Presseschau

Blick vom 13.02.2018

«Streller gebe ich die Note6»

Basel-Boss Bernhard Burgener über böse Vorwürfe, ManCity und den neuen FCB

Jetzt spricht Basel-Boss Bernhard Burgener (60). Über die Vorwürfe des Bankers Eric Sarasin. Und ob er sich wie eine dicke Rothaarige fühlt.

Andreas Böni

Heute darf Bernhard Burgener (60) geniessen: Manchester City kommt zum Champions-League-Achtelfinal in den St. Jakob-Park. 36 500 Fans im Stadion. Weltweite Beachtung. Millionen TVZuschauer rund um den Globus. Und wenig zu verlieren.

Burgener ist seit letztem Sommer Präsident des FC Basel. Es hat schon einige Stürme erlebt. Zuletzt attackierte ihn Eric Sarasin. Der Banker hätte den FCB gerne übernommen, wollte sich aber nicht dem Gremium aus Fans, Mitarbeitern, Sponsoren und Verantwortlichen des Nachwuchsbereichs stellen. Dies war aber eine Grundvoraussetzung von Ex-Boss Bernhard Heusler für den Verkauf.

Herr Burgener, fühlen Sie sich wie eine dicke Rothaarige?

Bernhard Burgener: (Lacht.) Sie meinen wegen der Aussagen von Eric Sarasin?

Er sagte, Sie seien am Schluss der einzige Kandidat gewesen, und Ihre Wahl sei gewesen «wie eine Miss-Schweiz-Wahl, bei der am Ende nur eine dicke Rothaarige antritt».

Gut, es stand ihm ja frei, sich den Gremien zu stellen. Das wollte er nicht, er hat sich ja selber zurückgezogen. Das war seine Entscheidung.

Sarasin behauptet, Sie hätten zwischen 15 und 20 Millionen Franken für den Klub bezahlt. Ein Schnäppchen, normal wären 40 bis 50 Millionen angemessen gewesen. Der Vorwurf: Sie könnten den Klub mal mit sattem Gewinn verkaufen.

Verschwiegenheit war und ist die Grundvoraussetzung für Verhandlungen. Wenn ich Vertraulichkeit zusage, dann halte ich mich daran. Eric Sarasin kommt aus einer grossen Bankierfamilie und weiss, was Vertraulichkeit bedeutet.

Verkaufen Sie den Klub für ein Vielfaches?

Ich habe kein Interesse und auch keinen Grund, den FC Basel zu verkaufen, ich bin ja gerade erst eingestiegen. Und wegen des Preises: Ein Klub hat immer einen bestimmten Wert an einem gewissen Stichtag, den die Parteien verhandeln und sich dann auf einen Preis einigen.

Unter den Fans ist auch ein Thema, dass Sie Geld aus dem Gewinn einstreichen werden.

Die Lösung, dass ich bis 50 Prozent des Gewinns als Dividende ausschütte, empfinde ich als fair, und so habe ich es auch an der Vereinsversammlung vorgeschlagen. Die FCB-Holding steht ja auch für allfällige Verluste bis zu 20 Millionen gerade – Gigi Oeri hatte diese grossartige Zusage 2006 eingeführt. Bernhard Heusler und ich haben vereinbart, dass die FCB-Holding eine allfällige Verlustübernahme bis 20 Millionen Schweizer Franken auch weiterhin übernehmen wird. Und dieser Betrag steht in der Holding stets zur Verfügung.

Haben Sie Angst, dass die Nostalgie-Transfers Valentin Stocker und Fabian Frei in die Hosen gehen könnten?

Ich habe sie nie als Nostalgie-Transfers bezeichnet. Sie sind Teil unserer Konzeption bis 2020 – und jetzt schauen Sie mal unser Kader an: Von 26 Spielern sind 12 Basler oder solche mit FCB-Bezug und sechs Nachwuchsspieler dabei. Wir sind also auf gutem Weg.

