Presseschau

Basler Zeitung vom 13.03.2018

Wenn es vorne nicht läuft, geht der Blick zurück

In vier Liga-Spielen 2018 hat der FC Basel jämmerliche zwei Tore geschossen – ist jetzt sogar Platz 2 in Gefahr?

Von Tilman Pauls

Basel. Das Bild wird bleiben, da kann Ricky van Wolfswinkel machen, was er will. Bisher ist der Holländer ja mit den beiden Attributen «Königstransfer» und «Schwiegersohn von Johan Neeskens» ganz gut durch die Saison gekommen. Manche Zuschauer haben sogar noch dunkel in Erinnerung, wie er in seinen ersten Spielen einen Treffer nach dem anderen erzielte; am liebsten natürlich vom Elfmeterpunkt. Aber jetzt gibt es dieses Bild, wie der Stürmer in Luzern vier Meter vor dem gegnerischen Tor steht und den Ball auf direktem Wege gegen die am Stadiondach befestigte Videowand befördert.

Ja, der Ball ist vorher noch mal aufgesprungen, was bei der rasenähnlichen Unterlage mildernde Umstände für den Stürmer bedeutet. Aber der Abschluss des Holländers passt wunderbar in das aktuelle Bild der Basler, denen in der Super League keine Tore mehr gelingen wollen. In vier Liga-Spielen des neuen Jahres hat der FCB zwei Treffer erzielt, im Spiel beim FC Thun war das. Gegen Lugano, St. Gallen und Luzern gingen die Basler ohne Treffer vom Platz. Die besten Liga-Torschützen sind Albian Ajeti, der allerdings drei seiner acht Goals für St. Gallen erzielt hat, und van Wolfswinkel, obwohl dieser mehrere Monate verletzt ausgefallen ist.

41 Tore hat der FCB insgesamt in 23 Spielen geschossen, so wenige wie noch nie in der Super League seit 2003 zum gleichen Zeitpunkt einer Saison. In den Spielzeiten 2012/13 und 2013/14 war der FCB mit jeweils 42 Toren zwar ähnlich (un)produktiv. Der Unterschied zur aktuellen Phase war jedoch: Die Basler holten aus ihren wenigen Toren oft das Maximum heraus, indem sie die Partien nur selten verloren (siehe Box rechts). Aktuell führt die Torlosigkeit allerdings meist dazu, dass die Basler ihre Spiele dann auch verlieren.

Burgener im Hotel Les Trois Rois

Es liegt nicht daran, dass die Basler nicht zu Möglichkeiten kommen, das hat nicht zuletzt der Sieg in Manchester bewiesen. Auch in der Liga hatte der FCB in den letzten vier Spielen immer mindestens gleich viele Abschlüsse wie der Gegner. Aber derzeit mangelt es an der Effizienz vor dem gegnerischen Tor. «Wir kommen zu Chancen, müssen aber wieder viel effizienter werden», sagte Samuele Campo nach dem Spiel. Und auch Trainer Raphael Wicky hat immer wieder betont, dass man an der offensiven Effizienz arbeiten müsse.

Die nächste Chance bietet sich den Baslern bereits morgen im Nachholspiel gegen Lausanne-Sport (18.45 Uhr).

Mit einem Sieg könnten sich die Basler zumindest wieder um drei Punkte an die Young Boys heranschieben – oder um drei Punkte von den St. Gallern entfernen. So kann man das mittlerweile ja schliesslich auch sehen. Der Blick auf die Tabelle zeigt nämlich, dass sich die Basler kaum noch in einem Fernduell mit den Young Boys befinden, sondern eher mit den Ostschweizern um den zweiten Rang. Zwei Punkte trennen FCB und FCSG noch. Und auch wenn die Basler zwei Spiele weniger auf dem Konto haben, scheint der dritte Platz aufgrund der letzten Leistungen in der Liga plötzlich näher als Platz 1.

Im Oktober wurde FCB-Präsident Bernhard Burgener schon mal gefragt, was es eigentlich für den Club bedeuten würde, wenn er den Titel verpasst. Es war am Abend vor dem Heimspiel gegen ZSKA Moskau, die Basler hatten da gerade das erste Stimmungstief ihrer Saison überwunden. Burgener sass im Salle Belle Epoque des Hotels Les Trois Rois, es ging um den grossen Umbruch und damit auch um die Frage, ob der FCB eigentlich ohne Titel leben könne.

Millionen in der Königsklasse

In der Diskussion wurde dann bald deutlich, dass selbst ein zweiter Platz für den Club und viele der Zuschauer ein akzeptables Ergebnis wäre – wenn denn der Fussball wieder mehr Freude bringt als in den letzten Jahren. Wieder mehr Emotionen. Aber ein dritter Platz – auch das schimmerte an diesem Abend Ende Oktober deutlich durch –, das sei unter allen Umständen zu verhindern. Immerhin berechtigen nur die ersten beiden Plätze zur Qualifikation für die erneuerte Champions League. Dort schlummern nächster Saison noch mehr Millionen. Dort gibt es künftig noch mehr Geld zu verdienen, selbst wenn der Weg in die Königsklasse für einen Verein aus der Schweiz immer schwieriger wird.

Zugegeben, von diesem Szenario ist der FC Basel noch ein Stück weit entfernt. Das Team hat in der Vorrunde bewiesen, dass es Fussball spielen kann. Und wenn der FCB schnell wieder in die Spur findet, dann könnte es sogar noch mal spannend werden an der Tabellenspitze. Aber fest steht auch: Wenn es bei den Baslern vorne nicht schnell wieder besser läuft, dann muss der Blick in der Tabelle zurück gehen.

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