Presseschau

Basler Zeitung vom 19.02.2018

Basler Emotionen im falschen Trikot

FCB-Leihspieler Cedric Itten wird zum Mann des Spiels – und nutzt die Chance, die ihm der FC St. Gallen bietet

Von Tilman Pauls

Basel. Der FC Basel und nicht zuletzt Cedric Itten selbst haben sich in dieser Saison in eine ziemlich verzwickte Lage manövriert. Wenn man nämlich davon ausgeht, dass der Stürmer auch weiterhin keine Treffer bejubelt, die er gegen seine ehemaligen Vereine erzielt, dann muss er sich ziemlich konzentrieren. Immerhin spielt Itten in den letzten 14 Partien ja noch zwei Mal gegen den FC Luzern und ein Mal gegen den FCB.

Wobei, den guten Vorsatz des Nicht-Jubelns hat Itten ja am Samstag bereits über den Haufen geworfen. Nach seinem ersten Tor zum 0:1 hatte er seine Gefühle nach einem kurzen Jubelschrei noch ganz gut unter Kontrolle und liess die Glückwünsche seiner Mitspieler in der bekannten «Ich-jubel-aus-Respekt-vor-meinem-ehemaligen-Verein-nicht»-Geste über sich ergehen. Nach dem 2:0 in der 86. Minute brach die Freude dann aber doch noch aus ihm heraus.

«Ich wollte auch beim zweiten Tor nicht jubeln, aber ich war so glücklich», sagte Itten nach dem Schlusspfiff fast schon ein wenig entschuldigend, «die Emotionen waren einfach zu gross.»

Emotionen, das war das Stichwort. Denn von allen Spielern, die einen Vertrag beim FC Basel besitzen, war Itten an diesem Abend tatsächlich derjenige, der für die meisten Emotionen sorgte. Gerne hätten die Zuschauer auch die Basler Stürmer so aktiv und aufopferungsvoll kämpfend gesehen wie Itten. Doch das war nicht der Fall, und so wurde dem FCB schmerzhaft vor Augen geführt, was ihm aktuell vor dem gegnerischen Tor fehlt, wenn es spielerisch schon nicht nach Wunsch läuft.

Itten statt Manzambi

Den ersten Treffer in der 52. Minute arbeitete Itten nach einem Fehler von Léo Lacroix zusammen mit Nassim Ben Khalifa über die Linie. Beim zweiten Tor wurde Itten erst im Mittelfeld gefoult und wuchtete die Freistossflanke von Stjepan Kukuruzovic mit einem Volley an Tomas Vaclik vorbei. Es waren seine ersten Tore im Trikot der Ostschweizer. «Cedric tut unserem Spiel gut, seine Qualitäten und seine physische Präsenz helfen uns», sagte Trainer Giorgio Contini. Aber natürlich ist es auch so, dass der FC St. Gallen dem 21-jährigen Stürmer dabei hilft, diese Saison doch noch irgendwie zu einem Erfolg zu machen.

Itten war ja so was wie der Basler Springer, der in der Hinrunde munter durch die Liga geschoben wurde. Beim FC Luzern absolvierte er die ersten sieben Spiele der Saison, ehe die Basler spürten, dass die Rückholaktion von Albian Ajeti sich schwierig gestaltet. Und als Ajeti dann doch noch zum FCB wechselte und Ricky van Wolfswinkel sich nach seinem Fussbruch im Dezember wieder gesund zum Dienst meldete, wechselte Itten – auch aus eigenem Antrieb heraus – weiter nach St. Gallen. «Ich habe gesehen, dass meine Chancen in Basel klein sind, um dort genug Spielpraxis zu erhalten», sagte Itten damals.

Eigentlich waren die Ostschweizer ja an Neftali Manzambi interessiert, der sich einen Wechsel allerdings nicht vorstellen konnte. Itten hingegen sah die Chance und wechselte während des Trainingslagers in Marbella und musste sich innerhalb von wenigen Monaten schon beim dritten Verein einleben. Doch es sagt wohl eine ganze Menge über einen Spieler aus, wenn er bereit ist, sich ein weiteres Mal von seinem Heimatclub zu verabschieden, und sich in die Hände eines durchgeschüttelten Vereins im Liga-Mittelfeld begibt.

Ittens Plan scheint aktuell ganz gut aufzugehen. In St. Gallen bekommt er die Einsätze, die er in Basel nicht in dieser Fülle erhalten hätte. Nach seinem letzten Tor für den FCB im November – damals gegen den FC Luzern – hat Itten nun wieder mal getroffen, zum ersten Mal in der Super League doppelt. Und dass er sich mit dem Doppelpack gegen die Basler vielleicht um seine Meisterprämie gebracht hat, wird Cedric Itten kaum gestört haben.

Zurück