Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 23.07.2018

Gute Einstände schlecht belohnt

Fussball Mit Jonas Omlin, Silvan Widmer und Aldo Kalulu standen drei Neue in der Startelf

Céline Feller

Können die das? Schliesslich sind die Fussstapfen riesig. Und können die das auch gleich von Beginn an? Schliesslich fehlt ihnen sicher noch die Abstimmung mit dem Rest der Mannschaft.

Nach dem ersten Liga-Spiel von Jonas Omlin, Silvan Widmer und Aldo Kalulu im Dress des FC Basel darf ein erstes Mal bilanziert werden: Ja, sie können. Trotz einer 1:2-Niederlage gegen den FC St. Gallen. Denn an den Neulingen in der Startelf der Basler lag es nicht. In den Tagen vor dem Saisonstart war aber genau das befürchtet worden. Die Transferpolitik der Basler wirkte nicht restlos überzeugend. Sportchef Marco Streller erklärte sich vielleicht einmal zu oft und zu begeistert und hinterliess damit eher einen Eindruck von Rechtfertigung, als dass er sämtliche Zweifel aus dem Raum hätte schaffen können.

Die Zweifel an den Neuen sind nicht unbegründet. Denn Omlin, Widmer und Kalulu müssen nicht irgendwen ersetzen. Sondern die jahrelange, unbestrittene Nummer 1 Tomas Vaclik, den Führungsspieler, Vizecaptain, Offensiv-Rechtsverteidiger und Fanliebling Michael Lang und den Topskorer und Kreativkopf Mohamed Elyounoussi.

Jonas Omlin und der Druck

Mit am schwersten hatte im Vorfeld des Spiels Omlin zu kämpfen. Bis am vergangenen Mittwoch musste er öffentliche Diskussionen über sich ergehen lassen, ob er die Nummer 1 ist oder ob ihm doch noch jemand vor die Nase gesetzt wird. Selbst als mit Martin Hansen kein grosser Name geholt wurde, verstummten die Debatten nicht. Genährt wurden sie durch die Testspiele – vor allem das peinliche 0:5 gegen Feyenoord –, in denen Omlin einige Male danebengriff. Entsprechend riesig war der Druck auf den erst 24-jährigen Obwaldner. Hätte er gegen St. Gallen gepatzt, wäre die Kritik ungefiltert auf ihn eingeprasselt. Statt sich aber davon einschüchtern zu lassen, zeigte Omlin, wieso man ihn aus Luzern geholt hat. Er war ruhig, strahlte Sicherheit aus. Und zeigte in der 27. und der 41. Minute zwei herausragende Reaktionen. Beide Male gegen Tafer, einmal mit der Hand, dann mit dem Fuss. Und plötzlich waren alle Zweifler stumm. Wirklich freuen konnte er sich nach dem Spiel dennoch nicht. «Die Enttäuschung ist grösser als die Freude über meine guten Aktionen.» Das erste Spiel im neuen Klub zu verlieren – und erst noch zu Hause –, «tut doppelt weh. In der 95. Minute ein Tor zu bekommen, ist eine richtig bittere Pille», so der Keeper, dessen leerer Blick die Niedergeschlagenheit unterstrich.

Silvan Widmer und die Zeit

Ähnlich gezeichnet zeigte sich Silvan Widmer nach dem Spiel. Der Rechtsverteidiger hatte den Last-Second-Gegentreffer von der Bank aus verfolgt, nachdem er sich in der 69. Minute hatte auswechseln lassen müssen. «Ich war ein bisschen müde und habe meine Muskeln gespürt. Das ist aber normal, ich bin erst seit einer Woche im Training», erklärte der 25-Jährige. Dass er über haupt schon in der Startelf hatte stehen können, überraschte den einen oder anderen. Denn seit seiner Vertragsunterschrift und dem ersten Mannschaftstraining waren gerade einmal neun Tage vergangen. Keine optimale Vorbereitung. Das gab Widmer auch zu, zweifelte selber an einem Einsatz im allerersten Spiel. Er wäre gerne früher zum Team gestossen, war sich bereits eine Woche früher mit dem FCB einig, musste aber warten, bis die Vereine sich gefunden hatten. Es war ein Rennen gegen die Zeit. Und das nächste steht auch schon wieder bevor. Morgen braucht es ihn. Unbedingt. Reicht das, Krämpfen zum Trotz? «Ich denke, das sollte kein Problem sein.» Um der Silvan Widmer zu sein, den man kennt, brauche er aber Rhythmus und Zeit. «Wie lange das dauern wird, ist schwer zu sagen.» Stand jetzt, sei er etwa bei 80 Prozent.

Aldo Kalulu und die Heldentat

Etwas näher am Vollbesitz seiner Kräfte ist Aldo Kalulu. Was er auf der Zehn zeigte, war sehr ansprechend. Er öffnete Räume, lief sowohl offensiv als auch defensiv sehr viel, kam zu aussichtsreichen Abschlüssen. «Er hätte heute der Held sein können», sagt sein Trainer über ihn und fügt an: «Aber auch ohne die Tore war es für ihn per sönlich ein guter Anfang.» Bereits morgen haben die drei Neulinge die Chance, ihren guten ersten Eindruck zu bestätigen. Gegen St. Gallen waren sie die besten Basler. Gegen Paok Thessaloniki muss der Rest des Teams es ihnen leistungstechnisch gleichtun. Sonst folgt der nächste Rückschlag.

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