Presseschau

SonntagsZeitung vom 11.06.2017

Das kann noch heiter werden mit dem neuen FCB

Abpfiff

Er ist noch nicht offiziell in Amt und Würden, da macht Bernhard Burgener bereits seinen ersten Misstritt als Präsident und Besitzer des FC Basel. Und er geht dabei so vor, dass die Vorhersage gewagt sei: Das kann noch heiter werden beim neuen FCB. Husch, husch, einen Tag vor der Generalversammlung des Clubs zaubert er einen Mann aus dem Hut, der künftig das Gesicht des FCB sein soll. Und ist erstaunt, als die Mitglieder diesen Jean-Paul Brigger nicht in den Vereinsvorstand wählen mögen. «Ich bin erschüttert», sagt Burgener.

Schliesslich gelingt es ihm doch noch, seinen Mann zumindest in den Verwaltungsrat der FCB 1893 AG wählen zu lassen, in der die Profimannschaft angesiedelt ist. Theoretisch hätte er Brigger auch einfach durchdrücken können, er hält 75 Prozent der Aktien. Die Clubmitglieder bestimmen nur über 25 Prozent - können also vom Besitzer Burgener überstimmt werden. Aber wie hätte das ausgesehen? Das neue Aushängeschild Brigger, dem FCB gegen den Willen der Anhängerschaft aufgezwungen... Schon so ist die Ohrfeige schallend, die die zwei «B» zur erstbesten Gelegenheit erhalten.

Doch für die weitere Entwicklung des FCB entscheidender ist die Art, wie Burgener führt. Dass er im Hintergrund bleibt, war bekannt. Nicht aber, wie sehr er sich bei der Wahl seiner Führungskräfte von Namen und Titeln leiten lässt. Burgener ist beseelt von Marken. Seine Constantin Film sind eine grosse Marke, den FCB nennt er eine Marke. Und so hat er wohl auch im einstigen Torschützenkönig und langjährigen Fifa-Mitarbeiter Brigger eine Marke gesehen.

Burgener hätte seinem Sportchef-Lehrling Marco Streller einen im Clubfussball erfahrenen Mann zur Seite stellen können. Er hätte jemanden suchen können, der das Wissen hat, um sich der anspruchsvollen Basler Fanpolitik anzunehmen. Stattdessen hat er sich für einen Namen entschieden, von dem er sagt, er könne dem FCB die Türen von europäischen Grossclubs öffnen, mit denen er im Nachwuchs eine Zusammenarbeit anstrebt. Als ob die Basler zuletzt nicht auch so schon mit Bayern München, Chelsea oder Arsenal geschäftet hätten.

Oder hat sich Burgener von nostalgischen Gefühlen leiten lassen und bei seiner Nomination an 2004 gedacht, als der FCB die Grasshoppers mit einem 8:1 demütigte? GC-Sportchef damals: Jean-Paul Brigger.

Florian Raz ist Sportredaktor der SonntagsZeitung.

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