Presseschau

Aargauer Zeitung vom 19.01.2018

Zeit der Veränderungen

Fussball Luca Zuffi ist die personifizierte Konstanz. Das letzte halbe Jahr brachte für ihn aber viele Neuerungen

Céline Feller, Marbella

Beim FC Basel gibt es eine ungeschriebene Regel: Egal, was passiert, Luca Zuffi ist immer da. Immer. Egal, ob der Trainer nun Paulo Sousa, Urs Fischer oder Raphael Wicky heisst, Zuffi ist gesetzt. Am wenigsten Liga-Einsätze hatte er in seiner Debüt-Saison 2014/2015 – und auch dort stand er 29 Mal auf dem Platz. Zuffi ist ein Dauerläufer. Ein Nimmer-Verletzter. Eine Konstanz in einem Konstrukt mitten in einem Business namens Fussball, das für seine Schnelllebigkeit bekannt ist.

In Marbella aber ist Luca Zuffi nicht dabei. Zumindest nicht bei der Mannschaft. Stattdessen schuftet er alleine mit FCB-Physio Nicolas Unternährer im Kraftraum des Hotels. Auf dem Programm stehen Stärkung des Oberkörpers und Stunden auf dem Velo. Hauptsache, der linke Fuss wird dabei nicht belastet. Denn dieser ist schuld daran, dass der sonst so zuverlässige und immer anwesende Luca Zuffi nicht dabei ist. Nach der Winterpause musste er sich ein Überbein entfernen lassen. Ausserdem wurde ihm dabei ein kleiner Teil des Fusses entfernt. Weil man nie weiss, wie so etwas herauskommt, hat er es hinausgezögert. Fast zehn Jahre lang. Auch wenn er immer wusste: «Es war schon lange nötig. Es ist immer grösser geworden und am Ende war es wirklich unerträglich», erzählt er. Er konnte keine normal geschnittenen Schuhe mehr anziehen, spielte meist unter Schmerzen und ab und an war dies sogar nur dank Schmerzmitteln möglich. Anmerken lassen hat er sich dabei aber nie etwas. Mittlerweile ist er fast wieder komplett schmerzfrei und kann seit Mittwoch gar wieder auf dem Platz joggen. «Das macht doch etwas mehr Spass, als nur auf dem Velo zu sitzen.» Training mit dem Ball ist für ihn aber noch etwas entfernt. «Ich hoffe auf nächste Woche. Das ist das Ziel. Ob es realistisch ist, weiss ich aber im Moment noch nicht.» Seit dem letzten Hinrunden-Spiel am 17. Dezember hat er keinen Ball mehr berührt – «so lange wie noch nie in meinem Leben», sagt er und lacht.

Die Lehren aus der Krise

Sowieso hatten die letzten sechs Monate Veränderungen für Zuffi zu bieten. Statt immerwährender Konstanz kamen da auf einmal neue Dinge hinzu. «Das stimmt, es ist wirklich sehr viel passiert», sagt er nachdenklich. Zum einen ist da seine OP. Die Erste seit jener 2009 am Kreuzband. Ernsthaft verletzt war er seither nie mehr. Aber nicht nur das war neu. Erstmals, seit Zuffi Spieler des FC Basel ist, erlebte er eine Krise. Noch nie zuvor musste er einen Rückstand in der Meisterschaft aufholen. Eine zusätzliche Erfahrung sei dies für ihn, obschon er wohl gut darauf hätte verzichten können. «Uns hat einfach das Selbstvertrauen gefehlt. Wir mussten viel reden und zusammensitzen, um das wieder hinzukriegen.» Vielleicht habe es irgendwann aber auch positive Auswirkungen. Es könne wertvoll sein, so etwas schon mal erlebt zu haben. «Und es kann ein Team durchaus stärker machen. Bei uns hatte ich das Gefühl, dass das so ist.»

Die Hochzeit im Dezember

Dass Zuffi in solchen für ihn ungewohnten und von der Konstanz abweichenden Momenten die Ruhe bewahrt, habe er im Blut. «Wir Zuffis sind einfach so. Ich mache das ja nicht extra. Es ist einfach mein Naturell, und das ist sehr wertvoll.» Aber nicht nur das. Denn eine hilfreiche Stütze, die hat Zuffi schon seit seiner Zeit bei Winterthur: Freundin Laura. Oder besser: seine zukünftige Frau. Denn auch im privaten Leben ist für ihn etwas Einschneidendes passiert: Im September hat er Laura einen Heiratsantrag gemacht. Ein weiterer neuer Schritt für die dritte grosse Veränderung in den vergangenen sechs Monaten. Ein Datum haben die beiden bereits gefunden, im Dezember dieses Jahres soll es so weit sein. «Hätten wir im Sommer heiraten wollen, wäre es etwas kurzfristig geworden.» Ausserdem sei es schwer zu planen, da er noch nicht weiss, wann er Ferien habe. All dies hänge von einem Erreichen des Cupfinals ab. Dieser findet eine Woche nach Saisonschluss statt. In seinem Kopf hat er aber noch etwas anderes. Die WM in Russland. Also rechnet er sich eine Belohnung für seine seit Jahren konstant guten Leistungen auf höchstem Niveau aus? «Die Chancen sind immer da. Ich gehöre zum erweiterten Kader, war zuletzt immer auf Pikett. Wenn einer verletzt ist, kann es schnell gehen.» Aber er weiss auch, dass seine Chancen im Normalfall eher gering sind. «Aber es wäre auch blöd, wenn ich auf einmal zwei Termine an einem Tag hätte», sagt er und lacht.

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