Presseschau

Basler Zeitung vom 15.11.2018

«Hakaaan, nöd so egoistisch!»

Von Tilman Pauls

Man weiss nicht, wo man anfangen soll: Etwa beim nackten Murat Yakin, der von seinem ehemaligen Stuttgarter Mitspieler Thomas Berthold aus dem Wasserbecken geholt wird («Mensch Muri, was isn das hier?»)? Beim damaligen BaZ-Sportredaktor Georg Heitz, der im Tram auf dem Weg ins Stadion in seine eigene Zukunft blickt («Siege alleine reichen auf Dauer nicht.»)? Oder bei Christian Gross in der Pause des UI-Cup-Finals auswärts gegen Aston Villa («Hakaaan, nöd so egoistisch! Mit em George hettet Sie no chönne de Doppelpass spiele!»).

Ein Jahr lang wurde das Team des FCB in der Saison 2001/02 von einem Kamerateam begleitet – und herausgekommen ist mit «Den Topf im Kopf» ein einstündiger Film, der nicht nur unter den FCB-Fans längst zum Kult geworden ist. Die Kameras von Bruno Meyer und Hanspeter Riklin durften so nah heran, wie es in der heutigen Zeit unvorstellbar wäre; oder kann sich jemand vorstellen, wie FCB-Trainer Marcel Koller sich beim Zupfen der Augenbrauen filmen lassen würde? Vor 16 Jahren war das alles noch möglich. Und wie es sich für ein gutes Drehbuch gehört, steht am Ende des Films noch ein Happy End: der erste Meistertitel der Neuzeit, der im Stadion und auf dem Casinobalkon mit Tausenden Fans ausgelassen gefeiert wird.

Nicht weniger bekannt und ebenfalls längst Kult sind die Dok-Filme des Regisseurs Alain Godet, der sich über Jahre hinweg mit der Basler Ultra-Szene beschäftigt hat. Vier Filme hat der Regisseur dem Thema gewidmet und die vier ehemaligen Basler Ultras Jimmy, Frosch, Gök und Nevio dabei mehr als 20 Jahre begleitet. Von den Anfängen im Film «Faustrecht» (1993) bis hin zu «Narben der Gewalt» (2012). Es ist zu Beginn die Geschichte von einer Zeit, als in der «Steine» noch kein Fahrverbot herrschte, die Jugendlichen ihre Nächte in Spielsalons verbrachten und die Basler Ultras die Schweizer Fussballstadien unsicher machten. «Wir sind das Zentrum der Macht, die Basel ausstrahlt», sagt der damals noch jugendliche Frosch im ersten Film.

19 Jahre später zeichnet Godet nach, wie sich die Stadt, der FCB und auch die früheren Ultras entwickelt haben. Es wird deutlich, dass hinter jedem Namen eine spezielle Geschichte steckt. Und darüber hinaus wird klar, was für eine Anziehungskraft der FCB auf seine Fans ausüben kann.

Alle Filme sind noch zugänglich, ob in der Mediathek des SRF oder auf anderen Video-Portalen.

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