Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 23.06.2017

«Der FC Basel hat alles»

Fussball · Der Königstransfer Ricky van Wolfswinkel ist endlich in Basel angekommen – und will lange bleiben

Céline Feller

Ricky van Wolfswinkel grinst. «Das ist eine lustige Geschichte. Als ich mit Sporting Lissabon gegen den FC Basel gespielt habe, habe ich mit ihm die Trikots getauscht.» Mit ihm meint der neue FCB-Stürmer Marco Streller, den neuen FCB-Sportchef. «Und als er mich dann kontaktiert hat, habe ich ihm sofort das Bild von seinem Trikot geschickt und ihm gesagt, dass es mein Pyjama ist.» Van Wolfswinkel lacht. Das tut er oft an seinem ersten Tag bei seinem neuen Arbeitgeber.

Dass er diese Episode mit Streller preisgibt, ist nicht zufällig. Vielmehr erzählt sie einen Schlüsselmoment auf dem Weg zur Verpflichtung des Holländers. «Es war schön für mich, mit ihm zu verhandeln. Natürlich hört man sich das immer an, wenn ein Club wie der FC Basel anklopft. Aber wenn man dann noch mit jemandem wie Marco sprechen kann, ist es umso besser.» Van Wolfswinkel ist voll des Lobes für seinen neuen Chef, er habe einen «grossen Einfluss gehabt, mich hierher zu bringen». Der einzige Grund war Streller aber dann doch nicht. Auch nicht van Wolfswinkels Frau, die Tochter von Johan Neeskens, die in der Schweiz aufgewachsen ist und durch die der Stürmer das Land auch bereits kennt. Vielmehr war es das oft zitierte Gesamtpaket, welches sein neuer Verein für ihn habe: «Ich war äusserst glücklich in Holland. Darum habe ich auch immer gesagt, wenn ich zu einem anderen Club gehen sollte, dann nur zu einem wirklich grossen. Einem, der konstant ist, guten und vor allem offensiven Fussball spielt, damit ich meine Tore schiessen kann.» Und natürlich ein Club, mit dem er Titel gewinnen kann. «Und Basel hat all das.»

Wählerisch – aus guten Gründen

Natürlich war auch die Champions League, in der er noch nie gespielt hat, entscheidend. Und Raphael Wicky. «Mit ihm habe ich im Vorfeld selbstverständlich auch gesprochen. Klar, Marco spielte eine grosse Rolle. Aber am Ende arbeite ich jeden Tag mit dem Trainer zusammen.» Nach diesem Gespräch sei er endgültig sicher gewesen, weil er spürte, dass Wicky wisse, was er kann, genau diesen Stürmertypen suchte und ihn früh sein Vertrauen spüren liess. Van Wolfswinkel sagt von sich, dass er seine Entscheidungen immer alleine dem für ihn passenden Fussball zugunsten treffe, schliesslich könne er nicht ewig spielen. «Bis 35, vielleicht etwas kürzer oder länger.»

Dass van Wolfswinkel so wählerisch geworden ist, hat seinen Grund. Er hat keine einfachen Zeiten hinter sich. Der FCB ist in der Karriere des 28-Jährigen bereits der sechste Verein, für den er neben seinem Jugendverein Vitesse Arnheim auflaufen wird. Alleine in den letzten vier Jahren zog er fünfmal um. «Viel zu oft!» In den letzten sieben Jahren und seit er seinen Jugendverein ein erstes Mal verlassen hat, um die grosse Fussballwelt zu erobern, sind es sogar sieben Umzüge. «Das gehört zum Fussball dazu, das ist klar. Manchmal klappt es, manchmal eben nicht.» Bereuen würde er sowieso nie etwas. Auch wenn es zuletzt meist Umzüge waren, weil er in einem neuen Verein nicht glücklich wurde. «Aber es hat mich jetzt nach Basel geführt, das ist nicht so schlecht!», sagt er und lacht erneut. Zu verdanken hat er seinen neusten Umzug seinen starken Leistungen. 20 Tore in 32 Spielen erzielte er – und so will er weitermachen in Basel. Zum einen, weil er nicht schon wieder umziehen wolle. Und zum anderen, weil «du als Stürmer immer eine grosse Verantwortung hast. Wenn das Team nicht trifft, ist immer der Stürmer schuld. Das ist normal.» Deshalb mache er sich auch einen gewissen Druck, «einen guten aber. Damit muss man leben und arbeiten.» Dass er das kann, beweisen auch seine Worte, wenn er sich selber beschreiben soll – als Fussballer. Bewegungen und das Halten des Balles vor dem Tor zählt er ebenso zu seinen Stärken wie die Fähigkeit, mit seinen Mitspielern um ihn herum zu interagieren. «So versuche ich, ein kompletter Stürmer zu sein.»

Nervosität beim FCB

Beim FC Basel ist man sich sicher, mit ihm den perfekten Nachfolger für Marc Janko gefunden zu haben. «Ich bin sehr froh, dass wir einen Stürmer seiner Klasse hier haben. Und bin überzeugt, dass er uns und den Fans Freude machen wird», verspricht Wicky. Marco Streller ernannte ihn sogar zum Königstransfer. Auch deshalb setzte man so viel daran, ihn zu holen. Gerne hätte man den Vertrag mit ihm schon früher unterschrieben. «Aber ich war noch in den Ferien und Vitesse brauchte lange, um die Papiere vorzubereiten.» Die Leute in Basel seien gar etwas nervös geworden, weil sich die Finalisierung des Deals so hinzog, sagt van Wolfswinkel. «Aber ich habe Marco immer gesagt: ‹Relax! Alles wird klappen›.» Szenen, die sich die beiden am 20. September wohl nicht mal im Traum hatten vorstellen können, als sie ihre Trikots tauschten.

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