Presseschau

TagesWoche vom 27.05.2017

Fünf Köpfe und wie es beim FC Basel weitergeht

Trainer Urs Fischer sitzt am Morgen nach dem Cuptitel um 7 Uhr im Büro. Er übergibt in einer Woche eine Mannschaft, zu der künftig der holländische Stürmer Ricky van Wolfswinkel gehören könnte. Präsident Bernhard Heusler bedankt sich bei den Fans mit seiner zweiten flammenden Rede und Nachfolger Bernhard Burgener holt sich seinen Vertrauten Peter von Büren zur Seite. Von Samuel Waldis und Christoph Kieslich

Der Presseraum im Stade de Genève hat den Charme einer Tiefgarage. Von Festlichkeit keine Spur, und auch in Urs Fischers Gesichtsausdruck ist wenig Freude zu erkennen. Eine Stunde nach dem gewonnenen Cupfinal gegen den FC Sion nimmt der Trainer des FC Basel vor den Medien Platz. Fischers Ausführungen sind sachlich. Aber innerlich muss sich eine Menge abspielen bei dem Mann, der in zwei Jahren drei von vier nationalen Titeln gewonnen hat – und im Sommer trotzdem gehen muss.

Genugtuung verschafft das erste Double seit 2012 dem scheidenden Trainer nicht, Fischer ist dieses Wort zu negativ. «Und es macht meinen Abschied überhaupt nicht einfacher», sagt er am Tag danach. Fischer wachte nach kurzem Schlaf auf und erzählt davon, wie er an diesem prächtigen Sommertag von seinem Haus in Pfeffingen aus auf die Stadt Basel blickte. Und wie immer war er danach um 7 Uhr in seinem fensterlosen Büro unter der Muttenzerkurve.

«Dieser Cuptitel freut mich auch für mich selber», sagt der 51-Jährige zwar. Aber Fischer schiebt glaubhaft nach, dass seine «riesige Freude» auch dem Club gilt. «Dieser Club lebt, er befängt einen, er zieht einen in seinen Bann.» Sein dritter Titel sei der Verdienst des ganzen Vereins, «es braucht den Präsidenten, es braucht den Sportdirektor, das war einfach eine fantastische Leistung, jeder beim FCB verdient grössten Respekt», sagt er.

«Es macht mir keinen Spass, dass es in zwei Spielen zu Ende ist», betont Fischer abermals. Zwei Spiele bleiben ihm, um sich zu verabschieden. Zwei Spiele, bei denen es um nichts mehr geht. Die Partie am Sonntag gegen die Grasshoppers (16 Uhr) ist Stunden nach dem Cupsieg kein Thema. Und auch am Freitag darauf, beim letzten Heimspiel gegen St. Gallen, geht es eigentlich nur noch um die Übergabe des Meisterpokals.

Einen durchaus gelösten Urs Fischer erlebte man in der Nacht auf Freitag. Die Mannschaft war erst sehr spät aus Genf zurückgekehrt, weil Luca Zuffi und Adama Traoré ihre Zeit benötigten bei der Abgabe ihrer Probe für die Dopingkontrolle. Gegen 1 Uhr empfing eine überschaubare Menge Fans die Mannschaft, und Fischer machte sich im Papa Joe’s mit einem verschmitzten Lächeln auf den Weg: «So, ich gehe wieder auf mein Plätzchen.»

Er meinte die nördlichste Ecke auf dem Balkon, von wo er zum dritten Mal das feurige und rauchige Treiben auf dem Barfüsserplatz beobachten konnte, und wo er sich auch am 3. Juni nochmals hinstellen wird. Zum letzten Mal. Dann folgt für ihn ein nächster Lebensabschnitt, genauso wie für Präsident Bernhard Heusler.

«Die anderen begreifen das nicht» – Bernhard Heuslers Rede an die Fans

Obschon ein begnadeter Redner, hatte Heusler in den letzten Jahren auf dem Balkon selten das Mikrofon ergriffen. An diesem Tag, da der Mythos FC Sion archiviert wurde, hielt der Präsident gleich zwei Ansprachen. Seine erste richtete er vor dem Spiel mit flammendem Appell und Tränen in den Augen an die Mannschaft. Eine «einmalige Rede», wie Fischer sagt, «da hatte sogar ich Hühnerhaut.»

Die zweite Ansprache richtete Heusler vom Stadtcasino-Balkon aus an die Anhängerschaft. Im Wortlaut sagte er:

«Fankultur ist das, was wir erlebt haben in Genf. Eventbesucher gegen Fankultur. Und was Ihr dort geboten habt, meine Damen und Herren, Chapeau, Chapeau, Chapeau, Chapeau! Fankultur, weiter so! Leidenschaft, Leidenschaft, wir in Basel leben Leidenschaft. Die anderen begreifen das nicht. Das ist einer der Gründe, warum wir uns jedes Jahr hier treffen. Und nächstes Jahr wieder, wieder mit Euch, und wieder mit diesen Spielern. Danggschön!»

Zwei Namen für den Sturm

Das Gros dieser Spieler wird zusammenbleiben, Veränderungen wird es aber geben. So macht die Information die Runde, dass der FC Basel am holländischen Stürmer Ricky van Wolfswinkel interessiert ist. Nach Informationen der TagesWoche stehen die Chancen sehr gut, dass die neue sportliche Führung den 28-Jährigen von Vitesse Arnheim auch tatsächlich verpflichten kann.

Nachdem klar ist, dass Marc Janko den Verein verlassen muss, und man zudem davon ausgehen kann, dass der FCB die Option nicht zieht, Seydou Doumbia von der AS Roma definitiv zu übernehmen, tut eine Ersatzbeschaffung not. Van Wolfswinkel erzielte in 32 Spielen in der holländischen Eredivisie 20 Tore. Für einen Stürmer von seinem Format wird der FCB von seiner reichlich gefüllten Kasse investieren müssen.

Sollte sich zudem die Rückkehr von Albian Ajeti bewerkstelligen lassen, werden die Basler ein weiteres Mal tief in die Tasche greifen müssen. Ajeti wechselte Januar 2016 vom FC Basel zum FC Augsburg für rund eine halbe Million Euro. St. Gallen soll danach eine Million an den Bundesligisten bezahlt haben.

Von Büren im Holding-Verwaltungsrat

Formen nimmt auch die neue Clubführung an. Dem Vernehmen nach soll Peter von Büren Einsitz in den Verwaltungsrat der FC Basel Holding AG nehmen und auch für den Vorstand des Vereins FC Basel 1893 kandidieren.

Der 62-jährige von Büren ist seit vielen Jahren ein Wegbegleiter von Bernhard Burgener, dem zukünftigen Mehrheitsaktionär des FC Basel. Von Büren wohnt wie auch Burgener im aargauischen Zeiningen, hat Verwaltungsratsmandate in mehreren von Burgeners Unternehmen und ist seit 1994 in diversen Managementbereichen der Highlight Communications AG tätig.

Werthmüller bleibt dem FCB für die Übergangszeit erhalten

Eine kleine Überraschung hat Stefan Werthmüller in der Nacht der Cupsieger am Rande fallen lassen: Auf Bitten von Burgener wird der aktuelle Finanzvorstand bis Jahresende der neuen Vereinsführung zur Seite stehen. Am 9. Juni, an der 123. Generalversammlung, legen zusammen mit Werthmüller sämtliche Verwaltungsratskollegen ihre Ämter nieder.

Somit bleibt immerhin noch einer aus der alten Riege übrig, wenn auch nur für eine Übergangszeit.

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