Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 23.05.2018

Plötzlich Massenschlägerei

Krawall Ein Schlägerverbund mit wenig Fussballbezug hat Basler Fans nach dem FCB-Spiel angegriffen

Benjamin Rosch

Eine Schlägerei, unübersichtlich und nur von «mutmasslich Beteiligten» (O-Ton «20 Minuten») sowie unscharfen Handyvideos dokumentiert, lässt sich nur schlecht rekonstruieren. Und weil Eingeweihte lieber wenig sagen, bleibt vieles Spekulation, was sich am Samstagabend im Gebiet St. Jakob zugetragen hat.

Gesichert ist, dass nach dem Spiel des FC Basel gegen Luzern auf der Plattform vor der Muttenzerkurve ein Fest der Fans stattgefunden hat. Medienberichten zufolge soll abseits davon eine Gruppe von Personen, gekleidet in weisse Maleranzüge, einen Brückenpfeiler am Birsufer besprayt haben. Dabei seien sie von einer Gruppe Männer angegriffen worden. Schon bei der Angabe über die Zahl der Personen gehen die Berichte auseinander. Wahrscheinlich liegt sie irgendwo zwischen 30 und 70 Personen.

Zürichs kranke Horde

Die Männer seien Zürcher Hooligan-Kreisen zuzuordnen, da sie gemäss der Basler Staatsanwaltschaft T-Shirts mit der Aufschrift «ZKH» getragen hätten. Auf Videos ist zu sehen, wie zumindest zu Beginn ein grosser Teil der Beteiligten weisse Kurzarm-Hemden trugen. ZKH steht für «Zürichs kranke Horde» und ist eine Schlägervereinigung, die schon seit vielen Jahren besteht. Sie ist schwer zu fassen, wurde mal in die rechte Ecke gestellt, mal eher der GC-Szene, mal eher der Südkurve des FCZ zugeordnet. Es lassen sich kaum Aussagen darüber machen, wer der Gruppe angehört und ob es neben einem Kern vielmehr einen losen Verbund mit Gewalt-Orientierten ganz unterschiedlichster Herkunft gibt. Dazu passt auch, dass die Staatsanwaltschaft (Stawa) Medienberichte bestätigt hat, dass aus Deutschland Kämpfer angereist sind, um sich der Horde anzuschliessen.

Einschlägige Portale berichten indes mit grossem Eifer über die Auseinandersetzung. Demnach haben die Zürcher die Basler beim Sprayen überrascht und konnten nach dem Aufeinandertreffen weiter in Richtung Plattform ziehen. In der Zwischenzeit hatten aber Basler Fans weitere Mitstreiter mobilisiert und drängten die Zürcher wieder zurück und bis in die Quartierstrassen der Lehenmatt. Mit dieser Gegenwehr schienen die Zürcher nicht zu rechnen. Diese Szenen wurden dann auch von Anwohnern festgehalten. Die Videos fanden zwar erst ihren Weg zur Basler Staatsanwaltschaft, kursieren aber auch auf sozialen Medien.

Wohl keine unbeteiligte Verletzte

Die Bilder zeigen, wie Basler Fans die Zürcher Hooligans jagen. Dabei werden diese niedergetreten. Man sieht auch, wie einigen aufgeholfen wird, manchen wurde offensichtlich das T-Shirt ausgezogen. Später versuchen die Angereisten mit ihren Autos zu flüchten. Während einige davonzukommen scheinen, werden andere Autos mit allem beworfen, was nicht gerade niet- und nagelfest ist. So fliegt auch ein Vauban-Gitter auf die Frontscheibe eines SUVs. «Die Fahrzeuge wurden massivst beschädigt, manche konnten nicht weiterfahren», sagt Gsell auf Anfrage. Von der Polizei ist nichts zu sehen; die Ereignisse trugen sich lange nach Spielschluss zu.

In ersten Berichten war auch davon die Rede, dass Unbeteiligte zu Schaden gekommen seien. Solche Berichte liegen Stawa-Sprecher René Gsell nicht vor. Allfällig seien die Autos von Anwohnern beschädigt worden, was – wie so vieles – aber noch Gegenstand der Ermittlungen sei. So bleibt es vorderhand bei der Bilanz, über welche die bz gestern berichtet hat: 14 Personen hat die Polizei vorläufig festgehalten, zwei davon wurden festgenommen, sind inzwischen aber wieder auf freiem Fuss. Die Kriminalpolizei der Staatsanwaltschaft eröffnete Verfahren wegen Raufhandels. Als mögliche weitere Delikte nennt Gsell Landfriedensbruch, Sachbeschädigung und Körperverletzung. Wie viele Personen verletzt wurden, ist noch unklar. Einige hätten sich aber selbstständig in die Notaufnahme eingeliefert. Die Stawa hat ein Portal eingerichtet, auf dem Videos hochgeladen werden können. Stand gestern Nachmittag hat davon aber noch niemand Gebrauch gemacht.

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