FC Basel
Grasshopper Club
FC Basel - Grasshopper Club 2:0 (0:0)
Datum: 08.05.1999, 19:30 Uhr - Wettbewerb: NLA Finalrunde 1998/99 - 10. Runde
Stadion: Schützenmatte (Basel) - Zuschauer: 5'460
Schiedsrichter: Dominique Tavel
Tore: 54. Fabinho 1:0. 90. Tschopp 2:0.
Gelbe Karte: 1. Rytschkow (Foul). 17. Haas (Foul). 17. Smiljanic (Foul). 20. Tararache (Foul). 26. Potocianu (Foul). 44. Kreuzer (Foul). 87. Müller (Foul). 90. Tschopp (übertriebener Torjubel).
Gelb-Rote Karte: 45.Kreuzer (Foul).
Rote Karte: 43. Vogel (grobes Foul an Cravero).
FC Basel: Huber; Kreuzer; Barberis (54. Ceccaroni), Veiga, Cravero (68. Sahin), Calapes; Cantaluppi, Potocianu, Rytschkow, Fabinho (78. Tschopp); Frick.
Grasshopper Club: Zuberbühler; Haas (81. Magnin), Müller, Gren, Smiljanic; Cabanas, Vogel, Tararache, Yakin; Tikva, Kawelaschwili (28. Magro, 60. De Napoli).
Bemerkungen: Basel ohne Varela (gesperrt), Güntensperger und Perez (beide verletzt). Nationalcoach Gilbert Gress auf der Tribüne. 28. Kawelaschwili mit Rissquetschwunde ins Spital überführt. 40. Lobball von Frick an den Pfosten.
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Vorhang auf für Alexander Rytschkow
Der FC Basel besiegte nach der besten Leistung seit langer, langer Zeit Finalrunden-Leader und Meister GC mit 2:0 (0:0). Überragend waren Alexander Rytschkow bei seinem Comeback und Stefan Huber.
Basel. Eindrücklicher hätte sich der FC Basel nach seinem Aussetzer in Lausanne nicht zurückmelden können. Eine Woche nach dem wirren Auftritt am Genfersee (0:3) zwang er auf der Schützenmatte in einem begeisternden Match den Leader und Schweizer Meister GC kämpferisch und spielerisch in die Knie. 2:0 hiess es nach 90 Minuten, und es gab keinen, der hinterher von einem glücklichen Erfolg sprach.
Der Sieg war korrekt, er ging an die Mannschaft, die den grösseren Willen an den Tag legte, die aggressiver war in den Zweikämpfen, die den attraktiveren Fussball zeigte, die auch besser organisiert und besser eingestellt in die Partie gegangen war. Der FCB gewann, weil er «seinen» Platzverweis (Oliver Kreuzer mit gelb-rot/45.) besser verkraftete als der Gegner (Johann Vogel nach Foulspiel/42.) und weil er nicht einen derart wichtigen Spieler wie Michail Kawelaschwili ersetzen musste, der mit einer Rissquetschwunde am Jochbein blutüberströmt vom Platz getragen wurde (25.)
Und die drei Punkte holte sich der FCB auch, weil er den besten Spieler auf dem Platz in seinen Reihen hatte: Alexander Rytschkow. Vorhang auf, der Zauberer aus Irkutsk ist wieder da.
Fünf Monate lang, seit dem 1:3 gegen Lugano im Abbruch-Spiel zu St. Jakob, hatte der Russe keinen Ernstkampf mehr bestritten, hatten ihn eine Fussverletzung und Unglücksfälle in der Familie am Ausüben seines Berufs gehindert. Doch am Samstag belohnte er den Verein und die Zuschauer für deren Geduld. «Bei einem solchen Spieler muss man andere Massstäbe ansetzen», sagte Präsident René C. Jäggi nach einem Spiel, in welchem Rytschkow selbst neue Massstäbe für das Potential dieser Mannschaft nach den Transfers im Winter gesetzt hatte.
Es war so etwas wie die Fortsetzung des Spiels vom 8. September in Lausanne, als der FCB mit einem 2:0 auf Platz 2 vorgestürmt war, als Rytschkow zwei Tore geschossen hatte und rund um ihn herum eine funktionierende Equipe für Stabilität gesorgt hatte. Damals hatte der FC Basel seine Substanz angedeutet, beim 2:0 gegen die Grasshoppers erreichte er nun die nächste Zwischenstufe, die gleichzeitig eine neue Basis ist, an der die Leistungen des Teams zu messen sein werden.
