Presseschau

Basler Zeitung vom 18.04.2018

Die Entmachtung von Jean-Paul Brigger

Der neue starke Mann im Tagesgeschäft des FC Basel heisst ab sofort Roland Heri

Von Marcel Rohr

Basel. Verlagert sich das Spektakel beim FC Basel nun vom Rasen in die Geschäftsstelle? Fast scheint es so, denn hinter den Kulissen des entthronten Meisters, der sich im Niemandsland der Super-League-Tabelle befindet, gibt es brisante Veränderungen.

So hat sich Bernhard Burgener (60) entschieden, die Führungsstruktur des FCB einschneidend zu verändern. Der Präsident und Mehrheitsaktionär hat eine neue Stelle des Chief Operations Officers (COO) geschaffen, die per sofort vom bisherigen Sportkoordinator Roland Heri besetzt wird.

Der 59-Jährige ist damit der neue starke Mann im Tagesgeschäft und verantwortlich für die operative Führung. Ihm unterstellt sind die sieben Direktionen Sport (Leitung: Marco Streller), Marketing & Sales (Patrick Jost), Finanzen, IT & Personal (Mirko Brudermann), Spielbetrieb (Barbara Bigler), Digital Business (Thomas Berweger), Nachwuchs (Massimo Ceccaroni) sowie Kommunikation (Remo Meister).

Nur noch ein Laufbote

Was der FCB selbst als «Verfeinerung seiner Management-Struktur» preist, ist allerdings auch die Entmachtung und Zurückstufung von Jean-Paul Brigger (60) im operativen Geschäft. Dieser war von Burgener im letzten August als Delegierter des Verwaltungsrats eingesetzt worden. Dieses Amt wird Brigger auf dem Papier zwar weiterhin bekleiden, doch faktisch wird er nur noch als Laufbote zwischen Roland Heri und Bernhard Burgener fungieren.

Der Mehrheitsaktionär und Unternehmer aus Zeiningen korrigiert damit einen eigenen Personalentscheid, denn Brigger war in der Rolle des VR-Delegierten eine Fehlbesetzung. Er nahm zwar an jeder Sitzung teil, seine einfühlsame Art wird im St.-Jakob-Turm geschätzt – wenn es jedoch darum ging, in zupackender Manier die Alltagsprobleme eines Grossclubs zu lösen oder speditiv Bürokorrespondenz zu erledigen, war von Brigger nicht allzu viel zu sehen oder zu hören. Die Wochenenden verbrachte er oft – und neben seinen Besuchen im Stadion – im Wallis, sehr oft blieb sein Büro darum schon am Freitag geschlossen.

FCB-intern ist Briggers Rolle in den letzten Wochen zum Thema avanciert, was auch Bernhard Burgener nicht verborgen blieb. Nun hat er reagiert, doch vorerst will er auf Brigger nicht verzichten: Der ehemalige Fifa-Angestellte verbleibt in der Technischen Kommission. Ausserdem soll er die Kontakte zu Ligen und Verbänden pflegen sowie Repräsentationsaufgaben übernehmen; was immer das auch heissen mag.

Auf dem neuen Organigramm wirkt der Kasten mit den Namen Brigger jedenfalls überflüssig. Die sieben Kammern rapportieren neu Heri, dieser rapportiert Brigger, der wiederum Burgener berichtet? Effizienz geht anders.

Wesentlich vielversprechender ist die Wahl von Roland Heri. Er ist pro forma und vor allem nach innen der neue Bernhard Heusler, der als ehemaliger Präsident das Tagesgeschäft mit Energie, Intelligenz und Weitsicht führte. Heri ist ein alter Hase, das Konstrukt FC Basel ist dem langjährigen administrativen Leiter der Nachwuchsabteilung bestens vertraut.

Seit letztem Sommer arbeitete Heri Hand in Hand mit Spordirektor Marco Streller (36) und fädelte zahllose Transfers ein. Nun muss Streller ab sofort auf seinen treuen Helfer verzichten, was wohl das Aufgabengebiet für Remo Gaugler eher erweitert als einschränkt. Der Baselbieter ist als Kaderplaner gefordert, eine neue, starke Mannschaft zusammenzustellen, die YB den Meistertitel wieder abjagen kann.

Auch Heri hat genug Arbeit, zum Beispiel die Muttenzerkurve, die mit der Marketingstrategie des Clubs nicht einverstanden ist (siehe unten). Und dies ist nur eines von mehreren heiklen Dossiers beim FC Basel.

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