St. Galler Tagblatt vom 31.05.2017
Verlust · Die Anzeichen verdichten sich, dass der FC St.-Gallen-Stürmer Albian Ajeti an den FC Basel verliert. Die Ablösesumme für den 20-Jährigen soll sich im mittleren einstelligen Millionenbereich bewegen.
Patricia Loher
Nur gerade zwei Monate nach der definitiven Verpflichtung zeichnet sich ab: Der FC St.Gallen wird Albian Ajeti verlieren. Der Transfer des 20-jährigen Stürmers zu seinem Stammclub Basel geht trotz eines Vertrages in der Ostschweiz bis 2021 bald über die Bühne. Meister FC Basel muss anscheinend aber eine beträchtliche Stange Geld aufwerfen für den talentierten jungen Mann. Die Ablösesumme soll sich im mittleren einstelligen Millionenbereich bewegen. Allerdings dürfte dieses Geld nicht vollumfänglich in die Kasse des FC St.Gallen fliessen. Anzunehmen ist, dass auch der FC Augsburg vom Verkauf Ajetis profitiert.
Ende März war es St.Gallens Sportchef Christian Stübi gelungen, den seit dem vergangenen August vom Bundesligaclub ausgeliehenen Stürmer definitiv an den FC St.Gallen zu binden. Da bald einmal durchsickerte, dass die Verpflichtung Ajetis die St.Galler weniger als eine Million Franken gekostet hat, dürfte sich Augsburg zugesichert haben lassen, an einem Weiterverkauf des Baslers beteiligt zu sein.
St.Gallen verliert einen Hoffnungsträger
Ajeti und dem FC St.Gallen scheint es also nicht gelungen zu sein, dem Werben des Doublegewinners zu widerstehen. Sportlich ist der zu erwartende Abgang des Stürmers ein herber Verlust. Ajeti hat in 28 Spielen zehnmal getroffen und ist damit St.Gallens bester Torschütze. Er war im Hinblick auf die kommende Saison ein Hoffnungsträger, im Bestreben des Clubs, einen Schritt weiterzukommen. Noch nach dem 4:1 gegen die Grasshoppers vor etwas mehr als einer Woche sagte Trainer Giorgio Contini: «Ich rechne fest mit ihm und hoffe, dass er bleibt.» Am nächsten Freitag schliesst St.Gallen die Saison ab: just mit dem Auswärtsspiel bei Meister Basel.
Für die Ostschweizer dürfte es in absehbarer Zeit kaum möglich sein, die Lücke, welche Ajeti hinterlässt, zu schliessen. Dabei hatten die Anhänger bis zuletzt gehofft, dass sich der Stürmer durchringe zum Entscheid, nochmals eine Saison in St.Gallen zu bleiben. Es gab durchaus Argumente: Der Konkurrenzkampf in der Ostschweiz ist kleiner, der Druck auch – die Ausgangslage für einen jungen Spieler, um sich in Ruhe weiterzuentwickeln, erscheint perfekt. Zudem war Ajeti auf gutem Weg, ein Publikumsliebling zu werden. Nur: In Basel winkt die Champions League, es winken Titel und ein besserer Lohn. Zudem trifft Ajeti mit dem neuen Sportchef Marco Streller auf einen alten Bekannten – die beiden haben einst noch zusammen gespielt. Der FC Basel strebt unter der neuen Vereinsleitung um Präsident Bernhard Burgener und Sportchef Streller eine Rückbesinnung auf Einheimische an. Nicht nur in der sportlichen Leitung des Clubs, wo auch Alex Frei Einsitz nimmt, sondern ebenso in der Mannschaft.
Der letzte Millionen-Mann war Oscar Scarione
Ajeti hat alle Nachwuchsstufen beim FC Basel durchlaufen und schaffte dort den Sprung in die erste Mannschaft. Noch unter der alten Leitung verliess er den Club im Januar 2016 im Groll in Richtung Augsburg, wo er in der Bundesliga zu einem Einsatz kam.
Das Geld für einen Ajeti-Transfer kann der FC St.Gallen gut gebrauchen. Es sind wirtschaftlich schwierige Zeiten, der Zuschauerdurchschnitt ging in den vergangenen zwei Jahren von 13334 in der Saison 2014/15 bis auf 12533 in dieser Meisterschaft zurück. Zudem ist es schon eine Weile her, seit St.Gallen letztmals einen Spieler für mehr als eine Million Franken verkaufen konnte: Vor vier Jahren ging Oscar Scarione für drei Millionen Franken in die Türkei.