Presseschau

Blick vom 25.09.2018

«Streller ist kein Thema!»

1:7-Debakel – jetzt spricht Basel-Boss Burgener

Andreas Böni

Herr Burgener, wie haben Sie nach dem 1:7 geschlafen?

Bernhard Burgener: Geschlafen habe ich gut, aber ich bin schlecht eingeschlafen. Ein 1:7 ist eine emotionale Ausnahmesituation, eine riesen Klatsche. Mein rotblaues Herz blutet.

Gut, aber bringen wir’s mal auf den Punkt: Diese Mannschaft ist schlicht und einfach zu schlecht, um YB auch nur im Ansatz Paroli bieten zu können.

Man muss schon ein wenig fair sein. In der Defensive verlieren wir Tomas Vaclik an Sevilla, sein Nachfolger Jonas Omlin fällt wochenlang aus. Captain Marek Suchy reisst sich die Achillessehne. Der neue Innenverteidiger, Carlos Zambrano, verletzt sich auch gleich. Taulant Xhaka war gegen YB gesperrt und dann sieht noch Eder Balanta Rot...

... das sind doch Ausreden und Schönfärberei.

Nein, das ist eine Feststellung. Nüchtern analysiert sind wir aktuell in unserer Verteidigung geschwächt.

Sie bleiben also dabei: Mit diesem Kader kann man Schweizer Meister werden?

Wir halten an unseren Zielen fest. Diese heissen: Um den Meistertitel spielen und Cupsieger werden. Aber jetzt sind wir gefordert, wir müssen einen kühlen Kopf bewahren, hart arbeiten und liefern. Bis zur Winterpause müssen wir uns stabilisieren, neue Kraft schöpfen und möglichst viele Punkte holen. Erst dann könnten wir wieder an der Mannschaft etwas machen, da das Transfer-Fenster im Moment geschlossen ist.

Wenn man Ihre Mannschaft anschaut, gibts nur eins: Es braucht im Winter und im Sommer insgesamt vier, fünf Kracher für jeweils drei bis sechs Millionen Franken. Sonst zieht YB davon, oder?

Wenn der Trainer und der Sportchef der Meinung sind, dass wir etwas machen müssen, dann schauen wir das gemeinsam an.

Ist Sportchef Marco Streller ein Thema?

Ich vertraue meinen Mitarbeitern und Führungskräften. Und ich diskutiere allfällige Änderungen nicht öffentlich.

Also steht er nicht zur Disposition?

Nein, er ist kein Thema.

Warum gräbt der FC Basel mit Chefscout Ruedi Zbinden eigentlich keine internationalen Talente mehr aus?

Wir haben mit Balanta und Riveros zwei vielversprechende junge Südamerikaner sowie Dimitriou aus Griechenland. Aktuell war kein zusätzlicher Bedarf da.

Alle Fussballklubs, vor allem in England, zahlen immer mehr. Nur der FC Basel spart. Hat YB auch schon die teurere Mannschaft als Basel?

Eine Frage, die ich nicht beantworten kann.

Sie sollen die Gesamtlohnsumme seit Ihrem Amtsantritt vor 15 Monaten von 50 auf 40 Millionen Franken gesenkt haben. Also um etwa 20 Prozent.

Das dürfte sich in dieser Grössenordnung bewegen, ja.

Da besteht die Gefahr, dass YB davonzieht, wenn die Berner jetzt ein paar Mal die Champions League erreichen.

Schauen Sie, im Vordergrund steht gerade die Enttäuschung, klar. Dieses Resultat löste in der Öffentlichkeit einen Tsunami aus. Und der aktuelle Tabellenplatz ist auch nicht erfreulich. Aber rein rechnerisch betrachtet haben wir nur drei Punkte verloren – wie schon letzte Saison im ersten Spiel gegen YB.

Das will nach einem 1:7 aber niemand hören. Die Basler wollen Siege, Philosophie hin oder her.

Natürlich. Ich habe unglaublich viele Nachrichten, Telefonanrufe und Ratschläge bekommen. Aber wir bleiben ruhig und konzentrieren uns auf die kommenden Spiele und verfallen nicht in Panik oder Aktionismus. Als Präsident bleibe ich zuversichtlich und stehe hinter unserem Team. Und ich verspreche: Wir werden alles tun, damit diese Meisterschaft nochmals spannend wird.

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