Zwei defensive Mittelfeldspieler
An diese nächste Stufe gelangte der FCB dank einer «doppelten Rückkehr». Rytschkow, der Geniale, ist der eine Teil der Geschichte, der andere war Guy Mathez' Erkenntnis, auf jene Spielweise zurückzugreifen, die der Mannschaft offensichtlich am meisten behagt. Der Trainer legte den Schwerpunkt auf die Position 6 und besetzte das defensive Mittelfeld statt einfach wie zuletzt wieder doppelt (mit Argemiro Veiga und dem vorzüglichen Dan Potocianu).
Die Folgen waren verblüffend: Die Abwehr hielt dicht, auch als Oliver Kreuzer nicht mehr zur Verfügung stand und Philippe Cravero (Fuss) sowie Sébastien Barberis (Wade) verletzt ausscheiden mussten. Und die Angriffsauslösung war besser, weil namentlich Potocianu (er rückte nach Kreuzers Platzverweis in die Abwehr zurück), und Rytschkow in der Lage waren, das Spiel aus der Defensive heraus im richtigen Moment zu beschleunigen.
Bestes Beispiel war das 1:0, das vielleicht schönste Tor der gesamten FCB-Saison. Nach einer Kombination über Potocianu, Mario Frick und Rytschkow spedierte Fabinho den Ball ins Netz (54.); die direkt gespielte Aktion erstreckte sich fast über den ganzen Platz und dauerte keine fünf Sekunden. Der Brasilianer spielte nach dem Verteidiger-Experiment von Lausanne wieder als linker Flügel und blühte dort im Zusammenspiel mit Rytschkow dermassen auf, dass er noch nach der Dusche manche Freudenträne vergoss.
Die Freiheiten hinter Tikva
Die Führung zu diesem Zeitpunkt war verdient, GC hatte in der Startphase seine druckvollen physischen Qualitäten zwar ausgespielt, doch nach Kawelaschwilis Ausscheiden (für ihn ging Hakan Yakin in den Angriff) war es mit der Zürcher Herrlichkeit vorbei, hatte der FCB mehr Torchancen (Frick traf nur den Pfosten/40.) und fand bei GC auch der anfangs starke Avi Tikva nicht mehr ins Spiel. Dafür griff im Rücken des Israeli Rytschkow mit viel Freiraum in die Tiefen seiner Trickkiste, dass sich Roger Hegi heute fragen muss, warum er nach Vogels Ausschluss die Schwächung im defensiven Mittelfeld nicht behob, warum er für Kawelaschwili Feliciano Magro (er spielte für Yakin auf links) brachte und nicht gleich Patrick De Napoli, den der GC-Trainer nach dem 0:1 für eben diesen Magro dann doch aufs Feld beorderte.
Mathez' Coaching war effizienter, und er hatte auch das Glück, dass einem eingewechselten FCB-Spieler noch etwas Zählbares gelang. Marco Tschopp brach auf der linken Seite zweimal durch; beim ersten Mal vermochte ihn Pascal Zuberbühler noch zu stoppen, beim zweiten Anlauf jedoch schob Tschopp den Ball am GC-Goalie vorbei (90.) und krönte die Gesamtleistung des FCB, der eigentlich nur unmittelbar nach dem 1:0 Gefahr gelaufen war, den Match nicht zu gewinnen.
In dieser Phase konnte er sich aber auf seinen Goalie verlassen: Stefan Hubers Form ist nach wie vor länderspielreif. Den Rest der Partie brachten die Gastgeber über die Zeit, nicht mehr so stark spielend wie in der ersten Stunde - bedingt durch Umstellungen in der Abwehr und das ermüdungsbedingte Nachlassen Rytschkows-, aber doch so solide und konterstark, dass GC, die bislang erfolgreichste Mannschaft dieser Finalrunde, keine Mittel fand, um die Niederlage in Basel noch abwenden zu können. Michael Martin
Quelle: Basler Zeitung vom 10.05.1999