Welche Schulnote würden Sie Marco Streller geben?

Er arbeitet sehr gut. Also Note sechs.

Warum?

Weil er und sein Team das Kader um 19 Spieler reduzierten und somit auch den Kostenblock senkten – das ist schwerer als Einkaufen. Weil er unser Konzept perfekt umsetzt. Es sind jetzt zwölf statt wie letzte Saison zwei Basler im Kader. Und weil sechs Spieler aus dem Nachwuchs in der ersten Mannschaft spielen. Er selber strahlt immer Zuversicht aus. Selbst in der schwierigsten Phase hat er gesagt, wir würden in der Champions League Geschichte schreiben. Dafür wurde er ja auch belächelt. Aber die ganze technische Kommission und der Trainer mit seinem Staff arbeiten hervorragend. Zumal sie auch zwei schwere Ereignisse verarbeiten mussten.

Welche?

Erst der Rücktritt von Matias Delgado nach dem ersten Spiel. Ich rechne ihm das sehr hoch an. Den Mut zu haben, sich es in einem solchen Moment einzugestehen, dass es nicht mehr reicht.

Man kann auch sagen: Der Rücktritt zu diesem Zeitpunkt war feige, und er hat den Verein im Stich gelassen.

Ich kenne Ihre Meinung. Das ist Ihre menschlich-sportliche Betrachtung, aber es gibt auch eine andere. Und dass er so ehrlich ist und auch auf viel Geld verzichtet, zeugt für mich von Grösse.

Das zweite Ereignis?

Dass sich Ricky van Wolfswinkel im September schwer verletzte. Wie die sportliche Führung das alles meisterte und 12 Punkte in der Champions League holte, ist eine grosse Leistung.

Dafür liegt man in der Meisterschaft hinter YB. Dort hat Raphael Wicky nach 20 Runden schon gleich viele Punkte verloren wie Urs Fischer in der ganzen Saison.

Ich glaube aber auch, dass YB und die anderen Mannschaften besser geworden sind. Das ist keine Entschuldigung, aber mein Empfinden. Und vielleicht können wir dank der Spannung auch die Zuschauerzahlen erhöhen.

Die Anzahl Saisonkarten ist stabil bei 24 000.

Die Fans sind das Wichtigste für unseren Klub. Es ist uns ein grosses Anliegen, mehr Fans für unsere Spiele zu gewinnen. Es ist wichtig, dass auch nach zehn Jahren die Eintrittskarten nicht teurer werden dürfen, solange wir noch in jedem Meisterschaftsspiel rund 12 500 ungenutzte Tickets haben. Man darf nicht jene bestrafen, die kommen.

Nun kommt Manchester City. Engländer liegen dem FCB. In der Gruppenphase schlug man Manchester United 1:0.

Der Gegner ist ein Traum. Aber als Fan von Zahlen weiss ich auch, was auf uns zukommt. Glaubt man den Statistiken, ist Manchester City die wertvollste Mannschaft der Welt. Es braucht einen besonderen Tag. Einmal hatten wir so einen Tag und schlugen die Bayern im Achtelfinal mit 1:0.

Und im Rückspiel gab es dann eine 0:7-Packung.

Ich war bei beiden Spielen im Stadion. Und im Rückspiel dachte ich, bitte stoppt das Spiel. Aber es hörte einfach nicht auf...

Wie verhalten Sie sich als Zuschauer im Stadion?

Angespannt, aber eher ruhig. Im sitze neben Karli Odermatt und Jean-Paul Brigger. Hinter uns sind Alex Frei und Marco Streller.

Also vorne die ruhigen Besonnenen und hinten die lauten Emotionalen.

Wenn es so läuft wie beim 0:1 gegen Lugano, dann sind wir alle eher lauter... Solche Tage dürfen wir nicht zu viele haben. Ich hoffe, gegen Manchester City erwischen wir einen Tag, um Geschichte zu schreiben.

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