Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 18.08.2017

Wie der FCB zu einem Rumpfteam schrumpfte


Fussball · Plötzlich stehen beim FCB am Donnerstagmorgen nur noch 18 Feldspieler auf dem Platz. Was ist passiert?

Sébastian Lavoyer

Alles scheint wie immer am Donnerstagmorgen in der Brüglinger Ebene: In vier Sprachen brüllt Raphael Wicky Anweisungen über den Platz. Manuel Akanji zieht auch gegen Stürmerstar Ricky van Wolfswinkel nicht zurück. Der Holländer windet sich nach dem Zweikampf am Boden. Und Serey Die peitscht die jungen Angola-Schweizer Manzambi, Kutesa und Pululu an. Doch halt, etwas ist anders: Irgendwie scheint der FCB zu einem Rumpfteam geschrumpft. Tatsächlich zeigt sich nach Zählen der Spieler: Die spielen bloss 9 gegen 9. 18 Feldspieler, 3 Torhüter. Was ist denn hier los?

32 Spieler umfasste das Kader von Raphael Wicky, als der Walliser am 22.Juni sein erstes Training als Cheftrainer der ersten Mannschaft leitete. Da waren Seydou Doumbia, Marc Janko und Daniel Hoegh längst Geschichte. Doch die neue Führung um Präsident Burgener und Sportchef Marco Streller wusste, dass man noch immer zu viele Spieler im Team hatte. Das Ziel war klar: Kader verkleinern. War es nun des Guten zu viel?

Das Lazarett der Basler

Der Reihe nach: Schon bei Trainingsbeginn war klar, dass man Andraz Sporar ausleihen will und Jean-Paul Boëtius den Verein wohl verlassen wird. Beides geschah unmittelbar danach. Es kamen weitere Leihgeschäfte hinzu (Goalie Djordje Nikolic zu Schaffhausen, Verteidiger Eray Cümart zu Sion und Mittelfeldspieler Zdravko Kuzmanovic zu Malaga). Man löste den Vertrag mit Veljko Simic (derzeit vereinslos) auf. Und der FCB verkaufte Linksverteidiger Adama Traoré an Göztepe SK, den Aufsteiger in die türkische Süper Lig. Hinzu kam der völlig überraschende Rücktritt von Captain Matías Delgado Ende Juli – und die leihweise Verpflichtung von Sturmtalent Dimitri Oberlin von Red Bull Salzburg. Somit stünden Wicky eigentlich 22 Feldspieler und 3 Torhüter zur Verfügung, insgesamt 25 Spieler.

Vier Spieler fehlen also an diesem Donnerstagmorgen, fast ein Fünftel der Mannschaft. Auf Nachfrage erfährt man: Omar Gaber habe die Grippe schon am Mittwoch flachgelegt, Taulant Xhaka wurde am Donnerstag mit gleichen Symptomen nach Hause und Dominik Schmid mit einer Bindehaut-Entzündung ins «Quarantäne-Training» geschickt. Und, zu guter Letzt, trainierte Kevin Bua aus Gründen der Schonung individuell.

Dass Bua wohlauf ist, zeigt sich kurz nach dem Mittagessen. Vor dem Joggeli sucht er seinen Deutschlehrer, den er für seinen Unterricht erstmals beim Stadion trifft. Vollständig gesund und guter Dinge. Irgendwie nachvollziehbar nach einem gelungenen Saisonstart und zwei Toren in vier Spielen. Ob Gaber, Xhaka und Schmid bis Sonntag wieder fit sind, lässt der FC Basel offen. Sicher ist, dass man wegen der Ansteckungsgefahr nichts riskieren will.

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