Presseschau

Basler Zeitung vom 21.03.2018

Statistische Kleinigkeiten

Was fehlt dem FCB im Vergleich zur Hinrunde, wo liegt das Problem? – Ein Blick auf die Zahlen

Von Tilman Pauls

Basel. Theoretisch hätte der FC Basel in diesen Tagen ja genug Zeit, um all die Versäumnisse des Fussball-Jahres 2018 aufzuarbeiten. Keine englische Woche, keine Termine und mal wieder so was wie Ruhe, um die richtigen Lehren aus den sechs Spielen in der Super League seit dem Jahreswechsel zu ziehen. Damit man am Ostermontag gegen die Berner Young Boys wieder an die Form vom erfolgreichen Herbst anschliessen kann; so lautet zumindest der Wunsch.

Praktisch ist es aber auch dieses Mal so, dass die Basler mit einem Rumpfteam trainieren, während mehr als zehn Nationalspieler auf der Welt verstreut mit Vorbereitungsspielen beschäftigt sind. Raphael Wicky wird erst Ende nächster Woche wieder alle Akteure in Basel begrüssen können, und bis dahin bleibt ihm nichts anderes übrig, als mit den Daheimgebliebenen über die positiven Aspekte des 1:0 gegen den FC Sion zu sprechen. Zwar überzeugte der FCB auch gegen die Walliser nicht. Doch ein erkämpftes 1:0, das hatte die Basler in der Vorrunde ja auch schon auf die Erfolgsspur zurückgeführt.

Wieso sollte der erste Heimsieg des Jahres also nicht gut genug sein, damit die Basler auch in der Rückrunde wieder ihren Rhythmus finden?

Wicky, Sportchef Marco Streller und auch die Spieler haben in den letzten Wochen ja immer wieder betont, dass es schon Kleinigkeiten sein können, damit es künftig wieder besser läuft. Ein richtiger Sieg im richtigen Moment, die richtigen Emotionen zur richtigen Zeit, darin lagen die Hoffnungen der Basler begründet. Woran es dem Spiel des FCB konkret fehlt, konnten – oder wollten – die Beteiligten jedoch nicht benennen.

Ohne Tore

Offensichtlich für jeden Zuschauer ist die Tatsache, dass der FCB im neuen Jahr kaum noch Tore schiesst: In der Super League traf das Team in sechs Spielen nur gegen die Tabellenschlusslichter aus Thun, Lausanne und Sion, während man gegen Lugano, St. Gallen und Luzern jeweils ohne Treffer blieb. Selbst von zwei Möglichkeiten vom Elfmeterpunkt konnten die Basler nicht profitieren. Aber wo genau liegen nun die Gründe für die Torflaute des FCB?

Ein Blick in die Statistik zeigt in dieser Hinsicht interessante Aspekte. Denn wenn man von der Zahl der erzielten Tore absieht, weist der FCB in den sechs Liga-Spielen der Rückrunde in fast allen Kategorien die Werte der Vorrunde auf: Im Schnitt kommen die Basler genau so oft in den Abschluss. Sie zielen dabei so häufig aufs Tor, wie sie am Gehäuse vorbeischiessen. Und sie haben den nahezu identischen Ballbesitz (siehe Tabelle). Das heisst: Das Problem liegt nicht etwa darin, dass der FCB sich nicht mehr vor das Tor kombiniert. Der einzige Unterschied, den die Zahlen belegen, ist die Basler Effizienz. In der Hinrunde führte noch jeder dritte FCB-Torschuss zum Treffer, aktuell ist es nur jeder neunte.

Das hat auch mit dem fehlenden Selbstvertrauen der Spieler zu tun, das sich logischerweise nicht an den Zahlen und Statistiken ablesen lässt. Aktuell ist es so, dass die FCB-Stürmer selbst aus den besten Position nicht treffen oder, wie zuletzt gegen Sion, auf die Hilfe des gegnerischen Goalies angewiesen sind.

Ohne Akanji und Balanta

Am anderen Ende des Rasens fällt auf, dass die Basler Gegner häufiger die Chance erhalten, aufs Tor zu schiessen. Während der FCB in den Liga-Spielen bis zum Dezember pro Partie nur 2,63 Schüsse zuliess, sind es seit dem Jahreswechsel 4,17. Kein Wunder, immerhin hat der Club mit Manuel Akanji einen zentralen Verteidiger verloren, mit Eder Balanta fällt ein weiterer aktuell aus. Und auch das zentrale Mittelfeld wirkte zuletzt nicht mehr so stabil. Das alles hat aber nicht dazu geführt, dass der FCB mehr Tore kassiert – der Durchschnitt der Gegentore bewegt sich ebenfalls auf dem Level der Hinrunde.

Statistisch gesehen sind es also nur Kleinigkeiten, die den FCB vom Erfolg zu trennen scheinen. Aber für Raphael Wicky und seine Spieler ist die Aufgabe umso intensiver, die Zahlen wieder auf ihre Seite zu bringen.

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