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Grasshopper Club

FC Basel

Grasshopper Club - FC Basel 4:2 (3:0)

Datum: 05.04.1999, 16:15 Uhr - Wettbewerb: NLA Finalrunde 1998/99 - 5. Runde

Stadion: Letzigrund (Zürich) - Zuschauer: 10'500

Schiedsrichter: Dominique Tavel Schweiz

Tore: 5. De Napoli 1:0. 6. De Napoli 2:0. 11. Tikva 3:0. 52. De Napoli 4:0. 79. Varela 4:1. 91. Frick 4:2.

Gelbe Karte: 57. Comisetti (Abseitspfiff ignoriert). 58. Barberis (Foul). 59. Fabinho (Foul).

Grasshopper Club: Zuberbühler; Haas, Gren, Smiljanic (59. Sermeter), Berner; Tikva (77. Obiorah), Cabanas, Müller, Comisetti; De Napoli, Kawelaschwili (69. Magnin).

FC Basel: Huber; Kreuzer, Potocianu (53. Fabinho), Cravero; Ceccaroni (46. Reimann), Barberis, Veiga, Perez; Varela, Gonçalves; Frick.

Bemerkungen: Grasshoppers ohne Vogel (gesperrt), Tararache, Walker (beide verletzt), Mazzarelli und Türkyilmaz (beide freigestellt). Basel ohne Rytschkow (nicht fit), Cantaluppi, Henry, und Tschopp (alle verletzt).

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Eiertanz einer geschüttelten Einheit

Der FC Basel erhielt für seine Abkehr von den Tugenden «Disziplin und Ordnung» von den Grasshoppers eine Lektion erteilt. Am Ende war der FCB beim 2:4 (0:3) noch gut bedient. De Napoli traf dreimal.

Zürich. Friede, Freude, Eierdätsch - der Ostermontag-Auftritt des FC Basel gegen die munter umherspringenden Grasshoppers war nicht dazu angetan, die zuletzt aufgekeimten Uefa-Cup-Hoffnungen weiter spriessen zu lassen.

Vielmehr schälte GC bald einmal den weichen Kern aus der rotblauen Schale. Ja, fertiggekocht war das Ei nicht, das Guy Mathez aus seinem Taktik-Topf gezogen hatte, namentlich was das Defensiv-Konzept betraf. Der Abwehr fehlte es jedenfalls spürbar an Bodenhaltung; ausgerechnet der Mannschaftsteil, der zuletzt die besten Kritiken erhalten hatte, trübte in der ersten Viertelstunde dem FCB sämtliche Aussichten auf ein positives Resultat.

3-5-2 statt 4-3-3

Der Verdacht liegt nahe, dass sich der FC Basel im Letzigrund zu einem gewissen Teil selbst ein faules Ei in den eigenen Strafraum gelegt hat. Mathez hatte sich entschlossen, die Innenverteidigung Cravero-Kreuzer, die in diesem Frühjahr noch ohne Gegentor geblieben war, sowie das gesamte System zu verändern. Statt im 4-3-3 spielte der FCB gegen GC im 3-5-2 mit Dan Potocianu als Libero und dem Duo Cravero-Kreuzer als Stopper gegen Patrick De Napoli und Michail Kawelaschwili. Auf den Aussenbahnen hätten Massimo Ceccaroni (rechts gegen Alexandre Comisetti) und Marco Perez (links gegen Avi Tikva) für Ruhe sorgen sollen?

?doch bevor sich der Gast halbwegs orientiert hatte, lag er bereits mit drei Toren im Rückstand. Elf Minuten waren absolviert, da leuchtete ein riesiges 3:0 von der Anzeigetafel. Die bislang so disziplinierte Einheit war bös durcheinandergeschüttelt worden; zwischen der 5. und der 11. Minute kassierte sie (rekordverdächtig) drei Tore. Ähnlich zerzaust wurden die Basler im vergangenen Spätsommer beim 0:5 auf dem Brügglifeld, als der sich heute in Abstiegsnöten befindende FC Aarau in 19 Minuten dreimal getroffen hatte.

Drei Standardsituationen

Gestern waren's drei Standard-Situationen, die dem 1:0, 2:0 und 3:0 vorangegangen waren. Nach dem ersten Corner für (!) den FCB enteilte Tikva auf der «falschen» linken Seite, und in der Mitte kam Cravero gegen De Napoli zu spät (5.). Eine Minute später, nach einem GC-Einwurf, stand Comisetti auf der «falschen» rechten Seite allein (Ceccaroni war nicht mitgelaufen) und bediente den wiederum freistehenden De Napoli, der zum 2:0 einschoss. Beim dritten Tor, einem Freistoss Tikvas, liess sich, was ins Bild passte, Stefan Huber in seiner Ecke überraschen.

Ob der FCB ohne diese taktischen Änderungen besser ausgesehen hätte, ob im kompakteren 4-3-3 Tikva weniger Raum als gegen den überforderten Perez gehabt hätte, das ist reine Spekulation. Undiszipliniertheiten, die sich etwa Potocianu als zu risikofreudiger Abwehrchef leistete, sind in der Regel selten eine Frage der Taktik. Tatsache ist aber auch, dass die Mannschaft eine Systemumstellung erneut nicht gut verkraftet hat. Im Herbst 1998 hatte ein 2:0-Sieg in Lausanne den FCB auf Platz 2 geführt - danach verpasste Mathez dem Team eine Flügelzange, die nicht einmal ein Cornerfähnchen auszureissen in der Lage gewesen war.

So gesehen, sprach gestern einiges gegen das Mathez'sche Osterei, auch wenn es grundsätzlich nichts an der Überlegenheit der Grasshoppers zu deuteln gab. In allen Belangen waren sie dem FCB überlegen, der nicht einmal im kämpferischen Bereich, dort, wo er bislang so stark war, der Zürcher Physis etwas entgegenzusetzen hatte. Die Unterschiede zwischen dem Meister und den Zauberlehrlingen aus Basel sind nach wie vor beträchtlich, und wenn sich die Probanden dann selbst noch das Leben schwermachen, muss sich keiner wundern, wenn das Feuerwerk vor dem eigenen Tor stattfindet.

Nach der Pause korrigierte Mathez seine Idee, nun spielte der FCB wieder mit der gewohnten Vierer-Abwehr (Ivan Reimann war für Ceccaroni gekommen). Doch da war die Partie bereits entschieden, womit sich an der Physiognomie nichts Wesentliches mehr änderte. De Napoli traf noch zum 4:0, ehe der blasse Varela nach einem Geschenk von Bernt (Oster)-Haas und der nicht «farbigere» Mario Frick noch zwei Treffer zur Kosmetik gelangen.

Eine Einzelkritik erübrigt sich, überfordert war der FCB gestern auf allen Positionen - und er wäre es vermutlich auch in allen Systemen gewesen, die findige Trainer auf dieser Fussball-Welt bis heute aus ihren Hüten gezaubert haben. Michael Martin

Quelle: Basler Zeitung vom 06.04.1999