittelfeld

Überlegen war der FC Sion nicht, dazu fehlte ihm jegliche Inspiration. Und Trainer Jochen Dries sprach später sogar von einem «ängstlichen Auftritt» in Überzahl. Man kann's auch so sehen, dass die Wirren im und um den Club ihre Spuren hinterlassen haben. Einige scheinen nur darauf zu warten, endlich einen neuen Verein zu finden, wo die Löhne auch wie vertraglich vereinbart ausbezahlt werden.

In diese Kategorie fällt das französische Mittelfeld-Duo Eydelie/Tholot, das von Christian Constantin einst für 250 000 Franken netto pro Person und Jahr nach Sion gelockt worden war. Dies kann der Club nicht mehr bezahlen, und so zahlen's die Spieler mit entsprechender Arbeitsmoral zurück.

Entscheidend dafür, dass der FCB im samstäglichen Match nie unter Druck geriet, war jedenfalls, dass er im zentralen Mittelfeld deutliche Vorteile besass. Atilla Sahin bestritt seinen ersten NLA-Match und tat dies ausgesprochen gut, wenngleich der Ex-Muttenzer am Ende fast ein wenig verwundert schien, wie wenig Mühe er gegen einen wie Tholot bekundet hatte. Für ihn war's so etwas wie eine Eingewöhnung in Raten - denn auf gutem Niveau spielte sich das Geschehen nicht ab.

Absolut befriedigend war der Einstand des Russen Alexander Rytschkow, der sich im Unterschied zu seinem Vorgänger Maurizio Gaudino nicht zu schade war, auch in der Defensive auszuhelfen. Rytschkow, gutes Auge, schnelle Pässe, hat noch Steigerungsmöglichkeiten, und wenn er physisch auf dem nötigen Level angekommen sein wird, dann darf von ihm noch viel erwartet werden.

Dank der wirkungsvollen Arbeit vor der Abwehr um den gewohnt sicheren Libero Oliver Kreuzer hielt sich so die Anzahl delikater Situationen im Strafraum in Grenzen. Die Basler Abwehr brauchte lange Zeit kaum zu Fouls zu greifen, sie gewann die Zweikämpfe. Und so genoss Huber einen erstaunlich angenehmen Abend.

Zu zehnt zuwenig offensiv

War der FCB defensiv überzeugend, so fehlte ihm zu zehnt die Kraft für die Offensive. Der Höhepunkt war ein sehenswerter Volley Rytschkows (78.), dazu kamen ein paar gute Angriffe über links, wo Marco Perez fast ein bisschen zu sehr vergessen wurde, und wenig Gescheites über rechts, wo Marco Tschopp kämpfte, aber nichts Kreatives zustande brachte. Erschwerend war auch, dass Mario Frick verletzt ausscheiden musste (vgl. Kasten).

Mathez brachte für die zweite Hälfte Tschopp als einzige Spitze und Vaclav Pechoucek für Frick rechts im Mittelfeld. Wäre dieses Duo besser gewesen, es hätte vielleicht zu mehr gereicht als zu einem 0:0. «Mit Frick im Sturm hätten wir gewonnen», sagte Mathez danach. Pechoucek übte sich als brotloser Künstler, und bald jeder im Stadion hatte sich Gedanken gemacht, warum Mathez Tschopp erst sehr spät durch Deniz Mendi ersetzte (81.).

Letztlich gab es am Resultat nichts zu deuteln. Beide Teams hatten zu wenig Chancen, als dass sie mit ihren zu wirkungslosen Angreifern ein Tor hätten erzielen können. Doch die Stärkeverhältnisse des FCB und des FC Sion werden sich vermutlich unterschiedlich entwickeln. Bei den Baslern fehlten jede Menge Neuzugänge (nur zwei Ausland-Profis in der Startformation), und so hat Mathez' Equipe durchaus Perspektiven. Wie sie Disseris' Ausschluss und Fricks Verletzung wegsteckte, wird sie bestärken, auf dem richtigen Weg zu sein. Michael Martin

Quelle: Basler Zeitung vom 20.07.1998