Presseschau

Aargauer Zeitung vom 23.11.2017

Lang raubt Mourinhos Lächeln

Fussball · Der FCB bezwingt Manchester United sensationell mit 1:0 – dank einem Lang-Tor

Sébastian Lavoyer

Die Magie ist zurück in Basel! Mit 1:0 bezwingt der FCB das grosse Manchester United. Wer so etwas vor dem Spiel prophezeit hätte, wäre im besten Fall mit einem müden Lächeln bedacht worden. Ein Sieg gegen das Team von José Mourinho, eine Mannschaft, die mehr als zehn Mal so viel wert ist wie der FC Basel (rund 550 Millionen Franken). Das Joggeli steht Kopf, als Schiedsrichter Daniele Orsato – kurz nach dem Michael Lang die Basler mit 1:0 in Führung geschossen hat (89.) – das Spiel abpfeift. Ein Sieg, der an Sensationsgehalt mindestens so hoch zu werten ist, wie jener im Dezember vor sechs Jahren, als Alex Frei und Marco Streller Basel zu einem 2:1-Sieg gegen United schossen und die Engländer aus der Königsklasse kegelten.

Damit ist auch klar, dass der FCB im Rennen um die Achtelfinal-Qualifikation gegen ZSKA Moskau nun die besseren Karten hat. Denn Manchester United darf sich im letzten Spiel kaum einen Patzer erlauben, wenn man den Gruppensieg nicht verspielen will. Zwar haben die Engländer Anfang Dezember ein ungemein happiges Programm, sind am Wochenende vor dem Spiel gegen ZSKA in London bei Arsenal zu Gast, das Wochenende darauf empfangen sie Stadtrivale Manchester City. Aber zu viele Leute wird José Mourinho nicht schonen können, will er die Gruppe A als Erster abschliessen. Anders gesagt: Mit einem Sieg in Lissabon ist Basel sicher Gruppenzweiter, mindestens aber müssen die Wickys Männer gleich viele Punkte holen wie ZSKA in Manchester.

Zlatan bleibt blass

Gestern gegen Basel, da kann es sich Mourinho leisten, durchzurotieren. Im Vergleich zum Spiel vom vergangenen Wochenende gegen Newcastle United bringt der Portugiese sieben neue Spieler. Dass da aber eine B-Mannschaft auf dem Platz steht, merkt man über weite Strecken der ersten Halbzeit in keinster Weise. United dominiert fast nach Belieben. Zweimal scheitern Paul Pogba und Co. nur an der Torumrandung. Erst Anthony Martial (42.) mit einem als Flanke gedachten Ball zur Mitte, dann Marcos Rojo mit einem abgefälschten Weitschuss an die Latte (45.).

Die Dominanz seines Teams trägt zur glänzenden Laune Mourinhos in der ersten Hälfte bei. Erst signalisiert er dem vierten Offiziellen seine Zufriedenheit mit dem Spielleiter. Und als Paul Pogba von Serey Die kurz vor der Strafraumgrenze gelegt wird, huscht ein Lächeln über die Lippen des Exzentrikers. In der Pause lässt er sich gar dazu erweichen, ein Selfie mit Fans, die sich neben der Bank von Manchester United aufhalten, zu schiessen.

Die Miene von Mourinho wird trüber und trüber, je länger das Spiel dauert. Basel kommt – wie schon im Spiel gegen Sion – wie verwandelt aus der Kabine. Als hätten die Basler all den Respekt, der ihr Tun im ersten Durchgang noch prägte, in der Kabine zurückgelassen. Immer öfter kommen die Rotblauen nun zum Abschluss. Doch Elyounoussi, Oberlin, Serey Die, Steffen und wie sie alle heissen, scheitern meist an Uniteds Ersatzkeeper Sergio Romero. Mourinho wechselt, am Schluss kommt auch Superstar Zlatan Ibrahimovic. Der Schwede bleibt blass.

Ganz anders die Basler, die immer mehr aufdrehen. Und dann kommt die 89. Minute: Raoul Petretta passt den Ball quer durch den United-Strafraum, Oberlin schrammt am Ball vorbei, aber Lang steht bereit zum Einschieben. 1:0 – die Sensation ist perfekt. Man kann diesen Sieg gar nicht hoch genug einschätzen. Er öffnet dem FCB nicht nur Tür und Tor zum Achtelfinal, sondern dürfte den Rotblauen auch einen schönen Schub in der Meisterschaft geben.

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